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Huldigungen im Belvedere

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"Zwei Huldigungen nebeneinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten": Gerbert Frodl, Direktor des Österreichischen Galerie Belvedere war nicht wirklich glücklich...

Es geht um die Einteilung der beiden Ausstellungen „Blumen für das Kaiserhaus“ und „Sigmund Freud in Kunstwerken“. Bevor die Besucher nämlich die Werke des Wiener Biedermeier-Pflanzenmalers Johann Knapp sehen, durchqueren sie einen Raum mit moderner Kunst rund um den Begründer der Psychoanalyse. „Es passt besser, als man glauben würde“, meinte Frodl heute, Dienstag, bei der Pressekonferenz, um lakonisch hinzuzufügen: „Außerdem ist es ja nicht für die Ewigkeit.“

Wenn in sechs Wochen (7. Jänner) die kleine Freud-Schau zu Ende geht, wird Frodl seinen Platz bereits für die Nachfolgerin Agnes Husslein-Arco geräumt haben. Bis dahin werden die Werke von Valie Export über Arnulf Rainer bis zu Gunter Damisch und Franz West, die von Thomas Trummer ursprünglich im Auftrag von Bundespräsident Heinz Fischer zum „Tag der offenen Tür“ in der Präsidentschaftskanzlei der Hofburg kuratiert wurden, im Vorzimmer der Blumenschau zu sehen sein. Durchaus eine gewagte Kombination, aber Frodl dazu: „Hätten wir es nicht für sinnvoll gehalten, hätten wir es nicht gemacht.“

Der Fokus der heutigen Präsentation lag aber auf jeden Fall auf der Botanik. Die Schau „Blumen für das Kaiserhaus“ (bis 11. Februar 2007) wurde rund um das zentrale Werk „Huldigung an Jacquin (Jacquins Denkmal)“ konzipiert, das Johann Knapp zum Gedenken an den österreichischen Botaniker Nicolaus Joseph Jacquin (1727-1817) gemalt hat. Dieser war Leiter der Wiener kaiserlichen Gärten und wurde gerne mit dem schwedischen Botaniker Carl von Linné verglichen, der die 24 Klassen des botanischen Systems begründete. Diese 24 Klassen finden sich auch in dem 1821/22 entstandenen, prächtig arrangierten Werk von Johann Knapp, einem der Hauptwerke der Biedermeiersammlung des Belvedere.

Neben diesem Bild und den Studien rundherum wurde die Ausstellung in die Teile „Exotische und heimische Zierpflanzen“, „Früchte“ und „Rosen“ eingeteilt. Die Aquarelle, die zu einem großen Teil Auftragsarbeiten der Erzherzöge Johann und Anton waren, wurden vom Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe aufbereitet. Die Kunsthistorikerin Helga de Cuveland gestaltete den Katalog zur Schau, die ihren Worten zufolge „einem der bedeutendsten Botanikmaler seiner Zeit“ gewidmet ist. Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte die Blumenmalerei im wahrsten Sinne des Wortes ihre Blütezeit.

Knapp war damals vor allem in Schönbrunn und im Botanischen Garten der Stadt tätig, wo er laut dem Leiter des nahe dem Belvedere gelegenen Botanischen Gartens der Uni Wien, Michael Kiehn, „beste Voraussetzungen“ vorfand. Im Zuge seiner Arbeiten entstanden mehr als tausend Tafeln, die noch im 19. Jahrhundert für insgesamt nur 600 Mark nach Hamburg wanderten. Dort gab es kürzlich eine große Ausstellung zu Knapp, die nun in einer Variation in Wien zu sehen ist. Hier stehen jedoch nicht die Aquarelle, sondern das „größte Blumenbild des Biedermeier und eines der größten der Kunstgeschichte“ (Frodl) im Mittelpunkt.

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