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Hürden und uneinheitliche Regeln bei Pflege-Ausbildung

Am Montag wurde Kritik laut an zu vielen Hürden zur Pflege-Ausbildung.
Am Montag wurde Kritik laut an zu vielen Hürden zur Pflege-Ausbildung. ©APA/dpa/Oliver Berg
Am Montag kritisierte Diakonie-Direktorin maria Katharina Moser, dass aufgrund der vielen unterschiedlichen Ausbildungswege, viele potenzielle PFlegekräfte nicht in dem Beruf landen.
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Personalmangel in Pflege

In der Pflege gibt es viele verschiedene Berufsbilder, zu denen wiederum unterschiedliche Ausbildungswege führen. Aufgrund diverser Hürden sowie der komplizierten und oft länderspezifischen Regeln würden viele potenzielle Pflegekräfte nicht in der Ausbildung beziehungsweise im Beruf landen, monierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Montag vor Journalisten.

Viele Menschen interessieren sich in Ein- oder Umstieg in die Pflege

Einerseits gebe es einen immer stärker zunehmenden Personalmangel im Pflegebereich und andererseits viele Menschen, die sich für einen Ein- oder Umstieg in den Beruf interessieren. Das sei aber nicht immer möglich, so Diakonie-Sozialexpertin Anja Eberharter. Selbst ihr sei es nicht gelungen, an einer Stelle alle Infos über Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten zu bekommen.

Zu viele verschiedene Ausbildungswege in die Pflege

Im Wesentlichen führen vier Schienen zu einem Pflegeberuf: Ausbildungen an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege (Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/in), Schulen für Sozialbetreuungsberufe (Heimhilfe, Fachsozialbetreuer/in, Diplomsozialbetreuer/in), Schulversuche an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) für Pflege sowie ein Studium an einer Fachhochschule (FH).

Kritik an unterschiedliche Regeln in den Bundesländern

Während etwa an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege in den meisten Bundesländern keine Ausbildungskosten anfallen und auch ein Taschengeld bezahlt wird, müssen an Schulen für Sozialbetreuungsberufe und den BHS Schulgeld bzw. an den FH Studiengebühren bezahlt werden. Die Förderung einer Ausbildung ist zwar grundsätzlich möglich, steht aber nicht allen Personen offen.

So ist etwa zwar in sieben Bundesländern (nicht in NÖ und im Burgenland) eine Förderung der Ausbildung in Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege bzw. für Sozialbetreuungsberufe über eine Implacementstiftung möglich. Allerdings ist die Voraussetzung dafür der Bezug von Arbeitslosengeld. Personen, die noch im Job sind und umsteigen wollen, werden nicht gefördert. Auch für ein Fachkräftestipendium gibt es Hürden: Dieses wird etwa Akademikern nicht finanziert und darf auch nicht für eine tertiäre Ausbildung verwendet werden.

Lösung könnten Schulversuch der BHS für Pflege sein

Eine Lösung für viele Probleme könnten die Schulversuche mit den BHS für Pflege sein, betonte Susanne Lissy, Leiterin der Pflege- und Sozialbetreuungsschulen der Diakonie in Kärnten. Hier würden die Schülerinnen und Schüler bereits nach Absolvierung der dritten Klasse einen Abschluss zur Pflegeassistenz in der Tasche haben und nach der Matura neben der Reifeprüfung auch einen Abschluss für die Pflegefachassistenz.

Nachteil: Der Schulversuch wird derzeit nur an sieben Schulen geführt - alles Privatschulen, die dafür rund 170 Euro pro Monat verlangen. Bei einer Überführung ins Regelschulwesen würden wohl kaum öffentliche Schulen mitmachen, da in diesem Bereich Schulunterrichts- sowie Gesundheits- und Krankenpflegegesetz aufeinandertreffen und damit zwei Ministerien zuständig seien, so Lissy. Außerdem würden die allgemeinen Gegenstände über den Bund und die Pflegegegenstände über die Länder finanziert. "Wir müssen also die Lehrpersonen aus den Landesschulen für Gesundheits- und Krankenpflege in diesen Schulversuch 'hineinbauen'". Einerseits würde es gut 20 weitere solche Schulen vertragen, meinte Moser. Andererseits sollte das Schulgeld von der öffentlichen Hand übernommen werden.

Schulen für Sozialbetruungsberufe sind Privatschulen

Auch die Schulen für Sozialbetreuungsberufe sind Privatschulen, die 500 bis 800 Euro pro Jahr verlangen. Nur einzelne Länder wie Salzburg und OÖ würden dies übernehmen, außerdem erhielten die Schülerinnen und Schüler kein Taschengeld und müssten die Lebenshaltungskosten selbst tragen. Das müsse sich generell ändern, meinte Moser - vor allem wenn man Umsteigerinnen und Umsteiger bzw. Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger für den Beruf gewinnen wolle. "Wir wissen, dass durchgängige Erwerbsbiografien nicht mehr funktionieren. Die Menschen sollten daher die Chance haben, einmal strukturiert finanziert umgeschult in einen anderen Beruf gehen können."

Auf ein weiteres Problem machte Eberharter aufmerksam: Die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege wird ab 2024 komplett an die FH verlagert. Das sei grundsätzlich gut - allerdings würden dann die Schüler nicht nur ihr Taschengeld verlieren, sondern zusätzlich Studiengebühren bezahlen müssen. "Das ist ein Rückschritt."

(APA/Red)

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