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HPV-Impfrate geriet durch Corona ins Stocken

Die Ärzte- und Apothekerkammer starten eine Aktion für HPV-Impfungen.
Die Ärzte- und Apothekerkammer starten eine Aktion für HPV-Impfungen. ©APA (Sujet)
Die HPV-Durchimpfungsrate liegt in Österreich bei nur 50 Prozent. Für Jugendliche wird nun ein Catch-Up-Programm gestartet, um die Impfungen nach dem Totalausfall durch Corona wieder zu erhöhen.

Die Covid-19-Pandemie hat bei den Impfungen gegen das Humane Papilloma Virus (HPV) als Erreger von Gebärmutterhals- und anderen Krebsarten in Österreich zum Teil zu einem Totalausfall geführt. Ärzte- und Apothekerkammer starten jetzt ein HPV Catch-Up-Programm für die Zwölf- bis 18-Jährigen, um die österreichweit bisher nur bei 50 Prozent liegende Durchimpfungsrate von Kindern und Jugendlichen zu steigern, hieß es am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz.

Catch-Up-Programm für HPV-Impfung gestartet

"Eine Impfung verhindert Krebs und hilft, unnötige Operationen zu vermeiden. Es erkranken in Österreich pro Jahr rund 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Mit der Impfung könnten daneben auch andere Krebserkrankungen ausgerottet werden", sagte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer. Human Papilloma-Viren sind die Ursache von de facto allen Zervixkarzinomen (Karzinome des Gebärmutterhalses; Anm.) und auch für Anal-, Penis- und Karzinome des HNO-Traktes verantwortlich.

Seit vielen Jahren gibt es eine Impfung, die genau diese Problematik der durch Sexualkontakte übertragenen Humanen Papilloma Viren vermeiden hilft. "Vier von fünf Personen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV", betonte Maria Paulke-Korinek, Impfexpertin des österreichischen Gesundheitsministeriums. "In Österreich gibt es pro Jahr 130 bis 180 Todesopfer durch Zervixkarzinome." Wird im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen (Abstrich) eine Gebärmutterhalskarzinom-Vorstufe entdeckt, ist oft ein gynäkologischer Eingriff notwendig. Das kann zu weiteren Problemen führen. In Österreich gibt es pro Jahr rund 6.000 solcher Operationen mit - zum Beispiel - nachfolgend einem höheren Risiko für Frühgeburtlichkeit etc.

Corona-Pandemie ließ Impfraten in Österreich generell sinken

"Die Impfung ist für Buben und Mädchen vom neunten bis zum zwölften Lebenjahr kostenfrei (im Rahmen des Kinderimpfprogramms; Anm.) verfügbar. Ab dem 15. Lebensjahr gibt es eine Nachimpfaktion", sagte Maria Paulke-Korinek.

Doch weil mit der Covid-19-Pandemie die Impfraten in Österreich - speziell auch die Beteiligung an den HPV-Impfungen - zurückgegangen sind, sollte es jetzt ans Aufholen gehen, sagte Gerhard Kobinger, Vorstandsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer: "Sehr viele Impfungen sind durch die Pandemie leider ausgefallen." Für alle Zwölf- bis 18-Jährigen werden daher ein Jahr lang HPV-Impfungen zu vergünstigten Konditionen angeboten. Eine Vakzine-Dosis kostet 75 statt normalerweise rund 200 Euro in den österreichischen Apotheken, das Impfhonorar beim niedergelassenen Arzt höchstens 15 Euro. Laut Kobinger gibt es für die niedergelassenen Ärzte die Möglichkeit, fünf Vakzinedosen als "Starterpaket" im Voraus zu beziehen. Sonst soll die Aktion auf Gutscheinbasis funktionieren.

Impfung schützt vor HPV-Erkrankung

Derzeit lauten die österreichischen Empfehlungen auf zwei Teilimpfungen gegen HPV für Mädchen und Buben im Alter bis zu 15 Jahren. Ab dem Alter von 15 Jahren sollte jedenfalls auch noch eine dritte Teilimpfung erfolgen. Die Vakzine schützt zusätzlich vor Genitalwarzen. Auch bei dieser Impfung gibt es in Österreich regional deutliche Unterschiede, was die Beteiligung betrifft. Schmitzberger: "Der Föderalismus ist in Österreich einer der größten Feinde der Impfungen." Das gehe zum Teil bis auf Bezirksebene herunter.

2018 wurden in Österreich laut Statistik Austria 440 Zervixkarzinom-Erkrankungen registriert. 133 Frauen erlagen einem solchen Karzinom, obwohl auch bei Ungeimpften eine Diagnose gefährlicher Gewebeveränderungen bereits mit dem Vorstadium durch regelmäßige Abstrichuntersuchungen möglich wäre. Eine groß angelegte Studie aus Großbritannien, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, zeigte eine erreichbare Schutzrate gegen Gebärmutterhalskrebs von fast 88 Prozent.

(APA/Red)

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