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Hollywood erklärt Katalonien Kino-Krieg

"Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" startet am 19. November in Spanien und der Filmstart des berühmten Zauberlehrlings wird auch die Potter-Fans in der nordöstlichen Region Katalonien in die Kinos locken. Doch es wird der vorerst letzte Hollywood-Streifen sein, in dem der Protagonist in einer katalanischen Synchronfassung sprechen wird. Denn Hollywood hat Katalonien den Krieg erklärt.

Anfang des Jahres beschloss das katalanische Regionalparlament in Barcelona im Zuge seines derzeit verstärkten Kampfes für eine sprachliche und politische Selbstständigkeit von Spanien, dass mindestens die Hälfte aller ausländischen Filmproduktionen auch in katalanischer Fassung gezeigt werden müssen. Doch Hollywoods Kinobranche hat in der globalisierten Welt kein Verständnis für sprachliche Kleinkriege. Und die Antwort der Hollywood-Produzenten ist knallhart: Weder auf Spanisch, noch auf Katalanisch! Ab dem kommenden Jahr werden amerikanische Streifen in Katalonien nur noch in der englischen Originalfassung gezeigt oder gar nicht.

Die Kinobranche in Katalonien befürchtet schon das Schlimmste. 2009 wurden in Katalonien 370 Filme gezeigt. Doch waren es die 50 Hollywood-Produktionen, die rund 65 Prozent der gesamten Kinobesucher anzogen. Sollten nur zehn große US-Produktionen in Katalonien nicht oder nur auf Englisch gezeigt werden, würde das Verlusten von bis zu 15 Prozent für die gesamte Branche bedeutet, sagt Camilo Tarrazón, Präsident des katalanischen Kino-Verbandes. Tarrazón prophezeit bereits das “Aus” für viele Kinobetreiber in der Region.

Tarrazón hält die neue Gesetzgebung zudem für absurd. Nach einer Umfrage sind 82 Prozent der 7,5 Millionen Katalanen dafür, dass Kinofilme nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Katalanisch zu sehen sind. Aber in der Praxis schauen sich nur 3,8 Prozent der Kinobesucher Filme in katalanischer Sprache an. Die sozialistische Regionalregierung führt das allerdings nicht auf das geringe Interesse, sondern auf das knappe Angebot zurück. Derzeit werden in Katalonien nur etwa drei Prozent der Filme in katalanischer Fassung gezeigt. Die Regierung sieht darin zudem eine klare Benachteiligung des Katalanischen, das in der Region ebenso wie das Spanische offizielle Amtssprache ist.

Die Regierung in Barcelona hoffte lange darauf, dass Hollywood in dem Sprachenstreit klein beigeben wird. “Katalonien zählt immerhin mehr Kinobesucher als Finnland, Dänemark oder die Niederlande”, erklärte Kataloniens Kulturminister Joan Manel Tresserras Anfang Februar. Jetzt hat er die Antwort bekommen. Sein Vergleich mit den nordeuropäischen Ländern war sowieso ein argumentatives Eigentor, denn in Finnland, Dänemark und in der Niederlande laufen die Filme in den Kinos ohnehin stets im Original mit Untertiteln, da es sich für Hollywood und die Kinobetreiber finanziell nicht lohnt, für Sprachen, die von so wenigen gesprochen werden, Synchronfassungen anzufertigen.

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