Ernst Schatzmann ist beredt wie ein Buch. Trotz seines Achtzigers, den er heute feiert. Denn alt machen den Hohenemser nur die Jahre. Der Geist ist wach wie ein frischer Sommerregen. Fit halten ihn die täglichen Bergwanderungen und das Bemühen, die Menschen zu mehr Selbstverantwortung für ihre Gesundheit zu bewegen. Ein Unterfangen, das in der Erfindung eines ganzheitlich orientierten Gesundheitspasses mündete, mit dem Ernst Schatzmann sowohl Schüler als auch Schulmediziner überzeugen konnte. Dann befasst sich der rüstige Senior mit nichts Geringerem als der Nanotechnologie. Von der er glaubt, dass sie weit gefährlicher ist als die Gentechnologie. Die Spaziergänge am Vormittag und die Beschäftigung mit der Naturwissenschaft am Nachmittag geben dem Leben des Witwers eine Struktur. Die braucht Ernst Schatzmann, seit vor zwei Jahren seine Frau nach langem Leiden starb. Er hat sie aufopfernd gepflegt, sich dabei jedoch so sehr mit ihrer Krebserkrankung identifiziert, dass sein Umfeld im riet, etwas anderes zu tun. Am nächsten lag ihm da die Prävention, die bei seiner Frau trotz regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen kläglich versagt hatte. Heute noch geht Ernst Schatzmann mit der praktizierten Art von Vorsorge hart ins Gericht. Man schickt die Leute zum Arzt, damit der sie untersucht, sagt er. Das sei mitunter notwendig, aber allein zu wenig. Die Menschen müssen für ihre Gesundheit selbst Verantwortung übernehmen, fordert er im Brustton der Überzeugung.
Ärzte im Boot
Und redet dabei am liebsten der Salutogenese das Wort. Es geht darum, die Potenziale des Menschen zu stärken, die der Gesundheit dienen, erklärt der gelernte Chemiker fachkundig. Aktive Gesundheitspflege nennt er es auf gut Deutsch. Dafür kreierte er mit Unterstützung renommierter Ärzte im Land den Gesundheitspass, der den Leuten konkrete Verhaltensänderungen für das tägliche Leben aufzeigt. Er beruht auf vier Säulen, die da Bewegung, Ernährung, ganzheitliche Aktivitäten und Vorsorge wären. Ernst Schatzmann beschäftigte sich auch intensiv mit der Komplementärmedizin. Dass ihm hier die Schulmedizin gefolgt ist, freut ihn besonders. Bei nicht weniger als 150 Präsentationen stellte er den Gesundheitspass vor.
Der Sonne entgegen
Dankbare Abnehmer waren unter anderem acht Schulen, die letztlich alle ihren eigenen Gesundheitspass entwickelten. Das zeigte mir, dass sich die Schüler damit identifizierten, so Ernst Schatzmann. Eine österreichweite Einführung über die Seniorenverbände scheiterte an den Wechseln der Gesundheitsminister. Aber Ernst Schatzmann, der mit 72 Jahren noch 80.000 Höhenmeter bei Skitouren zurücklegte, gibt nicht auf. Naturwissenschaft so interpretieren, dass sie dem Lebensstil nützt: Das wurde ihm zur Lebensaufgabe. Auch seine Zusammenfassungen über die Nanotechnologie haben es als Unterrichtsmaterial an eine Schule geschafft. Die Diskussion über den Nutzen und die Gefährlichkeit dieser Technologie müsse unbedingt geführt werden. Dabei ist er schon einen Schritt weiter. Der Sonne entgegen, der jetzt sein Interesse gilt.