Hanno Loewy hat wenige Orte kennengelernt, wo man so entspannt über jüdische Geschichte und Gegenwart nachdenken kann. Wie unter einem Brennglas gebündelt fand er hier alle tragischen und schönen Aspekte der Geschichte des Zusammenlebens. Und kehrte 2003 wieder, um zu bleiben.
Liberale Grundhaltung
Seine Eltern haben Hanno Loewy kaum jüdische Tradition, aber eine liberale und soziale Grundhaltung mitgegeben. Mutter und Vater mussten vor den Nazis fliehen, lernten sich in Palästina kennen und entschieden sich 1956 bewusst, nach Deutschland zurückzukehren. Sie haben den Zionismus und später den Kommunismus kennengelernt und sich von beidem getrennt. Ihr Sohn Hanno lernte bei ihnen, die Welt nicht in jüdisch und nichtjüdisch einzuteilen, entwickelte früh eine große Neugier, und die ist heute im optimalen Fall ansteckend für andere. Als Hanno Loewy 2003 nach Vorarlberg übersiedelte, eröffnete er im Jüdischen Museum als erstes die Ausstellung Milch und Hering. Diesem Fest der jüdischen Küche steuerte ein Freund eine beachtliche Portion Leberhäckele bei, Loewys Leibspeise aus Kindertagen. Seine Mutter, die aus dem Schwarzwald stammt, hat die gehackte Leber, eine ostjüdische Spezialität, als Leberhäckele alemannisch eingemeindet. Er lebt gerne hier. Loewy schätzt die pragmatische Kreativität der Vorarlberger, mit Problemen umzugehen. Bei Amtsantritt sah er sich das Umfeld an, um herauszufinden, mit welchen Menschen man in Vorarlberg gemeinsam Pferde stehlen kann. Und, hat er welche gefunden? Ja, sagt der Direktor des Jüdischen Museums, ziemlich viele sogar.