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Historisches Unikat findet neue Heimat

Mit einem Festakt wurde die Schenkung gefeiert.
Mit einem Festakt wurde die Schenkung gefeiert. ©Laurence Feider
Der Kameradschaftsbund Bregenz-Wolfurt übergab sein Stammbuch der Landesbibliothek. 
Stammbuch des Kameradschaftsbunds

Bregenz. Ein bedeutendes Stück Vorarlberger Geschichte hat seinen Weg in die sichere Obhut der Vorarlberger Landesbibliothek gefunden. Am 29. August überreichte eine Abordnung des Kameradschaftsbundes Bregenz-Wolfurt das handgeschriebene Stammbuch des I. Vorarlberger Militärveteranenvereins (Wolfurt) an die Landesbibliothek, wo es künftig in der Stiftsbibliothek des Gallusstifts verwahrt wird. Dieses wertvolle Dokument, das tief in die lokal- und regionalgeschichtliche Vergangenheit eintaucht, wird damit nicht nur sicher verwahrt, sondern auch für die Forschung zugänglich gemacht.

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„Wir wollten einen sicheren Platz für dieses historisch wertvolle Buch und es für die kommenden Generationen erhalten“, erklärte Thomas Kinz, Obmann des Kameradschaftsbunds Bregenz-Wolfurt. Norbert Schnetzer, Direktorstellvertreter der Vorarlberger Landesbibliothek, bestätigte die Bedeutung des Dokuments: „Den sicheren Platz hat es bei uns auf jeden Fall und sogar mehr. Wir werden es in unseren Katalog aufnehmen und für alle Interessierten zugänglich machen.“

Bewegte Vereinsgeschichte

Das Stammbuch beinhaltet die Gründungsgeschichte aus dem Jahr 1875 und die Namen der zehn Gründungsmitglieder, geboren zwischen 1826 und 1846. Die erste Anregung zur Gründung dieses Vereins machte der spätere Arzt Martin Rohner aus Wolfurt, geb. 1790. Unter der Regierungszeit Napoleons I. musste Rohner den französisch-russischen Feldzug 1809 bis 1814 mitmachen. Auf dem Sterbebett 1864 äußerte der Veteran den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die mit ihm dienten, zur letzten Ruhe tragen. 1874 schließlich versammelten sich alle „Ausgedienten“ im Adler in Rickenbach, um zur Gründung eines „Militär-Veteranen-Vereins“ die nötigen Schritte einzuleiten. Am 17. Juli 1875 feierte der „I. Vorarlberger-Militär-Veteranen Verein“ das Fest der Fahnenweihe.

Berichte von Zeitzeugen

Das Stammbuch enthält auch die Namen von 124 aktiven Mitgliedern, die aus Wolfurt und den umliegenden Gemeinden stammten. Vermerkt sind ihre Militärdienste, die meist bei den Kaiserjägern geleistet wurden, sowie ihre Einsätze in Italien, Südtirol und der Herzegowina. Sämtliche Namen sind in großer gotischer Schrift vermerkt. Der Teilnehmer des Ersten Weltkrieges Wilhelm Mohr, Jahrgang 1890 hat das Buch nach dem Krieg in Kurrentschrift weitergeführt. Es folgten 19 Erlebnisberichte von Wolfurtern, die in Südtirol, Galizien, Russland, Sibirien und Bosnien im Kriegseinsatz standen bzw. in Gefangenschaft geraten waren.

„Es ist interessant, abenteuerlich und erschütternd zugleich, was diese Männer im Krieg und in der Gefangenschaft erleiden und überstehen mussten“, so Oberst i. R. Professor Erwin Fitz, der sich im Ruhestand dem Gedenken an die Kriegsopfer und der Pflege alter Traditionen widmet. Fitz ist nicht nur Mitglied im Kameradschaftsbund Bregenz-Wolfurt, sondern auch Landesgeschäftsführer des österreichischen Schwarzen Kreuzes und Kommandant des Vorarlberger Traditionsschützen-Regiments.

Alte Schrift übersetzt

Ein großer Verdienst bei der Erschließung dieser wertvollen historischen Dokumente gebührt Renate Heim. Sie hat die Stammbuch-Einträge aus der schwer lesbaren Kurrentschrift transkribiert und damit auch einem jüngeren Publikum zugänglich gemacht. „Bis auf zwei Kleinigkeiten konnte ich alles entziffern“, berichtet die Transkriptorin.

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