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"Historische Kostenwelle" trifft Lebensmittelhersteller

Heimische Lebensmittelindustrie ist unter Druck.
Heimische Lebensmittelindustrie ist unter Druck. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Die stark gestiegenen Energie- und Agrarrohstoffpreise setzten die heimische Lebensmittelindustrie unter Druck.

Es gebe "eine historische Kostenwelle", sagte die Geschäftsführerin des WKÖ-Fachverbands der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Für die heimische Agrarwirtschaft und Lebensmittelindustrie war 2021 ein erfolgreiches Exportjahr: Die Ausfuhren stiegen um 9,4 Prozent auf 13,9 Mrd. Euro.

Lebensmittelpreise werden weiter steigen

Wie stark die Lebensmittelpreise für Konsumenten im laufenden Jahr noch steigen werden, wollte Koßdorff nicht kommentieren. "Das kann man seriöserweise nicht sagen." Die einzelnen Lebensmittelhersteller müssten "scharf kalkulieren" und mit ihren Kunden "partnerschaftliche Gespräche führen, um diese Situation gemeinsam zu schultern", so die Branchenvertreterin.

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke wurden teurer

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich laut Statistik Austria im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt um 4,3 Prozent und damit etwas weniger als im Jänner, als der Anstieg noch 4,9 Prozent betrug. Fleisch verteuerte sich für die Endverbraucher um 3 Prozent. Die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse stiegen um 5,9 Prozent, jene für Gemüse um 6,8 Prozent. Milch, Käse und Eier insgesamt kosteten um 3 Prozent mehr und Öle und Fette um 12,9 Prozent. Limonaden wurden um fast 10 Prozent teurer, Kaffee um 6 Prozent. Einen starken Preisanstieg gab es mit fast 22 Prozent bei Butter. Auch Fruchtjoghurt (+16,4 Prozent), Vollmilchschokolade (+15,8 Prozent) sowie Flaschenbier (+12,4 Prozent) haben sich im Februar im Vergleich zu 2021 überdurchschnittlich stark verteuert.

Hamsterkäufe unterlassen: "Es braucht sich keiner Sorge machen"

Die Lebensmittelindustrie-Vertreterin bittet Konsumenten aufgrund des Ukraine-Kriegs nicht Vorräte zu "hamstern". "Die Versorgung Österreichs mit Lebensmitteln, Futtermitteln und Getränken ist gesichert." Auch die Versorgung mit Sonnenblumenöl sei sichergestellt. "Es braucht sich keiner Sorgen machen."

Die Preise unter anderem für Treibstoff, Gas, Strom, Getreide, Rind- und Schweinefleisch und Speiseöle sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Bereits durch die Coronapandemie und schlechte Ernten habe es einen "exorbitanten Preisschub" für die Unternehmen geben, sagte Koßdorff. "Das hat sich durch den Ukraine-Krieg massiv verschärft." Die Kosten für Energie, Rohstoffe, Logistik und Verpackung hätten "noch eine immense Dynamik bekommen".

Ukraine und Russland bestimmen Preisbildung in Europa mit

Österreichs Agrar- und Lebensmittelimporte aus Russland und der Ukraine sind vergleichsweise nicht hoch. Aber die beiden Länder würden als große Agrarexporteure, etwa bei Getreide, Obst, Ölsaaten und Soja die Preisbildung in Europa mitbestimmen, sagte die WKÖ-Vertreterin Koßdorff. Russland habe auch indirekt große Bedeutung für die heimische Lebensmittelindustrie, weil Österreich von Erdgas aus Russland sehr stark abhängig sei.

Lebensmittelhersteller sorgen sich um Versorgung mit Erdgas

Die Lebensmittelhersteller sorgen sich aufgrund des Ukraine-Kriegs und den Russland-Sanktionen um eine gesicherte Versorgung mit Erdgas. Die Lebensmittelindustrie benötigt rund 3,5 Terawattstunden (TWh) Gas pro Jahr, das sind rund 10 Prozent des jährlichen Gasbedarfs der gesamten Industrie. Laut Gas Infrastructure Europe (GIE) sind die heimischen Gasspeicher derzeit nur mehr zu 13,4 Prozent gefüllt. Bei einer großen Gas-Knappheit werden die privaten Haushalte vorrangig mit Gas beliefert und die Industrie muss die Produktion verringern. "Der Branche und ihren Partnern sowie Zulieferern in der Wertschöpfungskette sind in der staatlichen Energielenkung die nötigen Gas Mengen zu gewähren, um die Versorgung mit Lebens und Futtermitteln in gewohnter Menge und Qualität sicherzustellen", forderte die Branchenvertreterin. Oberste Priorität müsse "jetzt die Vorbereitung und Umsetzung einer nachhaltigen Versorgung mit Erdgas haben".

(APA/Red)

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