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Hirschmann Automotive mit vorsichtigen Prognosen für 2020

Volker Buth, Geschäftsführer von Hirschmann Automotive, stellt vorsichtige Prognosen für 2020.
Volker Buth, Geschäftsführer von Hirschmann Automotive, stellt vorsichtige Prognosen für 2020. ©VOL.AT/Stiplovsek
Nach mehreren Jahren mit Umsatzzuwächsen im zweistelligen Prozentbereich geht man für heuer von plus 3,8 Prozent aus.

Im Vorjahr steht ein Plus von 5,4 Prozent in den Büchern - trotzdem werden fast 78 Millionen Euro investiert, unter anderem in Rankweil - doch vor allem das neue Logistikgebäude soll etwas später kommen als ursprünglich geplant.

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Der Automobilzulieferer Hirschmann Automotive hat in den vergangenen Jahren wiederholt Umsatzzuwächse im zweistelligen Prozentbereich eingefahren. Auch für 2019 ging man anfangs von einem Plus von 13,5 Prozent aus. Geworden sind es schlussendlich plus 5,4 Prozent auf ein Geschäftsvolumen von 405 Millionen Euro. Das erklärte CEO Volker Buth im wpa-Gespräch. "Wir haben erstmals die Marke von 400 Millionen Euro überschritten und sind stärker als der Markt gewachsen. Insofern sind wir trotz der angespannten Lage am Markt nicht unzufrieden mit 2019." Das gelte auch für die Ertragssituation.

Umsatzwachstum

Wie zu erwarten war, kann sich auch Hirschmann Automotive den internationalen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen nicht entziehen. Da ist zum einen die weltweite Verunsicherung in der Automobilbranche, wie schnell sich Elektrofahrzeuge tatsächlich durchsetzen werden. Und zum anderen gibt es die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, die auch Europa betreffen, den Brexit und die Krisenherde im Nahen Osten. "Wir sind für 2020 mit vielen Unsicherheiten konfrontiert und haben unsere Prognosen sehr vorsichtig angesetzt", so Buth. Aktuell rechne man mit einem Umsatzplus von 3,8 Prozent auf 420 Millionen Euro. Dabei habe man auch noch bewusst konservativer gerechnet, als es die Planungen der Kfz-Hersteller erlauben würden.

Investitionen von 77,5 Millionen Euro

Nichtsdestotrotz halte das Unternehmen weiterhin an millionenschweren Investitionen an den  Standorten fest. So seien für heuer insgesamt 77,5 Millionen Euro vorgesehen. Davon fließen 44 Millionen Euro in neue Werkzeuge und Maschinen, davon wiederum 21 Millionen Euro allein für Anlagen in Rankweil. Dazu kommen 16 Millionen Euro für Gebäude und Infrastruktur am Ländle-Stammsitz. "Das sind Investitionen in eine nachhaltige Zukunft. Wir glauben auch weiterhin an den Erfolg des Automobils, egal welche Antriebstechnologie sich durchsetzen wird."

Das zeige sich unter anderem darin, dass Hirschmann mit Teilen seines Produktsortiments in der Stromklasse Hochvolt bis 1.000 Volt/40 Ampere weltweit zu den volumenstärksten Anbietern gehöre. Diese Produkte kommen in Elektrofahrzeugen zum Einsatz. Bis 2022 soll der Umsatzanteil dieser Hochvolt-Produkte auf rund 23 Prozent steigen. "Wir decken mit unseren Produkten alle möglichen Antriebstechnologien ab."

Investitionen nach hinten geschoben

Trotzdem zollt Hirschmann den vorsichtigen Prognosen für 2020 beim Zeitplan für die Investitionen Tribut. Ursprünglich wollte das Unternehmen ein neues Verwaltungsgebäude und ein neues, modernes Logistikzentrum mit automatisiertem Kleinteilelager in Rankweil bis Ende 2020 in Betrieb nehmen. Obwohl die Bauarbeiten dazu bereits begonnen haben, verschiebe sich die Inbetriebnahme des Verwaltungsgebäudes auf das erste Quartal 2021 und die Fertigstellung des Logistikkomplexes auf das erste Halbjahr 2021, so Buth. Man lasse sich hier etwas mehr Zeit, um die Entwicklung des Marktes besser abschätzen zu können.

Zweites Werk in Tschechien

Hirschmann betreibt seit Jahren unter anderem ein Produktionswerk in Vsetin in Tschechien. In diesen Wochen werde ein unmittelbar daneben errichtetes und 20 Millionen Euro teures zweites Werk in Betrieb gehen, sagte Buth. Auf einer Produktionsfläche von 15.000 Quadratmeter sollen allein an diesem Standort in zwei Jahren bis zu 500 Mitarbeiter tätig sein. "Das Werk hat einen hohen Automatisierungsgrad. Es ist unter anderem mit einem computergesteuerten Intralogistik-Roboter-Transportsystem der Firma Heron ausgestattet." Das komme übrigens dann auch im neuen Logistikgebäude in Rankweil zum Einsatz.

Im Unterschied zu manch anderen internationalen Hirschmann-Produktionswerken verfüge das zweite Werk in Vsetin jetzt auch über einen eigenen Maschinen- und Werkzeugbau. Das sei dem Umstand geschuldet, dass Hirschmann in Vorarlberg nicht mehr genügend Fachpersonal für diesen Bereich finde. "Deshalb brauchen wir diese zusätzlichen Kapazitäten."

5.650 Mitarbeiter

Aktuell beschäftigt Hirschmann Automotive in der Gruppe 5.650 Mitarbeiter, davon etwa 1.100 in Rankweil. Neun Prozent der Belegschaft in Vorarlberg seien Lehrlinge, wodurch man eine der höchsten Ausbildungsquoten von Großbetrieben in Vorarlberg habe, sagte Buth. Soweit es die regionalen Gegebenheiten an den internationalen Standorten zulassen würden, habe man überall das duale Ausbildungssystem in unterschiedlichen Ausmaßen eingeführt.

Werke in Europa, China, Amerika und Afrika

Hirschmann Automotive ist auf die Entwicklung und Produktion von Steckverbindungen und Kontaktierungs- und Sensorsystemen sowie auf Spezialkabel-Lösungen und Kunststoff-Umspritzungen von diversen Kfz-Bauteilen im Kundenauftrag spezialisiert. Produktionswerke gibt es neben Vorarlberg in Nantong (China), San Miguel (Mexiko), Tirgu Mures (Rumänien), Vsetin (Tschechien), Kenitra (Marokko) und Freyung (D). Dazu kommen Vertriebsstandorte in den USA und Shanghai.

(wpa)

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