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Hinterland - Kritik und Trailer zum Film

Wien, 1920: Der Ex-Kriminalinspektor Peter Perg kehrt aus der Kriegsgefangenschaft heim. Als ein Serienkiller ehemalige Kameraden Peters bestialisch ermordet, gerät er in Verdacht. Zunächst glaubt nur die Gerichtsmedizinerin Theresa Körner an seine Unschuld. Die Suche nach dem Verbrecher wird für Peter zum ultimativen Überlebenskampf.

Österreichs Oscarregisseur Stefan Ruzowitzky eröffnet den Kinoherbst mit schwerer Kost: Sein neoexpressionistischer Thriller "Hinterland" zeigt Murathan Muslu als gebrochenen Kriegsheimkehrer nach dem Ersten Weltkrieg, der sich einem Serienmörder gegenübersieht. Ruzowitzky gelingt ein stilisiertes, optisches Spektakel in der Tradition des deutschen Expressionismus, das düstere Porträt einer Umbruchszeit, das in Locarno mit dem Publikumspreis geehrt wurde. Ab Freitag im Kino.

Hinterland - Die Kritik

Im Zentrum steht der einstige Kriminalbeamte Peter Perg (Muslu), dessen Welt in den Nachwellen der Kriegsdetonationen zerborsten ist. Oder besser gesagt: Es gibt sie schlicht nicht mehr. Als der einstige Kriminalbeamte zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Wien zurückkehrt, ist die Monarchie perdu, das Reich ebenso und auch die alte Ordnung der Gesellschaft.

Es ist eine derangierte Welt, in die Perg geworfen wird - und Ruzowitzky zeigt sie gemeinsam mit seinem Stammkameramann Benedict Neuenfels als eben solche. In Hommage an expressionistische Klassiker wie Robert Wienes "Cabinet des Dr. Caligari" erschaffen sie ein Wien, in dem die Perspektiven verschoben sind, die Gebäude sich antinaturalistisch aufeinandertürmen. Anders als in den Vorbildwerken aus den 20ern sind die Hintergründe jedoch nicht mittels realer Bühnenbilder erzeugt, sondern gänzlich digital, wurde "Hinterland" doch beinahe vollständig vor Bluescreen gedreht.

"Der Kulturschock war nach dem Ersten Weltkrieg offensichtlich viel größer als nach dem Zweiten Weltkrieg", hatte Ruzowitzky einst im APA-Interview räsoniert: "Das ist eigentlich die viel interessantere Zeit." Diesem Impetus entsprechend ist sein "Hinterland" ein bildstarkes Epochenporträt geworden, ein symbolistisches Werk aus der Frühphase der Zwischenkriegszeit, in der die Nachwirkungen des Zusammenbruchs die Hoffnungsmomente des Aufbruchs noch überwogen. Und zugleich belässt es der erfahrene Publikumsregisseur Ruzowitzky nicht bei diesem historischen Panoptikum, sondern webt eine etwas konventionelle Thrillerhandlung in diese verschobene Wahrnehmung ein.

Hinterland - Kurzinhalt zum Film

So geschieht alsbald ein Mord an Pergs einstigem Kameraden Krainer (Timo Wagner), wodurch der Kriegsheimkehrer kurzzeitig sogar zum Verdächtigen mutiert. So erwachen in dem am Boden liegenden Mann die alten Ermittlerinstinkte. Schnell wird klar, dass der Mord an Krainer nur der Auftakt zu einer ganzen Serie an Ritualmorden ist, die auf mysteriöse Weise miteinander und mit der Vergangenheit Pergs zusammenhängen.

An seiner Seite auf der Suche nach dem Serienmörder ist die junge Gerichtsmedizinerin Theresa Körner, gespielt von "Babylon Berlin"-Star Liv Lisa Fries mit dezentem Wiener Akzent. In diesem toxische Männlichkeit ausdampfenden Tableau gebrochener Seelen ist die gewohnt tough agierende Fries neben Margarethe Tiesel als ungarische Haushälterin die einzige Frau. Es ist eben eine Welt aus den Fugen, die Ruzowitzky porträtiert. Hinterlandunter.

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(APA/Red)

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