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Hilfe nach L-Dopa

Uralte Substanz Apomorphin ist etwa genau so wirksam wenn Dopa-Therapie nicht mehr ausreichend wirkt. Rund 20.000 Menschen leiden in Österreich an der 1817 erstmals beschrieben Parkinson-Krankheit ("Schüttellähmung“).

In den ersten Jahren ist das Leiden mit schluckbarem L-Dopa als Ersatz für das im Gehirn mangelnde Dopamin gut in den Griff zu bekommen. Doch dann nimmt der Effekt ab, es kommt zu störenden Überbewegungen („Dyskinesien“). Hier kann die buchstäblich uralte Substanz Apomorphin – in Injektions-Pens zur Selbstanwendung oder über eine Pumpe kontinuierlich verabreicht – die Situation wesentlich verbessern, erklärten am Montag Fachleute bei einer Pressekonferenz in Wien.

„Es ist der Verlust des Dopamins im Gehirn, der den Morbus Parkinson macht. Doch es gibt ein Problem. Die Effekte der Medikamente sind kurzlebig. Man spricht bei diesen Wirkungsfluktuationen von ON-, OFF-Zuständen“, sagte Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe, Chef der neurologischen Universitätsklinik in Innsbruck.

Weltweit leiden etwa 120 bis 180 von 100.000 Menschen an der neurologischen Erkrankung. In Europa ist die Häufigkeit mit um die 200 Patienten pro 100.000 Einwohnern etwas höher. Zehn Prozent davon erkranken schon vor dem 40. Lebensjahr. Poewe: „Wir haben im Rahmen einer Studie in Südtirol in Bruneck bei etwa zehn Prozent der über 50-Jährigen zumindest Zeichen eines Parkinsonismus registriert.“ Diese Menschen litten an einzelnen Symptomen, ohne wirklich krank zu sein.

Ab 1961 revolutionierte die in Wien entwickelte L-Dopa-Therapie, bei der die Patienten eine Vorstufe des Nervenbotenstoffs schlucken, die Behandlung. Doch nach einigen Jahren wird die Wirkung schwächer und oft unvorhersehbarer: Die Kranken geraten trotz der Einnahme schneller ins „Schütteln“, sie können aber auch in ihren Bewegungen „einfrieren“ oder zu überschießenden Bewegungen neigen, die sie schwer behindern.

Seit rund 15 Jahren ist bekannt, dass hier der Morphinabkömmling „Apomorphin“, der weder ein Suchtpotenzial hat noch zu einer Atemdepression führen kann, Abhilfe schafft. Univ.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager von der neurologischen Abteilung am SMZ-Ost in Wien: „Apomorphin ist die einzige Substanz, die bei Morbus Parkinson genau so wirkt wie L-Dopa.“ Der Effekt setzt allerdings schon binnen fünf bis 20 Minuten ein, er hält 40 bis 90 Minuten an.

Erst einfache Anwendung in Form eines Injektions-Pens durch den Patienten selbst und die Möglichkeit zu einer Dauertherapie über eine außen am Körper leicht zu tragende Pumpe sollen jetzt zur größeren Verbreitung dieser in Europa auch offiziell registrierten Therapieform führen. Die Expertin: „Bei der Anwendung mit der Pumpe tagsüber geht die OFF-Zeit um 72 Prozent zurück, die Dyskinesien bessern sich um 85 Prozent. Dieser Erfolg bleibt auch zumindest fünf Jahre lang erhalten.“

Für Betroffene, die unter einer Dopamin-Therapie „bloߓ die Schwankungen des ersten Medikaments besser beherrschen wollen, bietet sich hingegen die Selbstinjektion im Bedarfsfall an. Die Kranken werden entsprechend eingeschult, bei der Pumpentherapie erfolgt das in spezialisierten Zentren im Spital. Die Behandlung – derzeit haben in Österreich nur 20 bis 30 Personen eine Pumpe, ein Mehrfaches davon verwendet die Pens – wird von der Krankenkasse nach Einzelbewilligung bezahlt. Mehrere Hundert Betroffene in Österreich dürften dafür in Frage kommen.

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