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"High Noon" für Max Mosley

High-Noon für Max Mosley: 65 Tage nach Bekanntwerden des Sexvideo-Skandals fällen die FIA-Mitglieder das Urteil über die Zukunft ihres seit 1993 amtierenden Präsidenten.

Die Entscheidung wird Dienstag um die Mittagszeit erwartet. Der Ausgang der Vertrauensfrage bei der außerordentlichen Generalversammlung in Paris ist völlig offen. Ein Desaster ist damit programmiert, meinen einige Teilnehmer schon jetzt.

Um 10.00 Uhr beginnt die von Mosley selbst beantragte Krisensitzung im Hauptgebäude der Federation Internationale d’Automobile am Place de la Concorde. Der 68-Jährige will dann die seiner Meinung nach entstandenen Missverständnisse um den Sadomaso-Sex mit fünf Prostituierten aufklären. Im Mittelpunkt auch: Die vom Boulevardblatt “News of the World” hergestellten angeblichen Bezüge zum Nationalsozialimus bei den Rollenspielen.

Mosley, dessen Vater Sir Oswald Faschistenführer in Großbritannien war, dementiert diese Vorwürfe vehement. Seine Teilnahme an dem insgesamt fünfstündigen Video streitet er indes nicht ab. Zu den Nazi-Anschuldigungen wird der von der FIA eingesetzte Anwalt Anthony Scrivener der Generalversammlung seinen Untersuchungsbericht vorlegen. Danach fällen die Stimmberechtigten unter den 222 FIA-Mitgliedern ihr Votum – zwischen 170 und 180 Mitglieder haben damit die Entscheidung in der Hand.

Die Forderungen nach Mosleys freiwilligem Rückzug wurden zuletzt immer lauter. Allen voran von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. “Wenn Max mich zum Feind haben will, dann sollte er sich warm anziehen”, wurde der 77-Jährige vom “Scotland on Sunday” zitiert. Er könne ansonsten dafür sorgen, dass Mosley nie wieder jemanden auspeitsche, leistete sich Ecclestone laut der Zeitung einen pikanten verbalen Seitenhieb auf den Vorfall, der den obersten Motorsport-Funktionär in die Bredouille gebracht hat. Mosley solle vorsichtig sein, warnte der mächtige Mann seinen langjährigen Wegbegleiter und Verhandlungspartner. “Armer alter Max, er tut mir leid. Jeder liegt falsch, nur er nicht. Jeder war in die Orgie involviert, nur er nicht”, spottete Ecclestone.

Ecclestone und 24 Automobilclubs, die zusammen etwa 100 Millionen Menschen und damit rund 86 Prozent der gesamten FIA-Mitglieder repräsentieren, die deutschen Formel-1-Hersteller BMW und Mercedes sowie auch Honda und Toyota, Ex-Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart – die Liste der Mosley-Gegner ist lang. Die Königsfamilie in Bahrain lud den Briten vom Wüsten-Grand-Prix wieder aus. Die Mitglieder des Fürstenhauses in Monaco verbaten sich angeblich Fotos mit dem in Monte Carlo wohnenden Mosley, als dieser sich vor eineinhalb Wochen beim Großen Preis an der Côte d’Azur erstmals seit Beginn des Skandals wieder bei einem Formel-1-Rennen zeigte.

Mosleys Auftritt war merkwürdig: Mit versteinertem Grinsen und einsilbig eilte er durchs Fahrerlager und verschwand kurz darauf wieder, bevor die Teamchefs die Bühne in Monaco betraten. Zuvor hatte er sich schriftlich geäußert und vor seiner Abwahl gewarnt. Der FIA drohe gerade jetzt ein Machtverlust, da Neuverhandlungen mit den kommerziellen Rechteinhabern um Ecclestone geführt würden. Gerede von einer Krise bezeichnete er als “Nonsens”.

Ohnehin kommunizierten die Strippenzieher des Motorsports zuletzt fast ausschließlich per Post. Auch deswegen wurden Erinnerungen an den Skandal in der vergangenen Saison wach, der mit einer 100 Millionen Dollar Strafe für McLaren-Mercedes und dem Abzug aller Konstrukteurspunkte wegen Spionage endete. Damals trat Mosley auch als moralische Instanz auf die Bühne, nun ist er selbst Hauptdarsteller eines Skandals. Dabei hatte er bei seinem Antritt als Präsident des FIA-Vorgängers FISA 1991 gesagt: “Die Zeit der Pannen und Skandale ist vorbei.”

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