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Hier lohnt sich Verbrechen: "Saints Row" im Game-Test

"GTA", aber durchgeknallt: Das "Saints Row"-Reboot geht schöne neue Wege, macht dabei aber Anfängerfehler.

(PC, PS4, PS5, XB1 & XBSX) Lang ist’s her, im Jahre 2006, da startete "Saints Row" als "GTA"-Klon: Ein aufstrebender Gang-Boss musste sich in einer offenen Welt brachial gegen Rivalen durchsetzen. Das Prinzip wurde in den Fortsetzungen beibehalten, der Ton des Games aber immer humoriger und überdrehter. Zuletzt spielte man als US-Präsident, kämpfte gegen Aliens und fuhr sogar zur Hölle. Das Reboot der Serie dreht nun den Crazyness-Faktor zurück auf ein massentauglicheres Niveau, beginnt die Gang-Geschichte neu und modernisiert das Gameplay.

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Von Schönling bis Monstrum

Bevor es losgeht, dürfen wir unsere Spielfigur selbst designen. Der potente Editor lässt uns dabei schier unendliche Freiheit. Da ist alles möglich – von Schönling bis Monstrum, von Promi-Double bis Bodybuilder-Goldstatue.

Diese Qual der Wahl absolviert, führt uns das neue "Saints Row" nach Santo Ileso in eine umfang- und abwechslungsreiche Sandbox. Das Ziel ist – wenig überraschend – wieder ein Verbrechersyndikat aufzubauen und rivalisierende Gangs kaltzustellen. Unsere Crew besteht diesmal wesentlich aus WG-Mitbewohnenden mit zu wenig Cash und zu viel krimineller Energie. Geniestreiche darf man sich von der Story bzw. den Charakteren nicht erwarten. Aber sie erfüllen ihren Zweck und sind das eine oder andere Mal gut für herzhafte Lacher (tatsächlich: kurzes Schnauben vor dem Bildschirm). Die Geschichte kann übrigens allein oder kooperativ zu zweit durchgespielt werden.

Überdrehte und skurrile Action

Wem "Saints Row" ein Begriff ist, wird ohnehin wegen der absurden Action kommen. Aus Third-Person-Sicht erkundet man Santo Ileso laufend, fahrend und fliegend. Das Waffenarsenal ist gewohnt reichhaltig bis skurril, beispielsweise gibt’s eine Kartoffelkanone und einen Raketen-Football. Skandalträchtige Gerätschaften wie den legendären Dildoschläger aus Teil 3 sucht man jedoch vergebens. Da fällt das Reboot deutlich zahmer aus als die Vorgänger.

Wie üblich wird im Kampf vor allem geschossen. Mit theatralischen Nahkampf-KOs (Takedowns) holt man sich Lebensenergie zurück. Die Gegner kommen meist in Wellen und sind nicht sonderlich clever. Das macht die Unterfangen teils recht/zu einfach. Außerdem bekommt man im Laufe des Spiels immer wieder neue Fähigkeiten dazu, die im Kampf nützen, beispielsweise einen flammenden Faustschlag.

Ein bisschen Grind muss sein

Auf der Landkarte entdeckt man reichlich Aktivitäten zum Abhaken. Die Hauptmissionen sind meist spektakuläre Hollywood-Feuerwerke a la Michael Bay. So findet man sich u.a. in einem Panzer auf einem fahrenden Zug wieder. In anderen Fällen erledigt man Aufträge, um seinen WG-Kameraden zu helfen. Ein absolutes Highlight ist die Teilnahme an einem Live-Rollenspiel, also ein Spiel im Spiel. Darüber hinaus gibt’s kriminelle Ausflüge, um das Revier und die Einnahmequellen zu erweitern, Kopfgeldjagden, Challenges und andere Nebenquests. Auch hier ist viel Spaßiges im Repertoire – wenn man ein Hoverboard testet oder sich für Versicherungsbetrug Hals über Kopf in den Verkehr stürzt. Leider stößt man trotzdem gehäuft auf altbackene, monotone Aufgaben wie Fahrzeugklau, Insta-Death-Schleichpassagen oder Lieferdienste, die zu oft wiederholt werden (müssen). Das nagt am Spaßfaktor, der sonst recht hoch liegen würde. Ein bisschen Grind muss wohl sein.

Fazit

Dieses Reboot ist eine willkommene, großteils gelungene Modernisierung der alten "Saints Row"-Formel. Die Action auf dem Bildschirm hält bei Laune und spielt sich (abgesehen von der teils schwammigen Fahrzeugsteuerung) sehr gut. Wenn man dem Game etwas vorwerfen kann, dann dass man sich mehr gewünscht hätte: Mehr Abwechslung in der Missionsgestaltung und bei den Kontrahenten. Mehr sinnvolle Ausflüge in die anderen interessanten, aber vernachlässigten Bereiche von Santo Ileso. Und mehr Frechheiten im Design. Kommt vielleicht alles noch in Form von DLC. Als Überbrückung bis zum Release von "GTA 6" taugen die Saints aber auch so allemal.

(VOL.AT/Ländle Gamer)

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