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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Größte Gesundheitsgefahr

Noch immer sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Österreich.

Dabei sind sie zu 80 und mehr Prozent auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen, zum Beispiel auf hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, schlechte Ernährung und Bewegungsarmut. “Österreich hat hier noch viel Nachholbedarf. (…) Die Prävention, das ist etwas, das noch ganz schlecht passiert”, warnte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V) am Donnerstag bei der 10. Österreichischen Präventionstagung des Fonds Gesundes Österreich in Wien. Der Hintergrund: Der Fonds hat ein zumindest für zwei Jahre geplantes Programm aufgelegt, das neben Öffentlichkeitsarbeit gezielt niederschwellige Projekte enthält, die auf einen gesünderen Lebensstil der Menschen ausgerichtet sind. Der Chef der Einrichtung, Christoph Hörhan: “Dafür werden rund 3,5 Mio. Euro inklusive der Kommunikationsmaßnahmen zur Verfügung stehen.” Der Fonds, er bekommt pro Jahr 7,2 Mio. Euro an Fördergeldern, allerdings nicht wertgesichert, unterstützt pro Jahr zwischen 120 und 130 Projekte der Gesundheitsförderung in Österreich. Trotz jahrezehntelanger Bemühungen – immerhin gab es bereits 1978 die erste Öffentlichkeitskampagne “Schach dem Herztod” – ist das Problem mit “Herzinfarkt & Co.” noch immer nicht bewältigt. Kdolsky: “In Österreich sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen für den Tod von jährlich fast 33.000 Menschen verantwortlich.” Die Entwicklung bei der Häufigkeit von Übergewicht, Adipositas und Diabetes sei speziell bei den jüngeren Menschen besorgniserregend.

Die Wiener Sozialmedizinerin Anita Rieder: “Käme es zur ‘Ausschaltung’ der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hätte Frauen einen statistischen Zugewinn in der Lebenserwartung von 6,4 Jahren, die Männer einen von 9,6 Jahren.” Frühzeitig auftretende derartige Krankheiten gelten prinzipiell als vermeidbar.

Zwei Drittel des bereits beobachteten Rückganges akuter Herzerkrankungen etc. seien auf die Reduktion von Cholesterinwerten, Bluthochdruck und des Rauchens zurückzuführen.

Doch während besser ausgebildete und sozial bessergestellte Menschen zunehmend auf eine gesündere Lebensweise setzen, scheint es hier speziell unter Migranten und ärmeren Bevölkerungsschichten gesundheitliche “Parallelwelten” zu geben, in denen Gesundheit und gesunder Lebensstil kein Thema sind.

Die Expertin: “Wir müssen die Communities treffen, die besonders betroffen sind. 43 Prozent aller Todesursachen in Österreich sind die Herz-Kreislauferkrankungen, davon allein 19,9 Prozent die ischämischen Herzleiden (Infarkt etc., Anm.).”

Im internationalen Vergleich liegt die Russische Föderation mit 1.500 Herz-Kreislauftoten pro 100.000 Einwohner und Jahr an der Spitze. In den USA sind es 289 Opfer pro 100.000 und Jahr, in Österreich 226 und in Japan als bestem Land 170.

Erhöhte Cholesterinwerte tragen zu 37 Prozent zu dem Risiko bei, das Rauchen zu 8,8 Prozent, ein erhöhter Blutdruck zu 7,5 Prozent. Eine Verbesserung der Sterbestatistik über verbesserte Behandlungsmodalitäten bringt hingegen nur eine Reduktion der Opferzahlen um 23 Prozent.

Wie stark ein gesünderer Lebensstil hier wirkt, zeigt das Beispiel von Finnland bzw. seiner Region Nordkarelien. Im ganzen Land sank zwischen 1970 und dem Jahr 2002 durch entsprechende Programme die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit um etwas mehr als 70 Prozent, in Nordkarelien sogar um rund 85 Prozent. Dort hatte man wegen einer ehemals horrenden Herz-Kreislauf-Sterblichkeit intensive Aufklärungs-, Lebensstil- und Behandlungsprogramme realisiert.

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