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Kunst-Skandal: André Heller, Basquiat und ein Holzrahmen

André Heller fälschte einen 3 Mio. Dollar teuren Basquiat-Rahmen - Der Falter berichtete darüber
André Heller fälschte einen 3 Mio. Dollar teuren Basquiat-Rahmen - Der Falter berichtete darüber ©APA, Screenshot Twitter/florianklenk
Ein vermeintlich von Starkünstler Jean-Michel Basquiat im Jahr 1987 kreierter Rahmen, der 2017 auf der New Yorker Kunstmesse Tefaf für drei Millionen US-Dollar angeboten wurde, wurde in Wirklichkeit von André Heller geschaffen.

Diese Geschichte enthüllt der "Falter" in seiner aktuellen Ausgabe. "Retrospektiv betrachtet, ist das Ganze erstens ein kindischer Streich. Zweitens ist es naturgemäß eine Angeberei", so Heller gegenüber der Wiener Wochenzeitung: "Ein Privat-Märchen eben."

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Heller baue Basquiat-Rahmen selbst

Heller hatte Jean-Michel Basquiat im Zuge seines für Hamburg konzipierten Kunstprojekts "Luna Luna" 1987 kennengelernt. Nach Basquiats Tod im Jahr 1988 klebte der Wiener Universalkünstler dann laut "Falter" einige von dessen für das Projekt entstandene Skizzen auf Holzleisten, fügte rote Farbe, Stücke eines schwarz gefärbten Besenstiels sowie Nägel dazu - und fertig war der skulpturale, angebliche Basquiat-Rahmen. In diesen hängte Heller eine 1990 in New York erworbene echte Porträtzeichnung Basquiats aus 1983 unter dem Titel "Untitled".

Im Falter-Artikel und in seinem Post auf Twitter veröffentlichte Florian Klenk ein Bild des gefälschten Basquiat-Rahmens. ©Screenshot Twitter/florianklenk

Falscher Rahmen in New York angeboten

So weit, so unverfänglich. Dann jedoch wurde das im Heller-Besitz befindliche Duo aus Grafik und Rahmen 2017 von der angesehenen Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher auf der New Yorker Kunstmesse Tefaf für zwei Millionen US-Dollar für die Zeichnung sowie drei Millionen US-Dollar für den gefälschten Rahmen angeboten. Ein Käufer fand sich damals nicht. "Ich hätte ihn auch nicht verkauft", behauptet Heller nun im "Falter"-Interview.

"Dann hat er mich ja angelogen"

Im damaligen Katalog konstatierte jedenfalls der Basquiat-Experte und Kunsthistoriker Dieter Buchhart unter Verweis auf ein Gespräch mit Heller die Echtheit des Rahmens: "Der Künstler schuf den Voodoo-Altar in der Anwesenheit von André Heller." Entsprechend schockiert zeigte sich Buchhart nun gegenüber dem "Falter": "Dann hat er mich ja angelogen. [...] Das ist unfassbar." Schließlich sei Oral History für einen Forscher eine wichtige Quelle, und die Heller-Version sei ihm aufgrund der gemeinsamen "Luna Luna"-Zusammenarbeit glaubwürdig erschienen.

Heller wollte Experten täuschen

Letztlich sei es genau darum gegangen, Buchhart zu täuschen, gestand Heller nun im "Falter"-Gespräch zu: "Buchhart erweckte den Eindruck, als wäre er der beste Basquiat-Kenner auf dem Planeten. Nachdem er mich und alle anderen niedergeredet hatte mit dem, was er über Basquiat weiß, kam der Tag, an dem ich ihn testen wollte."

Falscher Rahmen in Wien verkauft

Auch wenn sich in New York kein Käufer fand, wechselte die Basquiat-Heller-Kombo aber doch alsbald den Besitzer. So erwarb der Wiener Künstlermanager Amir Shariat für einen Kunden zunächst die Zeichnung, während der Rahmen an Heller zurückging - bis der Kunde 2018 dann doch auch den gefälschten Rahmen kaufte, laut "Falter" für 800.000 Euro.

Heller schrieb in den damaligen Kaufvertrag allerdings: "Ein Echtheitszertifikat ist nicht vorhanden." Während der Anwalt von Heller betont, dass das Werk lediglich als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden, verkauft worden sei, meint Zwischenhändler Shariat: "Der Rahmen war von Basquiat. Das hat der Heller so gesagt."

Heller widerspricht Falter-Artikel

Dem widerspricht Heller nun aktuell gegenüber dem "Kurier": "Ich habe gesagt, das ist ein Rahmen mit eingearbeiteten Basquiat-Zeichnungen, und als solchen habe ich ihn auch weitergegeben." Überhaupt weise er "weite Teile des 'Falter'-Artikels als unwahr, entschieden zurück".

In jedem Falle hat Heller den Rahmen mittlerweile zurückgekauft: "Weil ich vermeiden wollte, dass mein Ruf durch zur Diskussion gestellte Behauptungen geschädigt wird." Sein Fehler sei gewesen, dass er vor Jahren einem bekannten Kurator eine etwas zu sehr ausgeschmückte Geschichte erzählt und diese nicht richtiggestellt habe, meint Heller gegenüber dem "Kurier". "Ich bin ein vom Glück gesegneter Mensch und bringe mich doch nicht durch einen Fälschungsvorwurf in Gefahr", hatte er zuvor im "Falter" beschieden.

Klenk kontert via Twitter

Falter Chefredakteur Florian Klenk wehrte sich am Mittwochnachmittag via Twitter gegen Hellers Aussagen im "Kurier" weite Teile des Falter-Artikels seien unwahr, und machte ein entsprechendes Mail von Hellers Anwalt Thomas Höhne und die Antwort des Falter öffentlich.

Bereits am Mittwochmorgen hatte Klenk auf Twitter ausführlich die Kommunikation mit André Hellers Anwälten beschrieben.

Demnach habe der Falter im Vorfeld der Veröffentlichung Heller und dessen Anwälten die Möglichkeit gegeben, den Artikel gegenzulesen. In der Folge habe man auf Anregung von Hellers Anwälten auch noch Veränderungen am Text vorgenommen, um diesen "in einigen Passagen noch genauer" zu machen, so Klenk. Hellers Anwälte hätten sich außerdem für die Fairness des Falter-Teams bedankt, und gegen die am Mittwoch veröffentlichten Recherchen keine Einwände erhoben.

(APA/VOL.AT)

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