Traumberuf. Man darf sie ruhig als Rasselbande bezeichnen. Die Mutter tuts auch. Bei fünf Kindern, meint sie, sei der Begriff durchaus zulässig. Luca (12), Elena (9), Gabriel (3) und die Zwillinge Noah und Yara, gerade einmal drei Monate alt, bringen Leben ins Haus der Familie Neubacher in Lauterach. Manchmal fast ein bisschen zu viel. Deshalb ist Elke Neubacher froh, wenn ihr Judith Steurer zweimal in der Woche zur Hand geht. Die junge Frau arbeitet seit 13 Jahren als Familienhelferin oder, wie es neu heißt, Diplom-Sozialbetreuerin Familienarbeit. Und hat damit ihren Traumberuf gefunden.
Nur ein Gerücht
Judith Steurer ist selbst in einer Großfamilie mit sieben Kindern aufgewachsen. “Da wollte ich einfach etwas in diese Richtung machen”, erzählt sie. Schließlich bot sich die Gelegenheit, das Terrain mit einer schon erfahrenen Familienhelferin zu erkunden. Damals hat Judith Steurer den ganzen Nachmittag mit den Kindern “Mau Mau” gespielt. Was sie, wie sie schmunzelnd einräumt, in ihrem Berufswunsch bestärkte. Inzwischen weiß die Krumbacherin, dass die Realität anders aussieht. Aber: “Ich habe meine Entscheidung nie bereut.” Familienhilfe wird in allen Gemeinden des Landes angeboten. Träger sind die Gemeinden selbst, der Familienverband und die Caritas. Im letzten Jahr leisteten die 43 Familienhelferinnen in 1760 Haushalten 64.880 Einsatzstunden. Die Gründe, warum ihre Dienste in Anspruch genommen werden, sind vielfältig, die häufigsten Krankheit oder Überlastung eines Elternteils. Wobei es laut Judith Steurer nicht immer nur die Mütter trifft. “Es gibt auch alleinerziehende Väter, die uns hin und wieder brauchen”, sagt sie. Doch obwohl sich Familienhelferinnen schon lange als Teil des Sozialsystems etabliert haben, scheuen sich viele, das Angebot zu nützen. Vor allem halte sich hartnäckig das Gerücht, dass eine Familienhelferin erst ab dem dritten Kind bewilligt werde. “Aber dem ist nicht so”, betont Steurer. Es komme immer auf die Umstände an.
Die Idee des Vaters
Bei Elke und Thomas Neubacher hießen die “Umstände” Yara und Noah. Der Vater kam auf die Idee mit der Familienhelferin und die Mutter schließlich zur Einsicht, dass “man den Stolz auch einmal beiseite lassen und sich eingestehen darf, Hilfe zu benötigen”. So ist Judith Steurer derzeit regelmäßiger willkommener Gast bei den Neubachers. Und Elke Neubacher kann den kleinen Gabriel auch einmal in die Spielgruppe bringen oder einkaufen gehen, ohne die Zwillinge mit einpacken zu müssen. Das sind “kleine Freiheiten”, die sie sehr zu schätzen weiß. Seit drei Jahren arbeitet Judith Steurer für den Vorarlberger Familienverband. Davor war sie bei der Gemeinde Fußach angestellt. Flexibilität ist eine wichtige Voraussetzung für den Job. Denn es kann durchaus sein, dass sie an einem Tag bei zwei verschiedenen Familien zum Einsatz kommt. Was für Judith Steurer jedoch kein Problem darstellt. Jede Familie so nehmen, wie sie ist, lautet ihre Devise. Und die begeisterte Tänzerin fährt gut damit.
ZUR PERSON
Judith Steurer
Geboren: 11. Juni 1977, Bregenz
Familienstand: Freund
Beruf: Familienhelferin
Hobbys: Reiten, Tanzen