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Heimat bleibt immer Heimat

Lustenau – Der gebürtige Südafrikaner Ian Cunningham wird die Fußball-WM besonders zelebrieren.

Er spricht perfektes Lustenauerisch. Dazu noch Schriftdeutsch, Englisch und Afrikaans – die Sprache vieler Südafrikaner. Die internationale Sprache des Fußballs kommt für Ian Cunningham die kommenden vier Wochen noch dazu. Für ihn in einer ganz besonderen Form. Denn: Der 42-Jährige lebt zwar seit bereits 37 Jahren in Lustenau, aber seine Urheimat ist Südafrika – das Veranstalterland der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. „Und im Herzen“, sagt Cunningham, „bin ich Südafrikaner geblieben.“

Das Fest am Freitag

Der beruflich als Kurier für einen privaten Postzusteller beschäftigte Lustenauer kann den Freitag kaum erwarten. Bis ins Detail ausgemalt hat er sich schon, was da ab 16 Uhr passieren wird. „Da werde ich mit meinen Freunden zusammensitzen. Alle werden wir südafrikanische Mützen tragen, die ich noch bekommen werde. Und Trikots. Wir werden südafrikanisch essen und hoffentlich einen Sieg Südafrikas gegen Mexiko feiern können. Oder wenigstens ein Unentschieden.“ Ians Augen leuchten. Er weiß, was die WM für seine angestammte Heimat bedeutet. „Da werden Schwarz und Weiß verschmelzen. Da wird das Land zu einer Familie, die mit Leidenschaft hinter ihrer Mannschaft steht.“

Ballsport-Talent

Als Ian 1973 für immer nach Österreich kam, war er fünf Jahre alt. Sein Vater, Ian senior, hatte beschlossen, von Südafrika in die Alpenrepublik zu übersiedeln. Ian Cunningham senior ist vor allem den Tennisfans ein Begriff. Er leistete Pionierarbeit für den Tennissport in Vorarlberg. „Nebenbei“ betreute er den ehemaligen Weltklassespieler Johann Kriek, der es unter die Top Ten der Welt schaffte und auf der ATP-Tour eine große Nummer war. Ian junior wurde zwar kein internationaler Tennisstar, aber jemand, der mit Bällen aller Art etwas anzufangen weiß. Er spielt Handball, Fußball und natürlich Tennis. Er spielte auch Rugby, den „Nationalsport der Weißen“ in Südafrika. „Fußball ist ja die Ballsportart der Schwarzen. Aber das wird in den kommenden Wochen nicht so sein.“ Die Weltmeisterschaft würdigen wird während des größten Sportereignisses der Welt auch Ians Mutter Elsa. Sie ist Künstlerin und wird gemeinsam mit Jugendlichen das Lustenauer Gymnasium optisch auf Südafrika trimmen. Elf Meter lange Banner wird sie mit den Kindern malen und dann in der Aula aufhängen.

Das Heimatbuch

Südafrikanisch geht es bei den Cunninghams aber nicht nur während der Fußball-Weltmeisterschaft zu. In der Familie wird entweder Englisch oder Afrikaans gesprochen, die alte Heimat ist allgegenwärtig. Auch in einem Buch mit wunderschönen Fotos und kleinen Geschichten. Ian zeichnet dafür verantwortlich. Er hat das gelungene Werk anlässlich seines letzten Besuches in Angriff genommen und präsentiert es stolz den Besuchern. „Ich würde“, sagt der 42-Jährige, „ja sofort nach Südafrika ziehen. Wenn da die Kriminalität nicht wäre.“ Dass es die Apartheid nicht mehr gibt, sei ja gut. „Aber du kennst bestimmte Orte nicht mehr wieder. Es hat sich vieles verschlimmert und die Sicherheitslage ist bedrohlich.“ Trotzdem: Ian Cunningham hofft auf die heilsame Wirkung der Fußball-Weltmeisterschaft. Und was auch immer in Südafrika passiert – den Himmel dort, die Vielfalt der Landschaft, die Sonne und die Wärme, all das wird der Sportfan immer in seinem Herzen tragen.

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