HAK-Schüler wecken Erinnerungen an NS-Zeit

Die Schüler der V b Klasse der Handelsakademie hatten kürzlich über Einladung ihres Professors Manfred Hagen die Möglichkeit, an einem Vortrag von Oliver Heinzle vom Historischen Archiv Lustenau teilzunehmen.
Aktueller Anlass ist ein Projekt der Schüler, das die Befragung von Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg zum Inhalt hat. „Die geführten Interviews werden für die wissenschaftliche Auswertung herangezogen, ins Archiv übernommen und hoffentlich auch in hundert Jahren noch wichtige Dokumente sein”, sagte Heinzle. Außerdem informierte er, dass seitens der Gemeinde Lustenau bereits an die 100 Zeitzeugen über die NS-Zeit befragt wurden. Seine diesbezüglichen Erfahrungen konnte er den Schülern vermitteln und sie auf den Verlauf ihrer eigenen Interviews einstimmen. Ausschnitte aus bestehenden Beiträgen von Zeitzeugen gaben zusätzliche Einblicke in die Thematik. Mit verschiedenen Tipps und einer schriftlichen Information wurden die Schüler auf ihre Aufgabe konkret vorbereitet. Heinzle wies darauf hin, dass mit emotionsgeladenen Situationen zu rechnen sei, da die Gesprächspartner auch über traumatische Erlebnisse berichten würden. Von den Schülern verlange das ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Stärke.
Hagen bedankte sich abschließend bei Heinzle, der seinerseits den Schülern die Unterstützung des Archivs in Aussicht stellte, sowie bei seinen Schülern für das große Interesse und ihr Engagement.
Wichtige Aufarbeitung
Dass Vergangenes in Lustenau aufgearbeitet wird und er mit den Schülern einen Beitrag leisten kann, ist für Hagen wichtig: „Positiv finde ich, dass die Gemeinde Lustenau 75 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen der Reichspogromnacht eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus, gestaltet vom Künstler Udo Rabensteiner, errichtet hat. Es ist ein sichtbares Zeichen zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen”, so der HAK-Lehrer.
Hagen besuchte mit den Schülern außerdem die Ausstellung „Wert des Lebens” im vor zehn Jahren eröffneten Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. Hier erfuhren sie über die Opfer der Euthanasie, über die Ermordung von Menschen mit Behinderungen.
Die Schüler über die Vorbereitung ihres Projekts:
Befragung von Zeitzeugen über die NS-Zeit
Anika Gmeiner
Von Professor Hagen haben wir im Unterricht viel erfahren über den Zweiten Weltkrieg und die Gräueltaten in der NS Zeit. Bei der Exkursion nach Hartheim zur Ausstellung „Wert des Lebens” wurden wir direkt mit den Schicksalen von Opfern der Euthanasie konfrontiert. Die Menschen müssen über die Folgen von Gewalt und Diktatur informiert sein.
Chris Baumgartner
Wen ich als Zeitzeuge über den Krieg befragen kann, weiß ich noch nicht. Es wird sehr interessant sein, von Betroffenen selbst aus erster Hand zu erfahren, was damals passiert ist und wie die Menschen den Anschluss und die Kriegszeit hier erlebt haben. Die Gräueltaten dürfen keinesfalls in Vergessenheit geraten.
Lena Amann
Vom Krieg hat mein Opa früher erzählt, leider ist er vor sechs Jahren gestorben. Bei der Führung in Hartheim zur Euthanasie habe ich anhand von konkreten Beispielen über die brutalen Vorkommnisse in der NS-Zeit erfahren. So ein Erlebnis trägt dazu bei, dass man Bescheid weiß und dass man Recht von Unrecht klar unterscheiden kann.
Fabian Sackl
Ich habe mich immer schon für Geschichte interessiert. Es ist wichtig, dass man weiß, was alles an Schrecklichem passiert ist während der NS Zeit. Im Vortrag von Oliver Heinzle habe ich zum ersten Mal Bilder von Lustenau aus dieser Zeit gesehen. Mein Urgroßvater Georges war Franzose und kam hier her mit den Alliierten.
Sabrina Lutz
Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Schreckliches während dem Zweiten Weltkrieg passiert ist. Es macht mich sehr traurig, dass so viele Menschen umgebracht wurden. Ich halte es für wichtig, dass darüber geredet wird. Gräueltaten wie der Holocaust und die Euthanasie dürfen nie mehr passieren.