AA

Hälfte der Unternehmenspleiten war selbst verschuldet

53 Prozent aller Unternehmenspleiten sind auf innerbetriebliche Gründe zurückzuführen
53 Prozent aller Unternehmenspleiten sind auf innerbetriebliche Gründe zurückzuführen ©Bilderbox
Managementfehler, Selbstüberschätzung und Naivität - das sind die Gründe für mehr als die Hälfte der Unternehmenspleiten in Österreich. Externe Gründe waren es bei nur 16 Prozent.

Die Wirtschaftskrise an sich hat also nicht allzu viel mit den Insolvenzfällen österreichischer Unternehmen zu tun – das sagt zumindest der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) in seinem jährlichen Insolvenzreport. Fahrlässigkeit und Kapitalmangel waren für jeweils 11 Prozent der Firmenpleiten verantwortlich.

“Versäumnisse sind oftmals viel schlimmer als falsche Entscheidungen”, sagte Hans-Georg Kantner vom KSV. Die Strategie hinter dem Unternehmen sei in Österreich zu wenig entwickelt, zu wenige Unternehmen fragen sich: “Was ist mein Produkt?” und “Was und wo ist mein Markt?”. Das sei ureigenste Managementaufgabe.

Die Kreditschützer analysierten für ihren Bericht jeden einzelnen Pleitefall in Österreich und teilen ihm eine von 18 Insolvenzkategorien zu. Die innerbetrieblichen Ursachen sind vor allem im letzten Jahr sehr stark gestiegen, und zwar von 44 Prozent im Jahr 2000 auf die aktuellen 53 Prozent. Fahrlässigkeit und tatsächliche Fehler seien aber sehr oft nur schwer auseinanderzuhalten. Unter Erstere fallen beispielsweise unsinnige Investitionen und mangelnde Erfahrung des Managements werden vom KSV als Fahrlässigkeit zusammengefasst.

Unternehmer werden professioneller

“Unternehmer werden professioneller und dann werde die Pleite als systemisches Scheitern und nicht so sehr als menschliches Versagen verstanden”, sagte Kantner. Dadurch habe es in den vergangenen Jahren eine Verschiebung der Insolvenzfaktoren von Fahrlässigkeit zu innerbetrieblichen Gründen gegeben. Externe Gründe wie ‘die Krise’ wären oft nur vorgeschoben und deutlich überschätzt.

Rund sechs Prozent aller Insolvenzfälle waren vergangenes Jahr auf persönliches Verschulden wie zu hohe Entnahmen, Vernachlässigung oder kriminelle Aktivitäten wie Betrug zurückzuführen.

Unternehmenspleiten schießen hoch

Die Zahl der Insolvenzverfahren hat sich in den vergangenen 20 Jahren von 1.257 auf 3.260 Fälle nahezu verdreifacht. Allerdings hat sich die Zahl der Unternehmen seit damals von rund 210.000 auf 470.000 erhöht und der Wettbewerb im globalen Umfeld ist schärfer geworden. Die relative Anzahl der Unternehmenspleiten ist daher in etwa gleich geblieben. (APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Hälfte der Unternehmenspleiten war selbst verschuldet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen