"Gute Ausbeute": Wolfurter Läbbe ergattern 14 Braten am "Gumpiga Donnerstag"
Das alte Brauchtum wird nicht mehr in allzu vielen Orten in Vorarlberg zelebriert. In Wolfurt kann man jedoch verlässlich darauf zählen. Dort wird der Faschingsbrauch immer noch jährlich hoch gelebt. Bereits seit 62 Jahren üben die jährlich die Bratenklautradition aus.
Nicht einmal von Corona ließen die Wolfurter Narren sich zu einer Pause zwingen: Sie halfen sich einfach mit einem Drive In aus. "Uns ist der Bratenklau wichtig, weil es eine Tradition und ein Brauchtum ist", so Läbbe-Obmann Emanuel König. Vormittags werden die Braten aus den Backöfen stibitzt. Um 12 Uhr gibt es dann das Brunnafäscht, wo geschlemmt und gefeiert wird.

300 hungrige Gäste
"Ure, ure Hafoloab", rufen die 16 Läbbe am Donnerstagvormittag, bevor sie den traditionellen Diebeszug starten. Zuvor wurden noch die letzten Pinselstriche beim Schminken gemacht. Dann geht es auch schon los. Denn ab 12 Uhr warten hungrige Wolfurter beim Brunnenfest auf den Leckerbissen.



Etwa 300 Gäste erwarten die Läbbe nämlich am Donnerstag. Deswegen werden auch 14 Braten, also etwa 40 Kilogramm Braten benötigt. Im Gegensatz zu Früher überlässt man dies nicht mehr ganz dem Zufall, wo die Braten gestohlen werden. Der Diebeszug gleicht trotzdem einem großen Spektakel. Alle nehmen es sehr ernst und sind voll in ihrer Rolle.


Balanceakt Sauce
In kleinen Grüppchen schwärmen die Läbbe aus. VOL.AT begleitet die Gruppe von Obmann Emanuel König. Die Läbbe wissen schon im Voraus, wo es Braten gibt Die erste Beute ergattern sie im Gasthaus Chris. Die Narren schleichen sich an und überwältigen den Gastronomen Christian Schmitzer.

Duftendes Diebesgefährt
Zwei Läbbe halten den Koch im Schwitzkasten, während König staunend den Braten aus dem Backofen holt. Das ganze Auto duftet nach dem Fleisch und der Sauce, als sie dann den Braten zum Brunnenfest transportieren. Es ist ein regelrechter Balanceakt, dass die Sauce dabei nicht überschwappt. Beim Festzelt warten schon einige Gäste hungrig auf das Mittagessen.

Sobald der Braten in den Händen der zehn Helfer beim Fest gelandet ist, geht es mit dem Auto weiter zur nächsten Beute. Der Braten ist zwar weg, der köstliche Geruch liegt im Diebesgefährt immer noch in der Luft.

Verwandtschaft geht leer aus
Der nächste Stopp ist ein Privathaushalt. Ein ehemaliger Läbbe, Gerold Mohr hat für seine Verwandtschaft gekocht. Damit er den Braten nicht in Sicherheit bringen kann, überraschen die Läbbe ihn, indem sie über den Garten durch die Terrassentüre kommen.

Sie halten ihn im Schwitzkasten. "Ist heute Gumpiger Donnerstag, das habe ich vergessen", ruft Mohr verwundert.

Erneut ist es König, der den Braten aus dem Backrohr holt. Wieder befreit steht Mohr vor dem leeren Backofen. "Die Verwandtschaft muss wohl jetzt zu der anderen Verwandtschaft essen gehen. Blöderweise haben mir die Läbbe wieder einmal den Braten geklaut", meint der Wolfurter mit einem Augenzwinkern.


300 selbst gemachte Hafoloab
Den gestohlenen Braten kann er dann zum Glück später beim Fest wieder essen. Zu einer Bratensauce braucht es natürlich auch eine Beilage. In Wolfurt ist klar, dass dies ein Hafaloab sein muss. Schilder, die Straßenschilder erstaunlich ähnlich schauen, zeigen den Weg zur Hafaloabküche.

Seit acht Uhr am Produzieren
Dort kochen Brunhilde Baldauf, Birgit Seilinger und Rosmarie Lang bereits seit 35 Jahren verlässlich die Beilage für das Brunnenfest am Gumpiga Donnerstag. Als VOL.AT am Mittag in ihrer Küche ankommt, sind dort große Bleche mit Haferloab zu sehen, welche nur darauf warten, im Wasser gesiedet zu werden. Dieses muss "sprudeln", verrät Brundhilde Baldauf, auf was es ankommt.

Die drei steht schon seit 8 Uhr am Morgen in der Küche. Um dafür genügend Energie zu haben, benötigt es einen Schnaps, stellt Rosmarie Lang klar und schenkt Gästen sofort ein Glas ein. In der Küche dort fühlt man sich gleich zu Hause und willkommen.

Doch natürlich will auch VOL.AT sich den leckeren Braten nicht entgehen lassen. Deswegen geht es nochmals ab ins Festzelt. Dort ist etwa der Wolfurter Pfarrer Marius gerade am Essen.

Nicht nur Wolfurter sind dort anzutreffen. Markus Herburger aus Langenegg ist jedes Jahr mit seiner Firma mit dabei. Er will sich den Braten am Gumpiga Donnerstag nicht entgehen lassen.


Es regnet an diesem Donnerstag. Trotzdem ist einiges los. Nur schwer lässt sich einen freien Platz an einem Tisch finden. König ist zufrieden mit dem Diebesgut, bevor er mit den Läbbe weiter zu einer Feier im Altersheim ziet: "Die Ausbeute ist sehr gut. Insgesamt waren es etwa 14 Braten."

(VOL.AT)