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Grün aufs Dach: Für Mensch und Natur

Grün aufs Dach: Für Mensch und Natur.
Grün aufs Dach: Für Mensch und Natur.
Mit neuen Gebäuden und Straßen geht der Natur Lebensraum verloren. Doch die Flächen können begrünt werden und der Umwelt und dem Wohlbefinden somit ein Dienst erwiesen werden.

Besonders in Zeiten des Klimawandels ist die Versiegelung von Boden ein allgegenwärtiges Thema. Und dennoch werden Tag für Tag neue Flächen versiegelt. Dies führt zu altbekannten Problemen: Das Wasser rinnt rasch oberflächlich ab, und die Gefahr von Hochwasser nimmt zu. Zudem heizen sich Steinflächen bei Sonneneinstrahlung schneller und höher auf als Grünflächen. Das fällt besonders in Städten stark ins Gewicht und wird Jahr für Jahr extremer.

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Begrünung hilft

Matthias Heel, Gartenbau Heel in Satteins

Vorarlbergs Gärtner haben ein Rezept dagegen: Begrünung. Eine Pflanzendecke beschattet den Boden und ist in der Lage, Wasser zu speichern. Je dicker die Bepflanzung ober- und unterirdisch ist, desto stärker ist ihre positive Wirkung. Im Schatten von Bäumen lässt sich die sommerliche Hitze immer leichter ertragen, da das verdunstete Wasser zusätzlich kühlt. Selbst niedriger Bewuchs wirkt sich hier positiv aus. Das Erdreich wirkt wie ein Schwamm, der den Wasserabfluss verzögert. Die Bepflanzung hält die intensive Einstrahlung vom Gebäude fern und verhindert, dass sich die Flächen stark aufheizen. In Summe trägt so jede begrünte Fläche aktiv zur Kühlung bei. Das können Parkplätze aus Schotterrasen sein, bewachsene Hausfassaden oder begrünte Dächer.

Bepflanztes Dach

Ein Gründach am Wohngebäude muss schon beim Hausbau mitgedacht werden. Bautechniker berücksichtigen hier die Isolierung der Dächer, die mögliche Last von Eindeckung und Schnee, die Hinterlüftung der Konstruktion sowie die wasserdichte Versiegelung der Fläche.

Der Bewuchs hängt davon ab, wieviel Wurzelraum ihm zugestanden wird. Bereits eine dünne Schicht Dachsubstrat ermöglicht es, dass sich eine spezielle Trockenflora ansiedelt. Die polsterartigen Sedum-Pflanzen gibt es in verschiedenen Sorten. Die fleischigen Blätter speichern Wasser und verringern die Verdunstung, sodass sie auch einige Zeit ohne Niederschlag gut überstehen.

Mit der Zeit bildet sich eine flächige Decke. Die Sprossen werden dazu in das Substrat eingeschichtet oder kleine Pflänzchen gesetzt. Hält man die Flächen einige Tage feucht, wurzeln die Sprossen an, und sie bilden mit der Zeit dichte Matten. Dazwischen siedeln sich verschiedene Magerkünstler an oder werden aktiv eingesät. Mit der Zeit etabliert sich zum Beispiel Schnittlauch prächtig, eine tolle Bienenfutterpflanze. Mit wenig Substrat kommen auch Steinquendel, Zypressen-Wolfsmilch, Silber-Steinkraut und Blutnelke aus. Gegebenenfalls erhöht man an einigen Stellen die Substratdichte, damit sich die Pflanzen dort leichter ansiedeln.

Lässt die Konstruktion dickere Substratauflagen zu, ist auch eine intensivere Bepflanzung denkbar. Es eignen sich Stauden, Sträucher und sogar kleine Bäume, wenn der Unterbau stimmt. So entstehen regelrechte Wohngärten am Dach. Diese intensiven Begrünungen sind aufwendig. Wir finden sie daher eher in Städten, wo die Sehnsucht nach Grün stärker ausgeprägt ist.

Auch Kleinflächen zählen. Bei Hütten, Carports, Bienenhäusern oder ähnlichem sind Gründächer ein einfach umzusetzender Beitrag zum Umweltschutz. Der Tausch des Kieses gegen eine dünne Schichte Dachsubstrat wirkt Wunder. Idealerweise belässt man am Rand einen schmalen Kiesstreifen, um eine Verschmutzung durch Erde bei Starkregen zu verhindern. Mit zunehmenden Bewuchs verschwindet auch dieses Problem.

Pflegeleicht

Die Pflege der Gründächer ist einfach. Stark wüchsige Bestände, sofern Gräser eingesät wurden, werden ein oder zweimal im Sommer gemäht. Das Schnittgut wird entfernt, wodurch das Wachstum gefördert wird. Samenmischungen verursachen kaum einen höheren Pflegeaufwand als Sedum-Begrünungen. Nach ein paar Jahren kann es sinnvoll sein, etwas organischen Dünger nachzuliefern.

Durch Begrünungen wandeln sich ökologisch wertlose Dachflächen zu Vielfaltsflächen. Aus Kies wird Natur, ohne großen Aufwand.

(Gartentipp der NEUE Vorarlberger Tageszeitung)

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