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Größter russischer Drohnenangriff auf Ukraine seit Wochen

Die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben 24 der 40 von Russland gestarteten "Shahed"-Drohnen ab.
Die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben 24 der 40 von Russland gestarteten "Shahed"-Drohnen ab. ©Reuters; AP
Beim größten russischen Drohnenangriff seit Wochen wurde nach ukrainischen Angaben am Freitag kritische Infrastruktur im Westen und Süden der Ukraine getroffen. 

Im Nordosten des Landes seien zivile Ziele in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw angegriffen worden, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, auf Telegram mit.

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"Wir sind uns bewusst, dass die russischen Terroristen mit dem nahenden Winter versuchen werden, mehr Schaden anzurichten", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu den Angriffen. "Wir werden auf den Feind reagieren." Die Luftverteidigung sei in zehn Regionen aktiv gewesen. "Leider gab es auch Einschläge. Nach vorläufigen Angaben ohne Opfer", teilte der Staatschef am Freitag in sozialen Netzwerken mit.

Die Ukraine wappnet sich für einen zweiten Kriegswinter mit russischen Angriffen auf die Energieversorgung. Es gibt Warnungen, dass die Ukraine verletzlicher sei, da es weniger Überkapazitäten und kaum Ersatzteile gebe. Im vergangenen Winter hatte die Regierung nach zahlreichen Angriffen auf Kraftwerke zeitweise landesweite Beschränkungen für die Stromnutzung verhängt.

Drohnenangriffe und Raketen: Die ukrainische Luftwaffe schlägt zurück

Die ukrainische Luftwaffe schoss nach eigenen Angaben 24 der 40 von Russland gestarteten "Shahed"-Drohnen ab. Der Drohnenangriff habe sich gegen Charkiw im Nordosten, Odessa und Cherson im Süden und die Region Lwiw (Lemberg) an der ukrainischen Grenze zu Polen im Westen gerichtet. Auch eine X-59-Rakete sei abgeschossen worden.

In der Region Lwiw sei eine Infrastruktureinrichtung fünf Mal getroffen worden, erklärte der Gouverneur von Lwiw, Maxym Kosyzkyj. Details zu den Schäden nannte er nicht. In der nahe gelegenen Region Iwano-Frankiwsk sei eine Militäreinrichtung getroffen worden, erklärte Gouverneurin Switlana Onischtschuk.

Im Süden des Landes wurde nach Angaben des Gouverneurs der Region Odessa, Oleh Kiper, eine Infrastruktureinrichtung getroffen.

Bei dem Angriff auf Charkiw seien acht Privathäuser, ein dreistöckiges Gebäude, mehrere Autos und eine Autowerkstatt beschädigt worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko. Drohnen hätten zivile Infrastrukturen getroffen und Brände in und nahe der Stadt Charkiw verursacht, teilte Gouverneur Synehubow mit. Acht Menschen, darunter zwei Kinder, hätten aufgrund von akutem Stress ärztliche Hilfe benötigt.

Appell an den Westen: Ukraine sucht Unterstützung im Kampf gegen Russland

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warb unterdessen in Deutschland inmitten der internationalen Aufmerksamkeit für den Krieg im Nahen Osten um weitere Unterstützung für sein Land. "Glauben Sie an uns, unterstützen Sie unseren Kampf. Und unser Sieg wird auch Ihr Sieg sein", appellierte Kuleba am Freitag bei einem Besuch im ZDF-Morgenmagazin. Zugleich machte der Außenminister deutlich, dass zwar die mediale Aufmerksamkeit für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zurückgegangen, die politische Unterstützung der Partner im Westen aber anhaltend hoch sei. Der Westen räume der Hilfe für die Ukraine neben der Solidarität mit Israel weiter "Priorität" ein.

Kuleba dankte Deutschland für die bisher gelieferten Flugabwehrsysteme zum Schutz ukrainischer Städte. Zugleich hofft das Land demnach unverändert darauf, dass Deutschland auch weitreichende Marschflugkörper vom Typ Taurus im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg liefert. Die Ukraine sei bereit, sich an Forderungen zu halten, die Waffen nicht außerhalb ihrer Grenzen gegen russisches Staatsgebiet einzusetzen, sagte Kuleba.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte Anfang Oktober entschieden, vorerst keine Marschflugkörper vom Typ Taurus zu liefern. Er begründete dies damit, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte. Dahinter steckt die Befürchtung, dass auch russisches Territorium von den Präzisionswaffen mit einer Reichweite von 500 Kilometern getroffen werden könnte. Die Ukraine hatte bereits im Mai um die Waffen gebeten, um russische Stellungen weit hinter der Frontlinie angreifen zu können.

Verhandlungen über eine Beendigung des Konflikts?

Kuleba verneinte im ZDF-Interview die Frage, ob es hinter verschlossenen Türen zwischen Moskau und Kiew Verhandlungen über eine Beendigung des Konflikts gebe. Mit Blick auf die "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bekräftigte er Forderungen nach einem Abzug russischer Truppen aus dem Land vor dem Beginn möglicher Verhandlungen. Solange Russland immer mehr Panzer und Soldaten schicke, zeuge das nicht vom Willen Moskaus, mit Kiew zu verhandeln, sagte der Minister. Selenskyjs "Friedensformel" sieht neben dem russischen Truppenabzug unter anderem den Austausch aller Gefangenen und ein Kriegsverbrechertribunal vor.

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(APA)

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