Großer Rückgang: Nur 10 Wiener Bezirke 2022 ohne Verkehrstote

In Wien waren es statt 16 nur zehn Bezirke, außerhalb Wiens statt vier nur ein Bezirk. Und statt in fünf gab es 2022 in nur vier Statutarstädten keinen tödlichen Verkehrsunfall. Zudem ist die Zahl der Verkehrstoten im Ortsgebiet um zehn Prozent gestiegen.
Österreich und Wien mit Minus bei Bezirken ohne Verkehrstote
"Wenn es um tödliche Verkehrsunfälle geht, dann gibt es nur eine akzeptable Anzahl und die heißt null", sagte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Leider haben im Vorjahr deutlich weniger Bezirke als im Jahr 2021 dieses Ziel erreicht. In Wien waren es nach 16 Bezirken im Jahr 2021 nur zehn Bezirke und damit auch weniger als im Vor-Pandemie-Jahr 2019, als es in 14 Wiener Bezirken keinen tödlichen Verkehrsunfall gab. Außerhalb Wiens war Lilienfeld in Niederösterreich Österreichs einziger Bezirk ohne tödlichen Verkehrsunfall, im Jahr 2021 waren es noch vier Bezirke und im Jahr 2019 drei. Das Ziel "null Verkehrstote" erreichten im Vorjahr zudem die Statutarstädte St. Pölten, Steyr, Waidhofen an der Ybbs und Rust. Im Fünf-Jahreszeitraum 2018 und 2022 war nur in den Wiener Bezirken Wieden, Neubau und Hietzing sowie in der kleinsten Statutarstadt Österreichs, Rust, kein Verkehrstoter zu beklagen, errechnete der VCÖ.
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen im Ortsgebiet Getöteten ist im Vorjahr um zehn Personen - von 99 auf 109 - gestiegen (plus zehn Prozent). Das war die höchste Anzahl an Todesopfern seit dem Jahr 2016, erklärte der VCÖ. Die Zahl der Verletzten nahm im Ortsgebiet im Vorjahr um 9,3 Prozent auf 22.551 zu. "Um die Sicherheit im Ortsgebiet zu erhöhen, möchten wir gemeinsam mit der Bevölkerung aufzeigen, wo es in den Gemeinden und Städten Gefahrenstellen gibt, beispielsweise zu hohes Tempo, und wo es Verkehrsberuhigung braucht", erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Bis 31. Mai können in einer interaktiven Online-Karte Straßenabschnitte im Ort markiert und eingetragen werden. Der VCÖ leitet dann die gesammelten Einträge an die zuständige Gemeinde bzw. zuständige Stadt weiter. Insgesamt haben Bürgerinnen und Bürger seit Ende April bereits mehr als 4.700 Einträge in der Online-Karte des VCÖ gemacht.
Wie weniger Unfälle im Ortsgebiet?
Durch Verkehrsberuhigung, mehr Tempo 30 statt 50, übersichtliche Übergänge sowie Maßnahmen für ein kind- und seniorengerechtes Verkehrssystem könne die Zahl der Verkehrsunfälle im Ortsgebiet deutlich reduziert werden, betonte der VCÖ. "Derzeit erschwert die Straßenverkehrsordnung (StVO, Anm.) den Gemeinden und Städten ihre Bemühungen, durch Temporeduktion die Verkehrssicherheit im Ort zu erhöhen. Bei Landesstraßen durch den Ort wird oft trotz teurer und zeitaufwendiger Gutachten der Antrag auf Temporeduktion abgelehnt, selbst bei Abschnitten im Schulumfeld oder vor Seniorenheimen", weist VCÖ-Expertin Lina Mosshammer auf bestehende Hürden hin.
Gemeinsam mit dem Österreichischen Städtebund sowie bereits 139 Gemeinden und Städten fordert der VCÖ, dass in der StVO die rechtlichen Voraussetzungen dahingehend angepasst werden, dass Städte und Gemeinden ohne Einschränkungen und Hindernisse Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts dort umsetzen können, wo sie es für sinnvoll erachten.
80 statt 100 km/h
Außerhalb des Ortsgebiets sei Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen eine rasch umsetzbare und kostengünstige Maßnahme, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. "Für Jugendliche und junge Erwachsene sind zudem Nachtbusse und Anrufsammeltaxis eine wichtige Maßnahme, um schwere Unfälle insbesondere am Wochenende zu verhindern. "Immer wieder scheitern Discobusse oder Anrufsammeltaxis an der Finanzierung. Deshalb sollte ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen dafür zweckgewidmet werden", schlägt Mosshammer vor.
Ein Sicherheitsrisiko sind zudem fehlende Geh- und Radwege zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet. Fehlt ein Gehweg, müssen Fußgängerinnen und Fußgänger am Straßenrand gehen, was gefährlich ist, wie Jahr für Jahr schwere Unfälle zeigen. "Außerhalb der Ortsgebiete braucht es vielerorts eine Infrastrukturoffensive sowohl für den Radverkehr als auch für Fußgängerinnen und Fußgänger", stellte die VCÖ-Expertin fest.
(APA/Red)