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Großdemo gegen neue Salzburger ÖVP-FPÖ-Regierung sprengte Teilnehmer-Erwartung

Hunderte nahmen bei Demo gegen neue Salzburger ÖVP-FPÖ-Regierung teil.
Hunderte nahmen bei Demo gegen neue Salzburger ÖVP-FPÖ-Regierung teil. ©APA/Franz Neumayr
Die Teilnehmerzahl bei der Großdemonstration gegen die neue Salzburger ÖVP-FPÖ-Regierung lag am Montag laut Polizeiangaben bei rund 1.200. Ursprünglich war mit weitaus weniger Menschen gerechnet worden.

Die Veranstalter sprachen gar von über 2.000, erwartet wurden ursprünglich 300. Schon zu Beginn waren am Hauptbahnhof zahlreiche Schilder mit Unmutsbekundungen über Schwarz-Blau zu sehen. Eine Schauspielerin verlas die Grußbotschaft von Ex-Jedermann Cornelius Obonya, der zum Haslauer-Boykott aufrief.

Hunderte bei Demo gegen neue Salzburger ÖVP-FPÖ-Regierung

Obonya zitierte Passagen aus den Eröffnungsreden des Landeshauptmanns anlässlich der Salzburger Festspiele von 2013 und 2018. Darin hatte Haslauer unter anderem den berühmten Satz "I have a dream" des Freiheitskämpfers Martin Luther King zitiert, auf die Grausamkeiten der Weltkriege und den "Anschluss" 1938 verwiesen sowie das "Nie wieder" des antifaschistischen Widerstandes beschworen. Diese Äußerungen nahm Obonya zum Anlass, Haslauer mit seiner plötzlichen Bereitschaft zu einer schwarz-blauen Koalition zu konfrontieren: "Die Abneigung Wilfried Haslauers gegen eine Beteiligung anderer Parteien (als der FPÖ; Anm. d. Red.) an der Landesregierung - trotz aller Möglichkeiten, die das Wahlergebnis geboten hätte - ist 2023 so groß, dass die Beteiligung der in weiten Teilen offen rassistischen FPÖ kein Problem mehr darstellt."

Laut Obonya neige der Landeshauptmann dazu, "das 'Nie wieder' situationselastisch zu vergessen". Der ehemalige Jedermann-Darsteller - Obonya spielte Hugo von Hofmannsthals "reichen Mann" bei den Salzburger Festspielen von 2013 bis 2016 - ließ seine Vertreterin die Auftaktrede mit einem Boykott-Aufruf gegen Haslauer schließen: Mit Blick auf die Eröffnung der kommenden Festspiele forderte er "meine Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Kunst" auf, "spätestens bei Beginn der Rede des Herrn Landeshauptmanns geschlossen die Felsenreitschule zu verlassen".

"Solidarisches Salzburg" veranstaltete Demo

Ähnlich angriffslustig äußerte sich Sarah Lena Schlegel von "Solidarisches Salzburg", dem Veranstalter der Demonstration. Das Arbeitsabkommen der Regierung spare Themen wie den menschengemachten Klimawandel aus und vermittle anachronistische Geschlechterrollen, Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung würden marginalisiert. Von der angehenden Regierung werde "ein Bild der Gesellschaft entworfen", das "jenseits der gelebten Realität in Salzburg" liege.

Auch die Abschlusskundgebung am Residenzplatz war von offener Ablehnung des frisch formierten Kabinetts geprägt. Der österreichische Schriftsteller Ludwig Laher bezeichnete die Aussagen Haslauers vor der Wahl, als Koalitionspläne mit der FPÖ noch in Abrede gestellt wurden, als "heiße Luft". Es sei "lächerlich, zwischen rhetorisch sanften und radikalen Blauen zu unterscheiden". Monika Salzer, Psychotherapeutin, Autorin und Gründerin der "Omas gegen Rechts" konstatierte, dass die "einst staatstragende ÖVP seit dem Dammbruch im Jahr 2000 durch eine durch und durch fehlgeleitete Politik der FPÖ zur Macht verholfen" habe und resümierte warnend: "Dieses politische Klima vergiftet unsere Kinder und Enkelkinder."

Der Sprecher von Fridays for Future verurteilte die "rückwärtsgewandte, verantwortungslose Politik auf Kosten unserer Zukunft" der schwarz-blauen Regierung, die "nicht tragfähig genug" sei, "Salzburg sozial- und klimapolitisch in die Zukunft zu führen". Auch das antirassistische Kollektiv "Antira" und feministische Aktivistinnen verschiedener Organisationen meldeten sich zu Wort. Nicht nur entwickle sich Salzburg zu einem Bundesland, das "nur seine privilegierte weiße Bevölkerung" unterstütze. Ebenfalls werde "mutige feministische Arbeit um Jahre zurückgeworfen".

"Haben gezeigt, dass Menschen in Salzburg diese rückschrittliche Politik nicht hinnehmen"

Die Protestbewegung "Solidarisches Salzburg", hinter der sich mehr als 20 zivilgesellschaftliche Organisationen geschart hatten, wertete die Demonstration als vollen Erfolg, wie Sarah Lena Schlegel in einer Aussendung vom Montagabend betonte: "Heute haben wir gezeigt, dass die Menschen in Salzburg diese rückschrittliche Politik nicht hinnehmen". Man habe bewiesen, "dass der Widerstand gegen diese Regierung riesig" sei. "Und dieser Widerstand wird sich jeden Tag gegen jede rückschrittliche Entscheidung dieser Landesregierung stellen." Die Salzburg-Wahl war am 23. April über die Bühne gegangen.

(APA/Red)

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