Größte „Agrar“ feiert 50 Jahre

Der Obmann der Agrargemeinschaft Nenzing, Josef Latzer, kann von einem bestens aufgestellten Betrieb berichten
„VN“-Heimat: Ein „runder“ Geburtstag ist auch Anlass, um zurückzublicken. Wie waren die Anfänge der Agrargemeinschaft Nenzing vor 50 Jahren?
Josef Latzer: Die Idee zur Gründung einer Bürgergemeinschaft entstand, als in den 1960-er-Jahren immer mehr Grund zu Baugebiet umgewidmet wurde. Nach einem Regulierungsverfahren erfolgte 1965 die Teilung. Die Nenzinger Agrargemeinschaft ist die größte im Land.
„VN“-Heimat: Und wie hat sich die Agrargemeinschaft bis heute gewandelt?
Josef Latzer: Wir bewirtschaften insgesamt 8.185 Hektar Fläche. Der Holzeinschlag beträgt rund 7.500 Festmeter jährlich. Neben der Alpe Gamperdona und Parpfienz, auf denen jährlich rund 30 Tonnen Alpkäse erzeugt werden, zählen noch die Jungviehalpen Vals, Setsch, Panüeler, Vermales, Feldkircher Alpe, Furkla, Sattel sowie Alpila dazu. Die Infrastruktur der Agrargemeinschaft umfasst 190 Kilometer Wege, zwei E-Werke und zirka 50 Gebäude. Nicht zu vergessen gilt es zehn Eigenjagdreviere. Insgesamt sind acht Mitarbeiter bei der Agrargemeinschaft beschäftigt.
„VN“-Heimat: Stichwort Alpen – die Bauten wurden in den vergangenen Jahren nach und nach modernisiert.
Josef Latzer: Die meisten Alpgebäude sind in einem sehr guten Zustand, nur so kann auch eine Bewirtschaftung auch gut erfolgen. In diesem Bereich wird laufend investiert. Einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Alpbetriebes leisten auch die Bürger durch ihre Frondienste. Ansonsten wäre meiner Meinung nach die Bewirtschaftung der Alpen und Wälder in dieser Form nicht mehr möglich.
„VN“-Heimat: Sind Bürger bevorzugte Gemeindebewohner?
Josef Latzer: Das sehe ich nicht so. Bürger haben zwar Rechte, aber auch Pflichten – wie etwa den Frondienst. In Nenzing herrscht aber sicherlich eine spezielle Situation durch die Sondernutzung im Nenzinger Himmel. Hier mussten unsere Vorgenerationen eine Regelung finden, um die Schönheit zu erhalten. Durch die Tätigkeit der Agrargemeinschaft profitieren alle Gemeindebürger.
„VN“-Heimat: Stichwort „Substanzerlöse“. Hier wurde in Nenzing rasch ein Konsens gefunden.
Josef Latzer: Es wurde mit der Marktgemeinde eine Zusatzvereinbarung getroffen. Ich denke, es wurde hier ein guter Weg gefunden und wir haben hier eine Vorreiterrolle eingenommen, obwohl ich mir bewusst bin, dass es von Außen auch kritische Stimmen gegeben hat. Meiner Meinung nach war es aber wichtig, das Dorf nicht dadurch zu entzweien.
„VN“-Heimat: Wo liegen die Herausforderungen für die Zukunft?
Josef Latzer: Wichtiges Ziel ist es, die Naturlandschaft zu erhalten, ebenso die Alpen sowie die Schutzwälder. Wichtig ist auch Ressourcen, wie Grundstücke oder Schotter so einzusetzen, dass unser Aufgaben gut und langfristig erfüllt werden können. Momentan wird gerade ein neues Leitbild für die Zukunft der Agrargemeinschaft Nenzing erstellt.
Zur Person:
Name: Josef Latzer
Jahrgang: 1956
Familie: Verheiratet, zwei erwachsene Kinder
Beruf: Polizeibeamter
Hobbys: Musik und Agrar, Wandern, Skifahren
50 Jahre Agrargemeinschaft Nenzing
Freitag, 29. Mai, 16 Uhr, offizieller Festakt für geladene Gäste mit Präsentation Festschrift Samstag, 30. Mai, ab 10 Uhr, Tag der offenen Tür im Holzzentrum Galina