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Große Dichte auf engem Raum

©© Votava
Rechtzeitig zur EU-Ratspräsidentschaft Sloweniens im ersten Halbjahr 2008 widmet die Reihe "Architektur im Ringturm" der Wiener Städtischen dem kleinen, südlichen Nachbarn eine Ausstellung.

Eine Auswahl architektonischer Positionen aus dem 20. Jahrhundert demonstriert hier, dass sich oft “auf engem Raum eine unheimlich dichte Szene entwickelt”, wie Kurator Adolph Stiller bei der Pressekonferenz heute, Montag, betonte. Bis zum 30. Mai ist im Ringturm bei freiem Eintritt nicht nur diese Dichte der aktuellen architektonischen Ideen Sloweniens zu sehen, sondern auch ein thematischer Schwerpunkt auf Edvard Ravnikar, der das Gesicht des Landes ab den 1950er Jahren entscheidend geprägt hat.

“Meister und Szene” lautet der Untertitel der Ausstellung und meint damit die drei Stationen der Ausstellung, die sich jeweils kreisförmig einer bestimmten Spanne annehmen. So steht Joze Plecnik und seine Schule im Mittelpunkt der 20er und 30er Jahre, sein Schüler Edvard Ravnikar wurde schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg zur anerkannten Autorität im gesamten Jugoslawien. Nach der Unabhängigkeit 1991 dokumentiert die Ausstellung schließlich eine Fülle einzelner Strömungen und Ideen, die eine vitale, schwer einzugrenzende Szene kennzeichnen. “Wir konnten nur eine sehr kleine Auswahl treffen”, erklärte der slowenische Kurator Luka Skansi, “die zeigen soll, dass Slowenien eine eigene architektonische Identität hat, auf der vor allem in den 60er und 70er Jahren wirklich gute Leute aufgebaut haben.”

Für diese Identität maßgeblich verantwortlich waren die Jahre nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches, als Slowenien von seiner größten Stadt, Triest, abgeschnitten und Laibach (Ljubljana) zum neuen nationalen Zentrum erhoben wurde. Joze Plecnik, der vorher in Wien und Prag lernte und arbeitete, erhielt zahlreiche Aufträge sowohl im Städte- als auch im Sakralbau und gab der nunmehr wichtigsten Stadt, die Kurator Stiller sowohl in Größe, als auch in der Lage zwischen zwei Bergen und an einem Fluss mit Salzburg verglich, ihr ganz eigenes Gesicht. Das nicht zuletzt durch die Abkehr vom ehemaligen Zentrum Wien geprägt wurde. Auch der Orientierung der Schülergeneration Plecniks am Westen – insbesondere an Frankreich – ist es zu verdanken, dass Slowenien nach der Eingliederung in den Staatenbund Jugoslawien seine eigene bauliche Sprache behielt, die kommunistischer Bombastik weitgehend widerstand.

Dem prominentesten Vertreter dieser Generation, Edvard Ravnikar, ist neben dem historischen Aufriss ein eigener Schwerpunkt gewidmet, der Skizzen, Zeichnungen, Fotos und sogar Möbel des gefeierten Architekten erstmals außerhalb Sloweniens präsentiert. Diesem “letzten Meister” folgt eine Auswahl aktueller Bauten einer aufstrebenden Szene, die im vergangenen Jahr auch mit dem Mies van der Rohe Preis an das Team Bevk.Petrovic arhitekti ins Zentrum des Interesses gerückt ist. Weniger große, öffentliche Aufträge prägen diese jüngste Epoche, als kleine, fantasievolle Investitionen, die eine erstaunliche Breite erlauben – vor allem wenn man “die Maßstäbe bedenkt”, wie Stiller betonte. Bei zwei Millionen Einwohnern und einer Fläche, die etwa Niederösterreich entspricht, zeugt schon die kleine Auswahl im Ringturm von einer Vitalität in der Architektur Sloweniens, die ihresgleichen sucht.

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