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Grüne fordern Drogenkonsumräume

Für ihre Forderung nach Drogen-Konsumräumen haben sich die Grünen Unterstützung aus der Schweiz und Deutschland geholt. Heute, Donnerstag, referierten Experten aus beiden Ländern bei einer Enquete im Parlament über ihre Erfahrungen.

“In Zürich haben wir uns von der Utopie einer drogenfreien Gesellschaft verabschiedet”, schilderte Andrea Feller, stellvertretende Leiterin der örtlichen Hauptabteilung Sucht und Drogen die Konsequenz aus schmerzlichen Erfahrungen mit der offenen Szene. Heute gebe es vier fixe Anlaufstellen mit Konsumräumen, was auch in der Öffentlichkeit akzeptiert sei. Die Konsequenz: Weniger Heroinabhängige, höhere Lebenserwartung, Rückgang der HIV-Infektionen und keine offene Szene mehr, so Feller.

Ähnliches schilderte Hans-Ewald Gemmer, Leiter des Rauschgiftkommissariats Frankfurt am Main. Nach der “Haschwiese” mit Hunderten Konsumenten täglich, polizeilicher Repression und 147 Drogentoten im Jahr 1991 sei die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Drogenhilfe verbessert worden. Heute würden die Abhängigen in Konsumräume und Hilfseinrichtungen gedrängt, es gebe fast keinen öffentlichen Drogenkonsum mehr. In beiden Städten gibt es Substitutionsprogramme mit medizinischem Heroin.

Cammerlander kritisierte die Argumentation der Wiener SP-Stadtregierung, wonach die Bundeshauptstadt kein vergleichbares Drogenproblem habe. “Das ist ein Wegschauen, ein nicht hinschauen wollen”, klagte sie. Man versuche, das Problem allein auf ordnungspolizeilichem Weg zurückzudrängen. Tatsächlich werde aber in U-Bahnen gedealt und in öffentlichen Toiletten und Parks wie am Mexikoplatz gefixt.

“Jeder Drogenkonsument, der in der Öffentlichkeit konsumiert oder dazu auf eine Toilette geht, ist ein gesundheitliches Risiko”, so Fellers Argument für die Konsumräume. Gemmer verwies darauf, dass es auch in Frankfurt keine große offene Szene mehr gebe, man an dem Konzept aber festhalte. Man erreiche damit auch andere Drogenabhängige, betonte er. Krankheitsfälle seien ebenso zurückgegangen wie die Beschaffungskriminalität.

Scharfe Worte fand der Gesundheitssprecher der Grünen, Kurt Grünewald. Der Umgang mit Drogenkranken in Österreich sei bigott und zwangsgeleitet und vom Wunsch nach staatlicher Kontrolle beseelt. Sucht werde nicht als Krankheit, sondern als Akt der Kriminalität gesehen, klagte er.

 

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