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Grenzenlose Traumjob-Suche

Bregenz - Eine unterschiedlich starke "Wanderbewegung" trug sich in den letzten Jahren zwischen den Arbeitsmärkten der Region Bodensee zu.

Die Zahl der Ländle-Grenzgänger in Richtung Deutschland z. B. blieb seit dem Jahr 2000 in etwa konstant, umgekehrt zieht es immer noch mehr Deutsche ins Ländle. Mit einer kräftigen Überraschung wartet vor allem die Liechtensteiner Volkswirtschaft auf.

Dazu der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS) Vorarlberg, Anton Strini: „Während die Zahl unserer Schweiz-Grenzgänger sehr präzise abbildet, dass auch dort eine nachhaltige Stagnations- bis Rezessionsphase durchzustehen war, scheint sich das kleine Liechtenstein diesen Konjunkturzyklen erfolgreich widersetzt zu haben. Denn in Vaduz und Umgebung stieg von 2000 bis 2005 nicht nur die Zahl der insgesamt Beschäftigten um 12 Prozent, auch die Zahl der Zupendler ins Fürstentum erhöhte sich von 11.192 auf 14.503. Von diesen stammt recht genau die Hälfte aus Österreich.“

In die Schweiz waren 2001 noch 7260 Arbeitnehmer aus Vorarlberg gependelt. Die lahmende Konjunktur ließ diese Zahl bis 2005 kontinuierlich auf 6377 absinken, derzeit dürften es laut Strini-Erkundungen bei seinen Ostschweizer Kollegen wieder zwischen 6600 und 6700 sein. „Die Grenzgängerkurve in Richtung Schweiz ist praktisch Spiegelbild des Konjunkturverlaufs dies- und jenseits des Rheins“, analysierte der AMS-Landeschef.

Auf unsere Frage, ob die Vorarlberger Industrie die „auf der Stelle benötigten mindestens 1000 Facharbeiter“ nicht unter diesen Grenzgängern rekrutieren könnte, winkte Strini eher ab. Zwar handle es sich bei diesen Pendlern um gut qualifizierte, zumindest gut angelernte Kräfte, die zudem Mobilität und Flexibilität bewiesen, keine Vermittlungshandicaps besitzen. „Auf der anderen Seite ist es aber so, dass, je notwendiger sie hier gebraucht würden, auch drüben die Jobs in diesem Ausmaß sicherer, tendenziell wohl auch besser bezahlt sind – das machen die engen Verflechtungen der um den Bodensee angesiedelten Regionalwirtschaften“, wusste Strini. Wenn überhaupt, dürfte hier nur mit verlockenden Gehaltsangeboten eine „Umkehr“ in Gang zu bringen sein.

Ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit gibt’s aber doch, indem zunehmend auch Schweizer, vor allem jedoch (Ost-)Deutsche Vorarlberg als attraktiven Arbeitsmarkt entdecken. Während die Zahl Schweizer Einpendler ins Ländle von November 05 auf November 06 (also ohne saisonale Ausreißer) lediglich um 39 zunahm, stieg jene von deutschen Arbeitnehmern in der gleichen Zeitspanne um fast 1350. Ehe junge Leute in Dresden oder Leipzig trotz Flexibilität und guter Ausbildung ohne Job bleiben, kommen sie lieber ins deutschsprachige Vorarlberg. An Mundpropaganda fürs „gelobte Ländle“ scheint es dort nicht zu mangeln.

Mehr verdienen

Wie DI Gerd Ulmer von der BWI Unternehmensberatung in Dornbirn ermittelte, verdienen wenig qualifizierte Hilfskräfte im St. Galler Rheintal ein um 60 Prozent höheres Jahresbrutto als in Vorarlberg, bei qualifizierten Kräften und Kaderleuten macht das Plus immer noch ca. 23 Prozent. Dass da nicht noch mehr Vorarlberger sozusagen mit fliegenden Fahnen in die Schweiz wechseln, liege daran, dass das höhere Einkommen mit längeren Arbeits- und kürzeren Urlaubszeiten, höheren Versicherungsbeiträgen und sonstigem Mehraufwand verbunden ist. Auch Kündigung und Abfertigung sind bei uns attraktiver geregelt.

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