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Grenada - die duftende Diva

©&copy Günter von Saint-George
Gut zwei Jahre nach Hurrikan Ivan gibt sich die kleinste Insel der südlichen Antillen wieder paradiesisch. Grenada lockt mit weißen Stränden, tropischen Regenwäldern und Riffs für Taucher und Schnorchler. Die „Perle der Karibik“ setzt verstärkt auf Touristen, die das Individuelle suchen.

Grand Anse Beach
Roger, der uns in seinem leuchtend-farbigen Van vorbei an Bananenstauden, Brotfrucht- und Mahagonibäumen zum Grand Anse Beach chauffiert, zeigt voller Stolz auf den längsten Strand der Insel. Er ist drei Kilometer lang und das Aushängeschild Grenadas. Kleine Fischerboote dümpeln im Wasser, die Mittagssonne sticht vom wolkenlosen Himmel. Für die wenigen Touristen, die sich hier in der Vorsaison vergnügen ist Grand Anse eine ideale Urlaubskulisse.

Ein sanfter Passatwind weht Salzkristalle des Atlantik an Land. Nur etwa zwanzig Bootsminuten vor der Küste warten Korallen Canyons und Riffs auf eine Tauchergruppe. Ihr Ziel ist die „Bianca C“, mit 183 Meter Länge das größte Kreuzfahrtschiff, das hier 1961 sank und in 55 Meter Tiefe auf Grund liegt. Für Einheimische gilt es als die „Titanic der Karibik“. Weitere elf Wracks und 30 Tauchplätze, die auch für Anfänger geeignet sind, locken im Inselsüden.

Abenteuer Regenwald
Wer Natur pur erleben will, findet sie im Grand Etang Nationalpark. Tropischer Regenwälder bilden den rahmen für kleine Kraterseen und rauschende Wasserfälle. Guide Telfor führt uns durch grünes Dickicht, wo wilder Wein, Kakaopflanzen, Zedern und Bambus die Pfade säumen. „Vor zwei Jahren gab es hier kein grünes Blatt mehr“, sagt Telfor. „Tropensturm Ivan hat sogar die Kronen der mächtigen Mahagonibäume wie Streichholzköpfe geknickt.“ Erst langsam erholt sich die Natur von dem Hurrikan-Kahlschlag. Darunter litten auch Gewürzbäume und -sträucher, die für den weltweit zweitgrößten Erzeuger von Muskatnüssen die Existenz bedeuten. Mit Amerikas Hilfe wurden Neuzüchtungen angepflanzt, die schon nach fünf Jahren erste Ernten ermöglichen sollen.

Noch sind vom Exportartikel Nr. 1 genügend Vorräte da. Davon zeugen die tonnenweise Verarbeitung der Früchte in der Muskatnussfabrik in Gouyave ebenso wie das Angebot auf dem Markt in St.-George’s. Zahllose Stände säumen täglich außer sonntags die kleinen Gassen der Hauptstadt. Der Duft von Nelken, Zimt , Ingwer und Thymian liegt in der Luft. Frauen preisen lebhaft und lautstark ihre „Spices“ an, ob Chili, Pfeffer oder Lorbeer. Gelassene Heiterkeit prägt das geschäftige Treiben. Davon lässt sich auch das Heer von Schaulustigen gerne anstecken, die den ankernden Luxuslinern für einige Stunden entfliehen.

St. George
Die in grellen Farben leuchtenden Kolonialbauten in St.George’s haben Hurrican Ivan getrotzt, doch viele der zahllosen Holzhäuser wurden 2004 ein Raub des Tropensturms. Mit Hilfe von Spendengeldern der US-AID wurden sie stabiler und solider wieder aufgebaut. Die Unterstützung von Uncle Sam hat in Grenada Tradition. Bereits vor gut 20 Jahren drohte die Insel mit einer Kuba-freundlichen Revolutionsregierung zu einer militärischen Gefahr für die Weltmacht USA zu werden. Präsident Reagan ließ das Eiland besetzen, schwer bewaffnete Marines stürmten an Land, Militärhubschrauber luden Hundertschaften von Soldaten aus. Der Einsatz dauerte nur einige Wochen, aber die Invasion hinterließ Spuren. Behutsam besann man sich beim Neuanfang auf touristische Einnahmequellen und vermied Fehler, wie sie anderswo gemacht wurden. So ist auf Grenada kein Hotelbau höher als eine ausgewachsene Palme. Und: Aufdringliches Werben um Urlauber-Devisen ist schon gar nicht die Sache der Insulaner, die sich nur selten aus der karibischen Ruhe bringen lassen.

Pont Salines
Auch nicht am Strand von Pont Salines im Südwesten nur wenige Kilometer von St. George’s entfernt. Dort treffen sich Grenader zum Sonntagsbrunch im Restaurant Aquarium. Geführt wird das Lokal vom Deutschen Ulli aus Celle. Das Meeting bei Barbecue und Reggaeklängen ist Nachrichtenbörse und Stammtisch zugleich. Bei gegrilltem Lobster, Steak, Rum-Punch und Bier wird gespeist, getrunken und getratscht. Neuigkeiten machen die Runde, schließlich erscheinen Grenadas Tageszeitungen nur zweimal die Woche. Eine andere Gelegenheit, zu feiern, finden Insulaner und Touristen beim traditionellen Fish Friday in Gouyave an der Westküste. Hurrikan Ivan stand Pate für  das Spektakel, das jeden Freitag stattfindet. Seitdem machen zahllose Garstationen mit leckerem Meeresgetier und lärmende Lifebands aus dem kleinen Ort ein Feuerwerk karibischer Lebensfreude.

Infos zu Grenada: www.grenada-grenadines.com

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