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Green Day in Wien: Party mit drei Akkorden und viel Klamauk

Über einen Bühnenklamauk beim Green Day-Konzert in der Stadthalle lässt sich streiten. Fakt jedoch ist: Die Band sorgte für ein Megaevent und tobendes Publikum.
Green Day in der Stadthalle

Subtil? Blöd? Egal, ein sich betrinkender Hase, der am Freitagabend vor 12.000 Besuchern in der Wiener Stadthalle zu “Y.M.C.A.” der Village People tanzte, ist schon ein guter Konzertbeginn. Was Green Day anschließend ab dem ersten Song “21st Century Breakdown” geboten haben, war eine krachende, laute, treibende, bombastische Mischung aus Entertainment und (zumindest in den Texten vertretenem) Politrock. Nicht nur die Person im Hasenkostüm, die den vielleicht zwischenzeitlich überstrapazierten Klamauk symbolisierte, schwitzte.

Die Fun-Punk-Tage bei Green Day sind längst der Stadion-Rock-Phase gewichen, die Drei-Akkorde-Stücke sind aber geblieben, auch wenn sich das Trio live mit Gastmusikern verstärkt und den Sound ordentlich aufputzt. Irgendwie würde alles ziemlich ähnlich klingen, wenn da nicht diese großartigen Hymnen wären, die sich wie Kampfansagen mitgrölen lassen: “21 Guns”, “American Idiot” (erste Zugabe), “Basket Case”, “When I Come Around”, “Holiday” oder das mehrteilige “Jesus Of Suburbia”. Und was Green Day besonders unwiderstehlich macht, ist Billy Joe Armstrong, ein toller Sänger, ein Motor, ein Showmensch, ein – wenn es sein muss – auch Alleinunterhalter, wie am Schluss, als er sich selbst auf der Gitarre begleitend ohne Firlefanz und Bandkollegen “Wake Me Up When September Comes” und “Good Riddance” brachte.

Green Day live ist trotz der gesellschaftskritischen Konzeptalben “American Idiot” und “21st Century Breakdown”, die der Karriere der Gruppe neuen Schwung gegeben haben, kein Politik-Punk-Manifest. Viel mehr geht es um Unterhaltung, um Party, um Fußballmatch-Stimmung. Beim “call and response”, dem Animieren zum Mitsingen, übertrieben es Green Day mitunter so wie mit dem Knallkörperschießen und den Schmäheinlagen. Doch man schmunzelte – zumindest bis zum Zeitpunkt, als sich die Rocker verkleideten und Coverversionen intonierten (Drummer Tre Cool im Bikini wird dabei seinem Namen nicht gerecht). Da hatte man zwischenzeitlich das Gefühl, im All-Inclusive-Club auf Mallorca gelandet zu sein.

Armstrong ließ sein Publikum extrem oft mitsingen, klatschen und stampfen. Nämlich bereits im Mittelteil des ersten Liedes. Aber ehrlich, darauf kommt es beim Rock ja auch an: Krawall machen! Und außerdem genießt der mittlerweile erblondete Frontman, das Kind im Manne auf der Bühne auszuleben: Da schießt er Klopapier mit einer Spezialvorrichtung in den Saal, dann feuert er T-Shirts mit einer Kanone in die Halle, um anschließend den Po zu entblößen. Wer selbst Nachwuchs hat, weiß: Mit den Kids kommt die Anarchie ins Haus zurück, wie es einst Tote-Hosen-Sänger Campino formulierte. Und manchmal zwischendurch ein großes Kind sein, würde vielleicht ganz gut tun…

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