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"Graffiti ist keine Schmiererei"

Feldkirch, Mäder – Der Graffiti-Künstler Alexander Stark will den Alltag bunter machen.

Alexander Stark wirkt verschlossen. Er versteckt sich hinter seiner dunklen Sonnenbrille und der schwarzen Baseball-Kappe. Selbst für das Foto will er beides nicht abnehmen. Vielleicht liegt das an den schlechten Erfahrungen, die der junge Graffiti-Künstler aus Mäder gemacht hat. „In den Medien wird Graffiti immer noch oft negativ dargestellt. Zumindest hier. In Großstädten wie Berlin ist es anders“, beschwert sich der 23-Jährige.

Malen statt schmieren

Von den Sprayern, die fremde Hauswände und öffentliches Eigentum „beschmieren“ möchte er sich deutlich distanzieren. „Es gibt viele die rum rennen und Parolen sprühen. Das hat aber nichts mit Graffiti zu tun. Nicht jeder, der eine Spraydose in der Hand hält, macht auch Graffitis“, erklärt er und zieht an seiner Zigarette. Dass eine Unterscheidung zwischen Graffiti-Kunst und „Schmierereien“ von der Öffentlichkeit oft nicht getroffen wird, enttäuscht den jungen Mann. Er ist schließlich kein Vandale. Er ist Künstler und will lediglich ein bisschen bunte Farbe in den grauen Alltag bringen.

Alexander Stark und seine Crew sprayen nur an „legalen Orten“. Also an den Plätzen, an denen den Graffiti-Künstlern das Sprühen ausdrücklich erlaubt wurde. Das ist zum Beispiel in einer Unterführung in Feldkirch in der Nähe des Bahnhofs der Fall. Dort trifft er sich regelmäßig mit befreundeten Sprayern zum „Malen“, wie er es nennt. Seine Bilder sieht er als Kunstwerke, mit eigenem künstlerischen Anspruch und Recht auf Eigenständigkeit. „Jeder muss seinen eigenen Stil entwickeln“, erklärt Stark. „Den Stil eines anderen zu kopieren ist unter uns verpönt.“ Damit formuliert er eines der ungeschriebenen Gesetze der Straße. Ein weiteres besagt, dass das Graffiti eines anderen Sprayers nur dann übersprüht werden darf, wenn das neue Bild besser oder zumindest gleich gut ist. Stört es Stark nicht, wenn seine Werke immer wieder übermalt werden und damit vergänglich sind? „Nein, eigentlich nicht. Aber wenn einer einfach nur ‚Loser‘ darüber schmiert, ärgert mich das schon.“ Damit seine Graffitis nicht verloren gehen, macht er Fotos von seinen Werken. Dadurch hat er die Chance zu sehen, wie er sich seit seinen Anfängen weiterentwickelt hat. Am besten wäre es natürlich, er würde alle Fotos in einem Ordner archivieren: „Aber das ist halt schwierig.“ Er lächelt. Ordung gehört nicht zu seinen großen Stärken. „Ich bin schon eher chaotisch“, gibt er zu. „Oder sagen wir lieber spontan.“

Spontan und ohne Skizze

Eher spontan entstehen auch seine Graffitis. Selten macht er vorher eine Skizze. Außer bei Auftragsarbeiten. Davon bekommt er inzwischen immer mehr. Zum Beispiel hat er vor Kurzem das ARA in Laterns besprüht. Für die Vorderseite hatte er eine Vorlage von der Designerin Carola Sturn. Die Rückseite hat er zusammen mit Jugendlichen gestaltet. Die Aktion ging zurück auf eine Initiative der Offenen Jugendarbeit und der Gemeinde Laterns. Die Arbeit mit den Jugendlichen hat ihm Spaß gemacht. „Aber es war auch anstrengend. Jugendliche sind eben Jugendliche“, sagt der selbst erst 23-Jährige. Er war 15 Jahre alt, als er mit dem Sprayen begonnen hat. „Wie ich genau dazu gekommen bin, kann ich gar nicht mehr sagen. Ich habe schon immer viel skizziert und dann habe ich einen Kollegen kennen gelernt, der hat mit Dosen gemalt.“ Dadurch hat er auch angefangen zu sprayen und da­raus hat sich dann eine große Leidenschaft entwickelt. Inzwischen trifft er sich fast jeden Tag mit anderen Graffiti-Künstlern. Trotzdem soll das Sprühen ein Hobby bleiben. „Im Augenblick steht mein Mediendesign-Studium im Vordergrund.“

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