Grafenegg Festival mit vitaler Klangpracht eröffnet

Die im März 2025 in New York uraufgeführte Wiederentdeckung von "Prélude et Danse" aus der verschollenen, 1902 entstandenen Kantate "Semiramis" kommt im Ravel-Jahr gerade zum passenden Zeitpunkt heraus. Das Stück ist reizvoll, klanglich raffiniert und könnte durchaus Eingang ins Repertoire finden, wenngleich die Reaktion des Publikums eher zurückhaltend ausfiel.
Poulenc mit zwei Klavieren, Minimal Music als Zugabe
Davor hatte das Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-moll von Francis Poulenc den Abend eröffnet. Die famosen Labeque-Schwestern an den Steinway-Flügeln erwiesen sich als ideale Interpretinnen für dieses schillernd vitale, kühn zwischen Mozart-Anklängen, Rachmaninoff und sanftem Jazz changierende, dabei in seinen effektvollen Überraschungen unterhaltsame Werk. Als faszinierende Zugabe gab es einen Satz von Philip Glass.
Den krönenden Abschluss bildete die Alpensinfonie von Richard Strauss: Hier entfalteten die Tonkünstler eindrucksvoll alle in diesem symphonischen Koloss angelegte Klangpracht. Ein Festival, das über ein so hervorragendes Residenzorchester verfügt, darf sich glücklich schätzen. Ein Glücksgriff war wohl auch die Entscheidung, Gabel zum neuen Chefdirigenten zu küren: Er bringt frischen Wind und Charisma ein.
Mehtas spätes Comeback am Pult der Tonkünstler
Die Eröffnung des Grafenegg Festival wurde zeitversetzt auf ORF III übertragen. Bis 7. September sind internationale Orchester und Solisten in Grafenegg zu Gast, darunter das Gewandhausorchester Leipzig mit Andris Nelsons, das European Union Youth Orchestra mit Iván Fischer, das Orchestra dell"Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit Daniel Harding, die Tschechische Philharmonie mit Petr Popelka, das Luzerner Sinfonieorchester mit Michael Sanderling sowie die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst. Unter den Solisten finden sich u. a. Anne-Sophie Mutter, Hilary Hahn, Gautier Capuçon, Juan Diego Flórez, Julia Hagen, Alina Ibragimova, Klaus Florian Vogt, Patricia Nolz, Nikolaj Szeps-Znaider und Alexandra Dovgan.
Composer in Residence ist heuer der aus Argentinien stammende Komponist und Dirigent Fabián Panisello, der im Rahmen des Abschlusskonzerts des Workshops Ink Still Wet am 24. August auch ein neues Werk zur Uraufführung bringt. Den Schlusspunkt setzt am 7. September der Auftritt von Zubin Mehta, der nach über 60 Jahren ans Pult des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich zurückkehrt - mit Johannes Brahms (1. Klavierkonzert mit Rudolf Buchbinder und 1. Symphonie).
(Von Ewald Baringer/APA)
(S E R V I C E - Festival Grafenegg, bis 7. September, Information und Tickets: Tel. 02735/5500, www.grafenegg.com)
(APA)