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GP von Brasilien: Geschüttelt, nicht gerührt

Christian Kliens Vorschau: "Am Wochenende geht es in Sao Paulo um den Titel. Auf dem Autodromo Jose Carlos Pace kann alles passieren." [Video im Text]

Zwar wird jedes Jahr irgendein Streckenteil neu asphaltiert, aber die kleinen Buckel tauchen trotzdem immer wieder auf und sorgen für einige Vibrationen. Ältere Fahrer behaupten sogar, dass es dem einen oder anderen früher gelegentlich die Plomben aus den Zähnen raus gefetzt hat. So schlimm ist es heute nicht mehr. Im Vergleich zu meinem ersten Rennen dort ist die Strecke heute schon deutlich fahrerfreundlicher. Aber wir müssen ein „weicheres“ Setup fahren, um die Bodenwellen besser zu schlucken. Mehr Bodenfreiheit hilft auch, aber wenn man die Hinterachse erhöht wird das Auto instabiler beim Bremsen, also gehen wir nur millimeterweise vor. Das Auto setzt normalerweise nur am vorderen Teil des Unterbo-dens auf, was sich dummerweise genau unter dem Sitz des Fahrers abspielt und du kriegst die Schläge praktisch ungedämpft direkt auf die Wirbelsäule.

Ein gut abgestimmtes Auto sollte aber leicht aufsitzen. Am Unterboden haben wir eine Kunststoff-Leiste (früher war sie aus Holz) und Skidpods aus Metall, die beim Aufsetzen oft Funken sprühen (wie zuletzt in Singapur bei Nacht sehr gut zu sehen war). Der Unterboden wird daher regelmäßig gewechselt. Wenn man richtig starke Vibrationen bekommt – wofür oft auch die Reifen zuständig sind – dann hat man echt Mühe, die Bremspunkte klar zu erkennen. Das Display kannst du noch lesen, aber den Rest sieht man oft doppelt und dreifach. Und am Ende eines Rennens brummt dir der Schädel. Die Doppellinks vor Start/Ziel ist extrem anstrengend. Man ist extrem konzentriert, durch die Buckel blei-ben auch gerne die Vorderräder stehen, wenn man Kurve 1 anbremst. Das Auto ist aber generell schwierig abzustimmen, weil sich die Strecke täglich ändert. Sonst finden dort ja kaum Rennen statt. Erschwerend kommt noch dazu, dass Interlagos gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird. Gerade jetzt, mit den wenigen Tests zwischen den Rennen kann da der Nacken einige Probleme bereiten. Aber nach dem Rennen haben alle sowieso genug Zeit, um sich zu erholen. Bei ein paar Kollegen wird allerdings das Kopfweh vom Feiern sicher noch erschwerend hinzukommen…

Bemerkenswertes zum brasilianischen Grand Prix

  • An meine brasilianischen Grands Prix habe ich gemischte Erinnerungen. Im letzten Rennen des Jaguar-Teams sind ausgerechnet Mark Webber und ich kollidiert. Dafür war ich im Jahr drauf hier in der 3.Startreihe.
  • Felipe Massa kann den 9.WM-Titel für Brasilien holen (Fittipaldi 2, Piquet 3, Senna 3). Es wäre allerdings der erste, der auch in Brasilien fixiert wird. Theoretisch könnten auch erstmals in der Geschichte die zweiten Plätze über den Titel entscheiden. Wenn Hamilton 8.wird und Massa 2. sind sie punktegleich und haben je 5x gewonnen. Massa wäre aber dank 3x P2 Weltmeister. Ich persönlich glaube allerdings, Hamilton wird das cool nach Hause fahren.
  • Am vergangenen Samstag haben wir in München für unsere treuesten Fans ein Formel 1-Spektakel zum Anfassen veranstaltet. Wer wissen will, wie man einen Formel 1 Reifen ordnungsgemäß verheizt, der klickt: http://www.youtube.com/watch?v=x2c52y2nT-A
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