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Gotha zeigt zersägtes Cranach-Bild wiedervereint

Noch getrennt: Oben Salome, unten Johannes
Noch getrennt: Oben Salome, unten Johannes ©APA/dpa
Es ist eine Sensation: Die beiden Teile eines vor etwa 90 Jahren zersägten Gemälde des Renaissancemalers Lucas Cranach dem Älteren sind nun wieder in Gotha. "Heute ist im Grunde genommen ein Festtag für uns", sagte Timo Trümper von der Friedenstein Stiftung. Das jüngst zurückerworbene obere Fragment von "Salome mit Johannesschüssel" sei lange durch den Kunsthandel gewandert. Man habe nie zu hoffen gewagt, die beiden Teile einmal wieder zusammenzuführen, so Trümper.

Wohl eine Mitgift für die Herzogin

Er stellte in Gotha mit Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke das zurückerworbene Fragment vor und erklärte, warum es zersägt wurde. Das seit 1644 in der Sammlung in Gotha nachweisbare Gemälde zähle zum Kernbestand der Kunstkammer auf Schloss Friedenstein. Vermutlich sei die auf Tannenholz gemalte Arbeit als Mitgift der Herzogin Elisabeth Sophie von Sachsen-Altenburg (1619 - 1680) nach Gotha gekommen. 

Mutmaßlich um die Stiftungsfinanzen zu verbessern, sei das Gemälde 1936 an einen Kunsthändler verkauft worden. Der Verkauf von Sammlungsobjekten zur Aufbesserung klammer Kassen sei damals zwar nicht unüblich gewesen, jedoch schon von Zeitgenossen kritisiert worden, so Trümper. Der Kunsthändler ließ das Werk zersägen. Er versprach sich einen besseren Preis auf dem Kunstmarkt dafür zu erhalten, wenn er den unteren Teil entfernen ließ.

Nichts für "Zartbesaitete"

Denn dieser Part sei nichts für "zartbesaitete Menschen", wie der Kunsthändler in einem Schreiben argumentierte. Das Bild zeigt die Figur der Salome, die in der Bibelgeschichte um die Enthauptung von Johannes dem Täufer eine wichtige Rolle spielt. Den abgetrennten, blutigen Kopf des Propheten präsentiert die zartgestaltige Salome-Figur im unteren Teil des Bildes. 

Der untere Teil des Werks mit dem abgetrennten Kopf sei wieder zurück nach Gotha gekommen, 2015 restauriert und zuletzt 2021 in Gotha gezeigt worden. Dass Werke Cranachs früher für einen besseren Verkaufswert zerteilt wurden, sei keine absolute Seltenheit gewesen, erklärte Trümper.

Mit finanzieller Unterstützung Gelegenheit genutzt

Als das obere Fragment zuletzt 2024 wieder auf dem Kunstmarkt auftauchte, habe es die Stiftung mit reichlich Spendenunterstützung geschafft, den Teil zurückzuerwerben. So etwas gelinge längst nicht immer, betonten Pfeifer-Helke. Er und Trümper verwiesen etwa darauf, dass auch auf unrechtmäßigem Wege Werke aus der Cranach-Sammlung der Stiftung abhandengekommen seien, als Beutekunst etwa infolge des Zweiten Weltkriegs. Von ursprünglich 63 Cranach-Arbeiten seien noch 28 in Gotha.

Im Herzoglichen Museum sind die beiden Fragmente nun in einzelnen Rahmen übereinander gehängt zu sehen - allerdings für einen überschaubaren Zeitraum. Denn die obere Hälfte bedarf einer Restaurierung. Voraussichtlich soll sie ab Frühjahr 2026 in die Werkstatt, so Trümper. Welche Arbeiten genau vorgenommen werden sollen, müsse noch mit Fachleuten geklärt werden. So stehe die Frage im Raum, ob der aktuell weiße Hintergrund wieder schwarz werden solle, wie es auch beim unteren Fragment der Fall ist.

Schnitt wird immer zu sehen sein

Ob die beiden Fragmente wieder zu einem einzigen Werk zusammengesetzt werden, wie vom Künstler einst gedacht, stehe noch längst nicht fest, betonte Trümper. Selbst wenn des Bild wieder in seinen "Urzustand" zurückversetzt werde: "Sie werden aus der Nähe immer diesen Schnitt sehen."

(APA/dpa)

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