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"Goleador" und "Matador": "K.u.K"-Reminiszenzen in Wien

Am Mittwoch wurde in Erinnerungen geschwelgt.
Am Mittwoch wurde in Erinnerungen geschwelgt. ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Trifft der "Goleador" den "Matador", dann sind die "K.u.K"-Fußball-Reminiszenzen nicht weit. Mario Kempes und Hans Krankl schwelgten am Mittwochabend anlässlich des 125. Geburtstags des "First Vienna Football Clubs 1894" im Instituto Cervantes, dem Spanischen Kulturinstitut, in Wien in (teilweise) gemeinsamen Erinnerungen. Kempes stellte dort zudem seine Autobiografie vor.

Während Krankls spanischer Spitzname "Goleador" schlicht "Torjäger" bedeutet, ist die Übersetzung von Kempes' Pseudonym "Matador" (so lautet auch der Titel seines Buches) etwas diffiziler. Es bezeichnet den Stierkämpfer, der dem Bullen in der Arena den Todesstoß versetzt. Im Fußball könnte man - mit einem Schuss Euphemismus - von einem "Vollstrecker" sprechen (oder dem Gegenteil vom "Chancentod") .

Wien: Erinnerungen an Cordoba

Der 66-jährige Krankl und der etwas mehr als ein Jahr jüngere Kempes schrieben fast zeitgleich Fußballgeschichte. Bei der WM-Endrunde in Argentinien 1978. Johann K. machte am 21. Juni in Cordoba den legendären ORF-Radioreporter Edi Finger "narrisch", weil er Österreich - in einem für das ÖFB-Team eigentlich schon belanglosen Match - mit zwei Toren zu einem 3:2-Sieg gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland schoss. Die alpenländische Schadenfreude war groß: Die deutschen Stars wie Sepp Maier, Hans(i) Müller, Karl-Heinz Rummenigge oder Rolf Rüssmann mussten damit gleichzeitig mit Willy Kreuz, Herbert Prohaska, Bruno Pezzey und Co. die Heimreise nach Europa antreten.

Wenige Tage später wurde Mario Alberto Kempes in Buenos Aires zu Argentiniens Volkshelden, als er im Finale gegen die vom Wiener Ernst Happel gecoachten Niederlande ebenfalls zweimal traf und dem Heimteam mit einem 3:1-Erfolg nach Verlängerung den ersten WM-Titel bescherte. 2010 wurde das "Olympiastadion" der Stadt Cordoba in "Estadio Mario Alberto Kempes" umbenannt. Cordoba ist auch Kempes' Heimatprovinz.

Kempes und Krankl gemeinsam in Spanien

Zu ihren Glanzzeiten kickten der 43-fache argentinische Internationale und der 69-malige ÖFB-Teamstürmer gleichzeitig in Spanien. Kempes mit Unterbrechungen zwischen 1976 und 1986 bei Valencia sowie Hercules Alicante und Krankl von 1978 bis 1980 beim FC Barcelona. Mit einem kurzen Intermezzo, das den Erz-Rapidler ausgerechnet zur Vienna führte, wo sechs Jahr später Kempes anheuerte. Am 4. April kreuzten sich dann sogar ihre Klingen. Die Blau-Gelben schlugen den Sportclub (wo Krankl mittlerweile sein Fußball-Gnadenbrot bekam) in einem zum damaligen "Aufstiegs-Play-Off" zählenden "Kleinen Wiener Derby" vor stattlichen 11.000 (manchen Quellen zufolge sogar 15.000) Zuschauern mit 1:0.

Am Mittwoch erinnerte sich Argentiniens Weltstar auch daran, wie er im Herbst seiner Karriere in die Niederungen der österreichischen Zweitklassigkeit kam. "Am Anfang war es schon gewöhnungsbedürftig, wie familiär hier alles war. Zu den Spielen kamen üblicherweise wenige Leute und zwar immer dieselben." Vor allem das erwähnte "Mini-Derby" (O-Ton Kempes) auf der Hohen Warte blieb dem Südamerikaner, der letztlich bis 1992 auch beim VSE St. Pölten und dem Kremser SC kickte, aber unvergesslich. "Da haben wir den großen Vereinen wie Rapid, Austria oder dem FC Tirol die Show gestohlen. Die Zeitungen schrieben tagelang vor allem von diesem Match."

(APA/Red)

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