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Goldener Bär für türkischen Film "Honig"

Der Goldene Bär der 60. Berlinale geht an den türkischen Film "Honig". Das teilte die Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin am Samstagabend im Rahmen der feierlichen Abschlussgala des Jubiläumsfestivals mit.

Regisseur Semih Kaplanoglu erzählt in “Honig” von einer Kindheit im ländlichen Anatolien. Nach 46 Jahren gewann damit erstmals wieder ein Film aus der Türkei einen Goldenen Bären. Mit dem Silbernen Bären für die beste Regie wurde der in der Schweiz unter Hausarrest stehende Roman Polanski für seinen Politthriller “Der Ghostwriter” ausgezeichnet. Die österreichischen Koproduktionen gingen leer aus.

Die Türkei hatte zuletzt im Jahr 1964 mit dem Melodram “Trockener Sommer” von Ismail Metin den Goldenen Bären gewonnen. 2004 holte der Deutsch-Türke Fatih Akin mit der deutschen Produktion “Gegen die Wand” den Hauptpreis. “Honig” ist nach “Milch” und “Ei” der Abschluss einer autobiografisch geprägten Trilogie über Yusuf als kleinen Jungen, Studenten und alten Mann. In dem ganz ohne Musik gedrehten “Honig” spielt die Natur eine der Hauptrollen. Traumwandlerisch schöne, ruhige Bilder zeigen den Kosmos des Kindes, seine Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste. “Honig” erhielt auch den Kirchenpreis der ökumenischen Jury.

Roman Polanski konnte seinen Regiepreis wegen seines Hausarrests in der Schweiz nicht selbst abholen. Stattdessen nahmen die Produzenten den Preis entgegen und richteten eine Botschaft von Polanski aus: “Selbst wenn ich gekonnt hätte, wäre ich nicht gekommen. Denn als ich das letzte Mal zu einem Festival gekommen bin, um einen Preis entgegenzunehmen, bin ich im Gefängnis gelandet.” Polanski droht in den USA ein Prozess wegen Vergewaltigung.

Die mit drei Koproduktionen im Wettbewerb vertretenen Österreicher gingen bei den Hauptpreisen leer aus. Weder die viel gelobten Filme “Der Räuber” und “Auf dem Weg” noch der umstrittene Beitrag “Jud Süß – Film ohne Gewissen” konnten die Jury um Werner Herzog und Renee Zellweger überzeugen. Auch den für möglich gehaltenen Darstellerpreis für Andreas Lust als Marathon laufender Bankräuber gab es nicht. Stattdessen wanderten die Schauspielerpreis nach Japan und Russland. Als beste Darstellerin erhielt die Japanerin Shinobu Terajima (“Caterpillar”) einen Silbernen Bären, als beste Darsteller wurden die Russen Grigori Dobrygin und Sergej Puskepalis (“How I Ended This Summer”) gewürdigt.

20 Filme aus aller Welt waren in der offiziellen Bären-Konkurrenz. Den Großen Preis der Jury erhielt der Rumäne Florin Serban für das Jugenddrama “Wenn ich pfeifen möchte, pfeife ich”. Der Film wurde außerdem mit dem Alfred-Bauer-Preis gewürdigt. Für seine Kameraführung in “How I Ended This Summer” erhielt Pavel Kostomarov einen Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung. Und den Preis für das beste Drehbuch gab es für den chinesischen Regisseur Wang Quan’an, der mit seiner Tragikomödie “Tuan Yuan” (Getrennt zusammen) die Berlinale eröffnet hatte.

Die Jubiläumsausgabe des Festivals erhielt am Ende durchwachsene Reaktionen, blieben doch viele Stars aus und präsentierte sich auch der Wettbewerb insgesamt eher mau. Das Publikum ließ sich davon jedoch nicht abschrecken und sorgte für einen neuerlichen Rekord. Bis zum Festivalende am Sonntag wird in Berlin mit fast 300.000 Besuchern gerechnet. Unter den prominenten Gästen der Filmfestspiele befanden sich in diesem Jahr Martin Scorsese, Leonardo DiCaprio, Pierce Brosnan, Ewan McGregor, Ben Stiller, Julianne Moore, Shah Rukh Khan und Gerard Depardieu.

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