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Glucks "Orpheus und Eurydike" am Vorarlberger Landestheater bejubelt

Gluck-Renaissance rundum: Nach St. Gallen in der Schweiz und jüngst Salzburg hat nun das Landestheater Vorarlberg Christoph Willibald Glucks erste Reformoper "Orpheus und Eurydike" auf den Spielplan gesetzt.

Die in italienischer Sprache (mit deutschen Übertiteln) ohne Pause gesungene Premiere wurde Mittwochabend im Bregenzer Theater am Kornmarkt zum bejubelten Publikumserfolg.

Katastrophe entschärft

Über 250 Jahre nach der Wiener Uraufführung (1762) beweist der Mythos vom Sänger Orpheus, der seine geliebte Frau beinahe aus dem Hades zurückholen kann, nach wie vor dramaturgische Kraft und Ausstrahlung. Landestheater Intendant Alexander Kubelka fokussiert als Regisseur auf den verbotenen Blickkontakt zwischen den Liebenden. Es kommt, wie es seit Vergil und laut Libretto kommen muss – auf dem Weg von der Unterwelt nach oben wendet sich Orpheus letztlich doch um, und Eurydike stirbt zum zweiten Mal.

Doch Gluck hat die Katastrophe nach damaligem Theaterusus entschärft. Gott Amor – in der Bregenzer Inszenierung nicht mit Liebespfeilen, sondern mit Pinsel und Farbe bewaffnet – übermalt die Tragödie zu einem Happy End: Orpheus und die erneut wiederbelebte Eurydike schweben in einer Apotheose unter Jubelgesängen des Chores empor. Vorhang.

Höhensicherer Countertenor

Musikalisch wird der Abend vom Barockspezialisten Michael Hofstetter am Pult des groß aufspielenden Symphonieorchester Vorarlberg, den exzellenten Vokalsolisten sowie dem von Benjamin Lack bestens einstudierten Bregenzer Festspielchor getragen. Eine Orpheus-Oper steht und fällt mit dem Titelhelden: Der kanadisch-koreanische Sänger David DQ Lee konnte die Erwartungen erfüllen und beherrschte das Kornmarkttheater knapp eineinhalb Stunden lang mit seinem höhensicheren Countertenor. Eurydike (Sopran Daniela Gerstenmeyer) und Amor (Sopran Keri Fuge) komplettieren das Solisten-Trio, dessen hohe Stimmen tiefsten Seelenschmerz veredeln. Der Chor ist dramaturgisch gleichwertiges Element in der Gluck-Oper. Die Mitglieder des Festspielchores überzeugten als Furien ebenso wie als Selige Geister.

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