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Glencore und Xstrata - Megafusion in der Bergbaubranche

Der Hauptsitz von Glencore in Baar im Schweizer Kanton Zug.
Der Hauptsitz von Glencore in Baar im Schweizer Kanton Zug. ©AP
Megafusion in der Bergbaubranche: Der weltgrößte Rohstoffhändler Glencore schließt sich mit dem Bergbaukonzern Xstrata in einer 90 Mrd. Dollar (69,0 Mrd. Euro) schweren Fusion zu einem neuen Branchenriesen zusammen.

Glencore und Xstrata kamen 2011 zusammen auf einen Umsatz von 209 Mrd. Dollar und einen bereinigten Betriebsgewinn von 16,2 Mrd. Dollar. Damit kann es der neue Konzern mit dem Namen Glencore Xstrata International mit den ganz großen wie BHP Billiton, Vale und Rio Tinto aufnehmen. Glencore hatte zuletzt bereits eine Kontrollmehrheit bei Xstrata. Die Xstrata-Aktionäre erhalten im Rahmen des Zusammenschlusses, der mit Aktien bezahlt werden soll, einen Aufschlag von gut 15 Prozent – für die Branche vergleichsweise gering. Ein Großinvestor meldete deswegen bereits Bedenken an.

Fusion unter Gleichen

Xstrata-Aktionäre würden im Rahmen der Fusion unter Gleichen, wie die Firmen betonten, für jedes ihrer Papiere 2,8 neue Glencore-Titel erhalten, teilte Xstrata am Dienstag mit. Ausgenommen sind Xstrata-Aktien, die bereits im Besitz von Glencore sind. Den Firmenangaben zufolge enthalten die Bedingungen einen Aufschlag von 15,2 Prozent auf die Xstrata-Titel basierend auf dem Schlusskurs vom 1. Februar. Es war kurz bevor bekanntgeworden, dass die beiden Firmen über einen Zusammenschluss verhandeln. Glencore ist mit einer Beteiligung von 34 Prozent bereits der größte Einzelaktionär von Xstrata.

Neuer Firmenchef soll der bisherige Xstrata-CEO Mick Davis werden. “Eine Fusion von Glencore und Xstrata bietet eine einmalige Gelegenheit für die Schaffung eines neuen Geschäftsmodells in unserer Branche”, sagte Davis. Der derzeitige Glencore-Chef Ivan Glasenberg wird neuer Präsident und stellvertretender CEO. John Bond, Verwaltungsratschef bei Xstrata sowie Trevor Reid, Finanzvorstand, sollen ihre Posten behalten.

Xstrata-Aktionäre wenig begeistert

Experten und vor allem Xstrata-Aktionäre, die 45 Prozent an der neuen Firmen halten werden, müssen nun allerdings erst von den Vorteilen des Zusammenschlusses überzeugt werden. Die Aufschläge für Übernahmen in der Branche sind nämlich üblicherweise mit 20 bis 30 Prozent deutlich höher als die nun vereinbarte Prämie von gut 15 Prozent. Standard Life Investments, mit 63,6 Millionen Aktien der viertgrößte Investor von Xstrata, kündigte bereits an, gegen die Fusion zu stimmen. Das vereinbarte Aktientauschverhältnis bewerte Xstrata nicht ausreichend, teilte der Investor mit.

Weltmarktführer bei Kupfer und Kohle

Die neue Gruppe verspricht sich von der Fusion Einsparungen von mindestens 500 Mio. Dollar, die sich schon im ersten Geschäftsjahr in den Ergebnissen niederschlagen sollen. Xstrata ist der viertgrößte Bergbaukonzern der Welt. Zusammen mit dem Know-how von Glencore, der sein Geld mit dem Handel von Rohstoffen macht, ist der Megakonzern bestens gerüstet, um die in den nächsten Jahren erwartete massive Rohstoffnachfrage aus China und anderen Schwellenländern bedienen zu können. Die neue Firma ist der weltgrößte Exporteur für Kohle für Kraftwerke und zudem einer der führenden Kupferkonzerne.

Offen ist noch, ob die Wettbewerbsbehörden dem Geschäft zustimmen. In der Branche war erst im Jahr 2010 die Zusammenlegung der Eisenerzsparten der beiden Konzerne Rio Tinto und BHP Billiton am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert. Anders als bei der jetzt geplanten Fusion war damals aber der Zusammenschluss von Produktionsstätten geplant, während sich die Geschäftsfelder von Xstrata und Glencore kaum überschneiden. Zudem käme nach Brancheneinschätzung das fusionierte Unternehmen bei keinem Rohstoff auf einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent.

Fusion von langer Hand vorbereitet

Spekulationen über eine Fusion der beiden Konzerne gab es schon länger, vor allem nach dem Börsengang von Glencore im vergangenen Mai, der das bisher größte Debüt an der Londoner Börse war. Die beiden Unternehmen sind schon seit längerem verbunden. Glencore-Gründer Marc Rich hatte sich Anfang der 90er Jahre bei Südelektra eingekauft, das 1999 zu Xstrata wurde. 2002 kaufte das Unternehmen die australischen und südafrikanischen Kohleaktivitäten von Glencore für 2,5 Mrd. Dollar. Das war einer der wichtigsten Bausteine für den ebenfalls in diesem Jahr über die Bühne gebrachten Börsengang von Xstrata.

Xstrata-Aktien gaben in London um gut zwei Prozent nach. Glencore-Titel legten dagegen um gut ein Prozent zu.

(APA)

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