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Glavas will Geschäftsmann werden

Der als Kriegsverbrecher verurteilte kroatische Parlamentarier Branimir Glavas, der im Mai vor der Justiz seines Landes nach Bosnien-Herzegowina geflüchtet war, will Unternehmer in Mostar werden.
In einem Interview mit der bosnischen Wirtschaftszeitung Biznis.ba kündigte der bekannteste kroatische Flüchtling an, dass er eine Firma in Mostar gründen werde. Das berichteten kroatische Medien am Dienstag.

“Ich werde nicht nur herumsitzen. Bald werde ich Geschäfte machen. Ich werde ein Grundstück in Grude kaufen und in Mostar eine Firma gründen”, so Glavas. Er erklärte nicht, welche Geschäftsaktivitäten er genau plane. Aber er betonte, dass es sich sicher um keine Immobilien handeln werde. Die Frage, woher er das Geld habe, bezeichnete Glavas als “unkultiviert”. Er habe aber keine Angst vor einer eventuellen Untersuchung in Kroatien oder Bosnien-Herzegowina über die Herkunft des Geldes.

Glavas hatte sich im Frühjahr nach Bosnien-Herzegowina abgesetzt, kurz bevor er von einem Gericht in Zagreb zu zehn Jahren Haft wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde. Weil der 1956 in Kroatien geborene Glavas seit Oktober vergangenen Jahres wegen der Herkunft seiner Eltern auch die bosnische Staatsbürgerschaft besitzt, kann er nicht an Kroatien ausgeliefert werden.

Glavas wurde der Ermordung von sieben Serben im ostkroatischen Osijek im Jahr 1991 schuldig gesprochen. Glavas war während des Kroatien-Krieges (1991-1995) militärischer Befehlshaber von Osijek. Medien bezeichneten ihn damals als “Herrn über Leben und Tod”. Als einer der engsten Mitarbeiter des verstorbenen kroatischen Präsidenten und Gründers der regierenden, national-konservativen HDZ, Franjo Tudjman, galt Glavas lange Zeit als “unantastbar”.

2005 wurde er aber nach internen Querelen aus der HDZ ausgeschlossen. Danach gründete Glavas eine eigene Partei, die “Kroatische Demokratische Vertretung von Slawonien-Baranja” (HDSSB), die bei den Parlamentswahlen Ende November 2007 auf Anhieb drei Mandate erreichte. Eines davon entfiel auf Glavas.

In dem eineinhalb Jahre dauernden Prozess wurden zwei Fälle verhandelt. Im Fall “Selotejp” (Klebeband) wurde Glavas zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah seine Verantwortung für die illegale Festnahme, Misshandlung und Ermordung von acht serbischen Zivilisten am Ufer der Drava (Drau) 1991 als erwiesen an.

Im Fall “Garage” wurde Glavas als damaliger Chef des Sekretariats für die Volksverteidigung außerdem für die Misshandlung und Ermordung von zwei weiteren serbischen Zivilisten zu fünf Jahre in Haft verurteilt. Beide Schuldsprüche mündeten in das Strafmaß von zehn Jahren. Glavas ist bis dato der ranghöchste kroatische Politiker, der wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde.

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