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Gin wie ein Parfum: Zu Besuch in Wiens erster und einziger Gin-Destillerie

Karl Egger betreibt mit der "Vienna Craft Distillery" die erste und einzige Gin-Brennerei in Wien. Der Gin wird komplett in Handarbeit gefertigt, abgefüllt und etikettiert. Die Rezepte stammen alle von Egger selbst. Wir haben uns in der Gin-Destillerie in Stammersdorf umgeschaut.

In einem kleinen Haus in Stammersdorf befindet sich seit 2015 Wiens einzige Gin-Destillerie. Nur ein kleiner Sticker an der Eingangstür verrät, dass hier die “Vienna Craft Distillery” untergebracht ist. Im Haus deutet schon mehr auf eine Gin-Brennerei hin. Flaschen mit der klaren Flüssigkeit reihen sich auf einem Tisch aneinander. Verschiedenste Zutaten stehen in Behältern auf den Regalen. 23 Monate musste Karl Egger warten, bis er von den Wiener Behörden die Genehmigung für seine Destillerie bekam. “Das war für die Behörde ein neuer Vorgang, weil so etwas hatten sie noch nie. Eine Schanigarten-Genehmigung, das haben sie schon oft gemacht, aber eine Destillerie? Das war neu”, erzählt Egger.

Bei der Gin-Produktion Kreativität ausleben

Egger war schon lange Gin-Liebhaber und wollte deshalb selbst Gin produzieren. Um das Destillieren zu lernen, fuhr er nach Schottland, wo ihm die Gin-Brenner viel beibrachten. Die Rezepte für Sorten mit Namen wie “Moonshiner Gin”, “Vienna Empire Gin” oder “Gin Burlesque” denkt sich Egger selbst aus. Die Ideen kommen ihm unter Dusche oder auch beim Radfahren. “Als Gin-Produzent kann ich meine Kreativität ausleben. Ich bin zwar nicht musikalisch, aber ich kann mit meinen Aromen komponieren”, meint Egger.

1,5 Tonnen Wacholder für ein Jahr Gin-Produktion

Bei den Zutaten für seine Rezepte kommen verschiedenste Gewürze und Früchte zum Einsatz. Von Veilchenwurzeln über Koriander, Kamille und Fenchelpollen bis hin zu Rosenblättern und Vanille. Die Hauptzutat sind Wacholderbeeren. Egger holt in seiner Brennerei einen großen Stoffsack von einem Regal. “Das ist mein Schatz”, lacht er. Er lässt die kleinen, schwarzen Beeren durch seine Finger rieseln. Egger verwendet für seinen Gin Wacholder aus Mazedonien und aus Italien. Insgesamt bemühe er sich zwar, regionale Zutaten zu verwenden, doch Wacholder aus Österreich sei nicht in den Mengen zu bekommen, die er benötigt. 1,5 Tonnen Wacholderbeeren braucht er pro Jahr für seine Gin-Produktion. Die “Vienna Craft Destillery” stellt pro Jahr zwischen 3000 und 7000 Flaschen Gin her.

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VIENNA.at Holzinger ©Egger verwendet für seinen Gin Wacholder aus Italien und aus Mazedonien. VIENNA.at Holzinger

Vier Monate vom Rezepte bis zum fertigen Gin

Vom Rezept bis zum fertigen Produkt können bis zu vier Monate vergehen. Egger erklärt die Schritte in der Gin-Produktion: Auf das Kreieren des Rezepts folgt die Organisation der Zutaten. “Das kann sehr aufwendig sein”, meint Egger. Bei dem begehrten italienischen Wacholder wartete er beispielsweise zwei Jahre, bis er von der Warteliste auf die Zuteilungsliste kam. Für seinen “Moonshiner Gin” musste er vier Kilo British Spearmint organisieren. “Nach der Organisation der Zutaten muss man diese in zwei Gruppen teilen. Die intensiven, mächtigen Zutaten kommen in die eine, die floralen, zarten Zutaten in die andere Gruppe. Dann werden die zwei Zutatengruppen getrennt in Alkohol eingelegt”, erklärt Egger. Dabei sei es wichtig, die zarten Zutaten in schwächeren Alkohol einzulegen, denn starker Alkohol würde die Aromen zerstören.

“Mit Gin es wie mit Parfum. Von einem guten Parfum braucht man nur einen Tropfen und man riecht es den ganzen Tag. Ziel bei der Gin-Produktion ist es, so viel Aroma wie möglich in die Flasche zu bekommen”, so Egger.

Gin-Etiketten von Künstlern angefertigt

Nachdem das Aroma der Zutaten in den Alkohol übergegangen ist, kommt dieser in die Brennblase. Egger führt das kupferne Gerät vor. “Ich habe eine eigene Brennblase anfertigen lassen, die von der Größe her speziell für die Ginproduktion geeignet ist”, erzählt er. In dem Hohlkörper erfolgt das Destillat.

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VIENNA.at Holzinger ©In der Brennblase erfolgt das Gin-Destillat. VIENNA.at Holzinger

Danach geht es um die Kunst des sogenannten “Schneidens”. Die erste Menge an Destillat, das aus der Brennblase kommt, ist laut Egger nicht gut. “Der Mittelteil, ist am besten. Da kommt es darauf an, wie geübt die Nase ist, damit man am richtigen Punkt schneidet”. Das Destillat muss zwei Monate Ruhelagern. Danach müsse man sich entscheiden, bei welcher Alkoholstärke die optimale Aromaentfaltung gegeben sei, so Egger. Der Gin wird anschließend von Hand abgefüllt und die Flaschen etikettiert. Dabei, wie auch bei der Verarbeitung der Zutaten, bekommt Egger Hilfe von seiner Familie. Angestellte hat die “Vienna Craft Distillery” nämlich nicht.

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VIENNA.at Holzinger ©Die Etiketten für den Gin werden von Künstlern entworfen. VIENNA.at Holzinger

Die Etiketten für seine verschiedenen Gin-Sorten lässt Egger immer von einem anderen Künstler entwerfen. Das Etikett des Moonshiner Gins zeichnete beispielsweise ein Tätowierer aus Wien.

Whisky aus der “Vienna Craft Distillery”

Momentan gibt es neun verschiedene Sorten aus der “Vienna Craft Distillery”. Egger feilt aber bereits an einer neuen Sorte. Auch ein anderes Produkt befindet sich momentan in der Herstellung. In einem eigenen, kühlen Raum der Destillerie lagern große Eichenfässer. Darin reift Whisky heran. Im Jahr 2020 wird es dann den ersten Whisky der “Vienna Craft Distillery” geben. Dieser muss nämlich noch mindestens drei Jahre und einen Tag im Eichenfass in der Destillerie in Stammersdorf reifen.

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VIENNA.at Holzinger ©In der “Vienna Craft Destillery” reift Whisky in Eichenfässern heran. VIENNA.at Holzinger

Infos zum Gin der “Vienna Craft Distillery”

Den Gin der “Vienna Craft Distillery” gibt es in Wien in folgenden Geschäften und Lokalen. Eine Flasche kostet zwischen 40 und 60 Euro.

Sussitz, Krummbaumgasse 2-4, 1020 Wien

Marco Simonis, Dominikanerbastei 10, 1010 Wien

Grand Cru Wien, Kaiserstraße 67, 1070 Wien

Grand Whisky Wien, Schleifmühlgasse 14, 1040 Wien

 

 

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