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Gigers ernüchternde WM-Zwischenbilanz

Toni Giger erlebt derzeit in Val d'Isere die sportlich schwierigsten Tage seiner seit 1999 dauernden Ära als Chef der österreichischen Ski-Herren.

Nach vielen, vielen Jahren voller Jubelmeldungen bläst den erfolgsverwöhnten Ski-Stars in Frankreich aufgrund einer historischen Flaute ein eiskalter Gegenwind in die Gesichter. Die drei ersten Herren-Bewerbe ohne rot-weiß-rote Medaille, das hatte es bei Ski-Weltmeisterschaften seit den 1930er-Jahren nicht mehr gegeben.

Nachdem sich auch in der Super-Kombi am Montag alle Medaillenhoffnungen in Luft aufgelöst hatten, nahm Giger zu den möglichen Gründen für “Val M’Isere”, den Konsequenzen und den wichtigsten Baustellen in seiner Truppe Stellung.

…Giger über die ernüchternde Zwischenbilanz: “So ist der Sport. Der Sport kann manchmal sehr brutal sein. Drei Bewerbe ohne Medaille, das ist absolut nicht das, was wir uns erwartet hatten. Bei dieser WM läuft es absolut nicht nach Wunsch. Aber eine Krise schaut anders aus, im Weltcup führt Michael Walchhofer im Abfahrts-Weltcup, Hermann Maier im Super-G-Weltcup und Benjamin Raich im Riesentorlauf-Weltcup.”

…Giger über mögliche Gründe für die Flaute: “Es gehen uns auch eine ganze Reihe starker Läufer wegen Verletzungen ab (Grugger, Buder, Schönfelder, Scheiber, Anm.). Da ist es klar, dass wir nicht so stark da stehen, wie wir uns das wünschen würden. Trotzdem haben wir in der laufenden Saison in allen Bewerben Siege feiern können. Von daher haben wir in jeder Disziplin Favoriten am Start gehabt. Es hat aus den verschiedensten Gründe leider nicht funktioniert. Sicher auch aufgrund der wie vor zwei Jahren in Aare stark wechselnden Verhältnisse, aber das hat nicht nur uns getroffen.”

…Giger über die kurzfristigen Konsequenzen: “Die Konsequenz ist, dass die Sinne geschärft sind. Wir müssen nachdenken und eventuell Kleinigkeiten rausholen. Jeder der drei Bewerbe muss einzeln aufgearbeitet werden. Wir dürfen uns jetzt nicht irgendetwas einbilden, wie zum Beispiel, dass uns der Berg einfach nicht liegt oder wir nur Pech haben. Das kann schnell nach hinten losgehen. Wir müssen konzentriert bleiben und uns selber einen Ruck geben.”

…Giger über die langfristigen Konsequenzen: “Unser Grundrezept jetzt in der Schnelle zu verändern, ist sicher nicht sinnvoll. Wir verändern ständig unsere Strukturen, die muss man anpassen. Wir haben vor drei Jahren im Europacup ein Speed-Projekt gestartet. Die Folgen werden wir in den nächsten ein, zwei Jahren im Weltcup sehen.”

…Giger über mögliche Folgen für ihn selbst: “Ich genieße eine sehr gute Rückendeckung durch Alpinchef Hans Pum und Präsident Peter Schröcksnadel.”

…Giger über mögliche eigene Fehler: “Jeder Mensch macht Fehler, auch der Cheftrainer.”

…Giger über den immer stärker werdenden Druck und Ärger der Öffentlichkeit: “Ich habe Verständnis, dass Fans und Medien enttäuscht sind. Dementsprechend wird jetzt geredet und geschrieben. Natürlich spürt man, dass jetzt schön langsam Medaillen her sollten.”

…Giger über das vielzitierte “Loch” im ÖSV-Herren-Team hinter der Generation Hermann Maier, Stephan Eberharter und Co.: “Wir haben in den letzten Jahren drei Generationswechsel mit sehr geringen Schwankungen über die Bühne gebracht, die Leistungsabfälle waren nicht gravierend. Wir waren in den letzten zwölf Jahren unheimlich erfolgreich, es ist außergewöhnlich, dass eine Nation so lange wie wir an der Spitze dominiert.”

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