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"Gibt es nur alle 50 Jahre!"

Den historischen Dreifacherfolg im Slalom verfolgte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im Auto-TV auf einem Turiner Parkplatz, den Bronze-Sprint von Langläufer Michail Botwinow am Sonntag bereits zu Hause in Innsbruck.

22 der 23 ÖOC-Medaillen haben bei den Turin-Spielen Sportler und Sportlerinnen des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) gewonnen. „Ende gut, alles gut. Der Schluss zählt immer am meisten“, freute sich Schröcksnadel zurecht.

Natürlich bezog sich der 64-jährige Unternehmer, der seit 1990 dem ÖSV als Präsident vorsteht und in dieser Zeit die finanziellen Mittel vervielfacht hat, mit seinem Resümee auch auf den Fall Walter Mayer und die Turbulenzen, die rund um die Doping-Razzien in österreichischen Quartieren der Langläufer und Biathleten entstanden waren. Gerade weil er und seine Sportler so pauschal verurteilt worden waren, sei deshalb das Finale der XX. Winterspiele besonders befriedigend gewesen. Schröcksnadel: „Das ist ausgleichende Gerechtigkeit. Das Gute kommt ebenso zurück wie das Schlechte!“

Der Anhänger des LOLA-Prinzipes (Loslassen, Liebe, Aktion/Reaktion), der seit 1992 den Professoren-Titel führen darf, fühlte sich deshalb in seiner Denkweise, nämlich dass gutes Verhalten Gutes zurückbringt, bestätigt. Dass er das unglaubliche Finale seiner Athleten nicht mehr live vor Ort mitverfolgt hat, ist hingegen nichts Ungewöhnliches.

„Für mich ist wichtig, den Sportlern und Trainern die optimalen Voraussetzungen zu ermöglichen. Meine Befriedigung ist zu erleben, wie das dann aufgeht, feiern sollen dann sie“, erklärte der Innsbrucker seine Einstellung. „Ich bin da, um mich bei Problemen vor die Mannschaft zu stellen und den Blitzableiter zu spielen. Aber nicht um an vorderster Front zu jubeln.“

Schröcksnadel ist auch nicht der Meinung, dass in Turin das Krisenmanagement des ÖSV versagt habe. „Vielleicht, wenn das Ziel des Krisenmanagements gewesen wäre, meine Haut zu retten. Darum ging es aber nicht“, sagte Schröcksnadel und erklärte: „Das Ziel war, nach Italien zu fahren und möglichst viele Medaillen zu gewinnen. Und das hat funktioniert.“

Schröcksnadel hatte nach den heftigen Angriffen von außen tatsächlich kurz die Sinnhaftigkeit einer weiteren Tätigkeit als Präsident des mit Abstand erfolgreichsten Sportverbandes Österreichs überdacht. Aber eben nur kurz. Ganz kurz. „Alle sind zusammengestanden. Es gab keine Schuldzuweisungen innerhalb des Verbandes“, erklärte der Tiroler, warum er diese Gedanken schnell wieder verworfen hatte.

Unter dem Strich stehen die erfolgreichsten Spiele für Österreich aber auch für den ÖSV. 22 Medaillen, davon 14 (6 Damen/8 Herren) allein aus dem Alpinbereich, das hat es noch nie gegeben. Schröcksnadel: „So etwas gibt es wohl nur alle 50 Jahre!“ Er habe sich bei seiner Olympia-Prognose von 6 bis 8 Medaillen wohl versprochen, habe 6 UND 8 gemeint, wurde er vor seiner Abreise am Samstag aus Sestriere von Einigen aufgezogen.

In der Tat hatten die ÖSV-Herren mit ihrem fulminanten Slalom-Finish verhindert, dass endlich einmal die Damen die Nummer eins im Verband sind. Allen voran Doppelolympiasieger Benjamin Raich, dessen innere Ruhe selbst den ÖSV-Präsidenten fasziniert. „Vor ihm ziehe ich den Hut!“

Schon der Sonntag war für Schröcksnadel wieder ein echter Aktivtag. Am Vormittag stand Skitraining am Innsbrucker Hausberg Patscherkofel auf dem Programm, denn schließlich steht ja die nächste Senioren-WM vor der Tür „und ich bin jetzt drei Wochen zu nix gekommen“, so der ehrgeizige Tiroler. Schon am Nachmittag fuhr er nach Wien. Im ORF-Fernsehen ist zu klären, ob Turin nun ein Traum oder ein Albtraum gewesen ist.

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