Gewinneinbruch bei Audi: Krise in der Autoindustrie spitzt sich zu

Die nächste beunruhigende Wirtschaftsmeldung aus Deutschland: Der deutsche Autobauer Audi verzeichnet im dritten Quartal 2024 einen Verlust von 168 Millionen Euro. Grund für das Minus sind hohe Kosten für die geplante Werksschließung in Brüssel und ein schwieriges Marktumfeld.
Verluste durch hohe Rückstellungen und geplante Werksschließung
Audi kämpft im dritten Quartal mit deutlichen finanziellen Einbußen: Der Verlust betrug 168 Millionen Euro, stark beeinflusst durch Rückstellungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für die Schließung des Werks in Brüssel. Finanzvorstand Jürgen Rittersberger erklärte, dass das operative Geschäft hingegen solide laufe und sich Audi besonders über die Überwindung von Lieferengpässen bei leistungsstarken Motoren freue.
Düstere Prognose für den Konzernumsatz
Rittersberger bekräftigte zwar die im Sommer gesenkte Jahresprognose. Demnach erwartet Audi einen Rückgang des Konzernumsatzes von 70 Milliarden auf 63 Milliarden bis 68 Milliarden Euro. Der Finanzvorstand fügte aber hinzu: "Wir zielen eher auf die untere Kante."
Das Werk in Brüssel, das unter anderem das Oberklasse-Elektroauto Q8 e-tron herstellt, steht aufgrund geringer Nachfrage vor der Schließung. Die Produktion des Modells soll Ende Februar 2025 eingestellt werden. Laut Unternehmenskreisen könnte ein Nutzfahrzeughersteller als Investor für das Werk in Frage kommen.
Rückgang bei Rendite und Absatz
- Die operative Rendite bei Audi lag seit Jahresbeginn bei 2,5 Prozent – ein Drittel des Vorjahreswerts.
- Die Rendite, einschließlich der margenstärkeren Marken Bentley, Lamborghini und Ducati, sank auf 4,5 Prozent – nur noch die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr.
- Der Umsatz der Markengruppe ging in den ersten drei Quartalen auf 46 Milliarden Euro zurück, ein Minus von 4 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.
- Das Betriebsergebnis sank von 4,6 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro.
Trotz dieser Zahlen hält Audi an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest und erwartet weiterhin eine Rendite zwischen 6 und 8 Prozent. Rittersberger sieht mögliche Erholungseffekte durch sinkende Rohstoffkosten.
Herausforderungen und Ausblick
Der Absatz der Marke Audi ist weltweit um 11 Prozent gesunken, was auf ein schwierigeres Wettbewerbsumfeld und eine geringe Nachfrage nach Elektromodellen wie dem Q8 e-tron zurückgeführt wird. Audi plant jedoch, mit neuen Modellen bis 2025 den Absatz anzukurbeln.

Audi-Chef Gernot Döllner sieht im härter werdenden Marktumfeld eine Herausforderung, bleibt aber zuversichtlich, dass neue Modellreihen zur Erholung beitragen können. Die Engpässe bei den V6- und V8-Motoren, die zu Jahresbeginn für Probleme sorgten, sind nach Unternehmensangaben inzwischen überwunden.
Audi will Effizienz steigern
Der Finanzvorstand sagte: "Unser Augenmerk liegt aktuell darauf, unsere Effizienz und unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern." An der Beschäftigungsgarantie bei Audi bis 2029 werde das Unternehmen festhalten, betonte Rittersberger. Die Lehrlinge würden übernommen. Es gebe auch keinen expliziten Einstellungsstopp. Allerdings gebe es externe Neueinstellungen nur noch "handverlesen". In Deutschland beschäftigt Audi rund 54.000 Menschen.
Schaeffler kündigt massiven Stellenabbau an
Neben Audi meldete auch der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler umfangreiche Kürzungen. Das Unternehmen kündigte am Dienstag an, 4.700 Stellen in Europa abzubauen, darunter 2.800 in Deutschland. Grund dafür sind schwache Geschäfte im Industriebereich und die schleppende Nachfrage nach Elektroautos. Zehn deutsche Standorte und fünf weitere in Europa sind von den Kürzungen betroffen.
Der Arbeitsmarkt in der Automobilbranche wird seit Wochen durch verschiedene Krisenmeldungen erschüttert. So stehen auch bei Volkswagen Werksschließungen und Stellenkürzungen im Raum.
Fakten auf einen Blick
- Verlust im dritten Quartal: 168 Millionen Euro durch hohe Rückstellungen
- Rückstellungen für Brüssel: 1,2 Milliarden Euro
- Operative Rendite seit Jahresbeginn: 2,5 Prozent (Vorjahr: 7,5 Prozent)
- Rendite mit Luxusmarken: 4,5 Prozent (Vorjahr: 9 Prozent)
- Umsatz in den ersten drei Quartalen: 46 Milliarden Euro (4 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr)
- Betriebsergebnis: Rückgang auf 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,6 Milliarden Euro)
- Absatzrückgang weltweit: -11 Prozent
- Schließung des Q8 e-tron: Produktion endet Ende Februar 2025
(VOL.AT)