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Gewalt an Frauen weiterhin ein Strukturproblem

Gewalt an Frauen ist kein Einzelfall.
Gewalt an Frauen ist kein Einzelfall. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Gewalt an Frauen ist weiterhin kein Einzelfall, sondern ein Strukturproblem. Frauen werden nach wie vor als weniger "fähig" betrachtet.

Gewalt an Frauen sei kein Einzelfall, sondern "ein strukturelles gesellschaftliches Problem", sagt die Politikwissenschafterin Stefanie Wöhl von der Fachhochschule des Berufsförderungsinstituts BFI angesichts der Serie von Bluttaten. Eine Zunahme körperlicher Gewalt an und gegen Frauen beruhe auf strukturellen Ungleichheiten: "Frauen werden in den meisten europäischen Gesellschaften kulturell immer noch abgewertet", auch wenn es mittlerweile Gleichstellungserfolge gebe.

Frauen werden oft noch als weniger "fähig" betrachtet

Frauen unterschiedlicher Herkunft und je nach sozialem Status würden zu oft weiterhin als minderwertig und weniger "fähig" betrachtet. "Diese gesellschaftlich weitverbreiteten kulturellen Abwertungsmuster gehen einher mit Diskursen der radikalen Rechten, dass Gleichstellung angeblich dem Staat und der Gesellschaft schaden würde. In Österreich, aber auch in Deutschland, Ungarn und Polen, gibt es Akteure, die sich gezielt gegen Gleichstellung positionieren und somit auch dieses Klima der Abwertung schüren", wurde Wöhl von der Initiative "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" zitiert.

Eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt sind, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Sozialstatus und Einkommen, sieht sie in die weite Zukunft gerückt. Frauen aus finanziell bessergestellten Haushalten machten zwar leichter Karriere, viele, und besonders migrantische, Frauen würden aber weiter schwerer beruflich in hohe Positionen gelangen. "Gleichzeitig ändern auch Karriereerfolge nichts an der immer noch bestehenden Aufgabenverteilung im Privathaushalt, wo Frauen immer noch den größten Anteil an unbezahlter Arbeit machen: sich um die Kinder kümmern und zu pflegende Angehörige. Die jetzige Pandemie hat das noch verstärkt. Sie wirkt sich sogar nachteilig auf Frauen aus, wie viele Studien belegen", sagte Wöhl.

Corona-Pandemie habe soziale Ungleichheiten verschäft

Die Pandemie habe soziale Ungleichheiten verschärft und die Gewalt an Frauen zugenommen, "vielfach" bis hin zur Eskalation. "Es ist deshalb notwendig, Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Forschung auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und weitere Studien zu initiieren, um aufzuzeigen, wie multiple Ungleichheiten gegenüber Frauen weiterhin bestehen, wie sie kulturell abgewertet oder auch über soziale Medien diffamiert werden, und warum Konflikte gewalttätig werden oder Frauen vor Gewalt fliehen müssen."

(APA/Red)

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