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Generalversammlung VBSV: Blindenverbandobmann zurückgetreten

Team der Frühförderstelle mit Karin Lehninger, Dieter Wolter (VBSV-Obmann) u. Edi Ritter (Rehastelle)
Team der Frühförderstelle mit Karin Lehninger, Dieter Wolter (VBSV-Obmann) u. Edi Ritter (Rehastelle) ©Andrea Fritz-Pinggera
Der geplante Umbau des Erholungszentrums Ingrüne führte am Wochenende in der Generalversammlung des Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverbandes zum Rücktritt des seit April 2012 tätigen Obmannes Karlheinz Ritter.
Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband

Der Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband (VBSV) zählt 197 Mitglieder und steht allen Personen mit Sehbehinderung in Vorarlberg als Anlaufstelle offen, selbst wenn keine Vereinsmitgliedschaft vorliegt. Am Samstag fand die Generalversammlung statt, zu deren Auftakt Karlheinz Ritter seinen Rücktritt bekanntgab. Er war erst vor einem Jahr zum Obmann gewählt worden und seit 1. September auch Geschäftsführer des Verbandes in Teilzeitanstellung. Auslöser seines Rücktrittes, bei dem er auch seine Tätigkeit als Geschäftsführer aufkündigte, waren Bedenken zur geplanten Renovierung des Erholungszentrums Ingrüne sowie des für die Finanzierung notwendigen Grundstücksverkaufes. „Dafür kann ich die Verantwortung nicht übernehmen“, erklärte Ritter.

Das Vorhaben

Der TO 12 der Generalversammlung führte zu intensiven und teils sehr emotionalen Diskussionen. Für die Sanierung des Erholungszentrums Ingrüne um 800.000 Euro wollte der Verband ein 1.868 m² großes Grundstück im Nordosten des Erholungszentrums veräußern. Jüngere Mitglieder wünschten sich ein Nutzungskonzept für den Fortbestand des in die Jahre gekommenen Erholungsheimes sowie eine intensivere Investition in die Frühförderung und therapeutische Maßnahmen für blinde und sehbehinderte Personen. Die Verbandsleitung sowie zahlreiche ältere Mitglieder wollen das Haus mit den sieben Pensionszimmern sanieren und den Erholungsbetrieb mit 17 Betten für innerösterreichische Gäste weiter forcieren. Nachdem ein Vertagungsantrag abgelehnt worden war, wurde bei der namentlichen Abstimmung die notwendige Zweitdrittelmehrheit für die Zustimmung zu Verkauf und Umbau nicht erreicht. Das Vorhaben soll nun neu aufgearbeitet werden. Einstimmig angenommen wurde hingegen die Namensänderung des Verbandes: Aus dem Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband (VBSV) wird nun der Blinden- und Sehbehindertenverband Vorarlberg (BSVV).

Ehemaliges Blindenheim

Das Erholungszentrum Ingrüne in Schwarzach war jahrzehntelang als „Blindenheim“ bekannt und dient heute der Begegnung eigener Mitglieder zB. bei Kegel- und Jassnachmittagen sowie der Beherbergung von blinden und sehbehinderten Pensionsgästen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Parzelle Ingrüne ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar, deshalb befinden sich sowohl das Verbandsbüro wie die Frühförder-, die Rehastelle und die Hilfsmittelausgabe für sehbehinderte und blinde Personen im öffentlich bestens erreichbaren Kehlerpark in Dornbirn. Dort erfolgt auch die Betreuung von Erstkontakten, Beratungen etc.

Das Erholungszentrum inkludiert eine Kegelbahn und einen Schießraum zur Sportausübung. Laut Leiter Arnold Berger verzeichnete das Haus im Jahr 2012 161 Verpflegstage und 1.609 Nächtigungen, was eine Auslastung von 73,7 % ergibt. Der Betrieb des überwiegend in der warmen Jahreszeit geöffneten Hauses finanziert sich laut Kassier Dietmar Pecchioli sowohl aus eigenen Einnahmen wie Spenden. Lediglich 11 eigene Verbandsmitglieder nutzten im vergangenen Jahr die Pensionsmöglichkeit, weitere Gäste kamen aus Deutschland und Innerösterreich. Das ca. 500 Quadratmeter große Gebäude ist über vier Jahrzehnte alt und benötigt eine thermische Sanierung sowie weitere Baumaßnahmen.

Geplante Maßnahmen

In den Kosten von € 800.000 waren die Erneuerung der Fenster und Dämmmaßnahmen der Außenfassade sowie der Einbau eines Kabinenaufzuges, die Erweiterung des Speisesaales mit Verdunkelungsmöglichkeit für Selbsterfahrungsgruppen, der Umbau der Gruppenräume mit Vergrößerung der Fensterfläche, die Erneuerung der Nasszellen mit stufenlosen Duschen, die Renovierung des Fitnessraumes und der Einbau einer Gehörschleife im Mehrzwecksaal sowie die Erneuerung der Brandmeldeanlagen vorgesehen. Zudem sollte die Verlegung von Leitsystemen, Glasflächenmarkierungen und Ausleuchtung mitberücksichtigt werden.

Therapie und Hilfestellung

Während in Ingrüne vor allem gesellschaftliche Kontakte gepflegt werden, finden Therapie und Hilfestellung im Kehlerpark statt: Der Blindenverband ist Träger der Rehabilitationsstelle für sehbehinderte und blinde Menschen und der Frühförderstelle. Deren Dienstleistungen zielen vorrangig darauf ab, die Selbständigkeit zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Edi Ritter, Leiter der Rehabilitationsstelle für sehbehinderte und blinde Menschen berichtet von der Betreuung von 216 Personen im Jahr 2012. Trainings in Orientierung und Mobilität werden durchgeführt sowie eng mit der Augenabteilung des LKH Feldkirch (Ärzte, Pflegepersonal, Sehschule, etc.) zusammengearbeitet. Gemeinsam mit der Frühförderstelle „Sehsam“ wird die Fortbildung für Sonderkindergärtnerinnen realisiert.

Mag. Karin Lehninger (Leitung pädagogische Frühförderstelle) trug ihren Tätigkeitsbericht vor: „Die Frühförderung ist ein Bestandteil des Rehabilitationsprogrammes des Landes Vorarlberg. Die medizinische Diagnostik und enge Zusammenarbeit mit Augenärzten ist wichtig um die Erstkontakte noch früher anzusetzen.“ Beim Verdacht auf visuelle Entwicklungsverzögerung von Kindern ermöglicht die Früherfassung und -erkennung eine gezieltere Förderung – u.a. mittels pädagogisch-therapeutische Arbeit, Beratung, Begleitung, Musiktherapie, Musikworkshops für Kinder und Eltern etc. Mag. Elisabeth Tschann (Leiterin Gesellschaft-Soziales) erläuterte wie die Landesregierung die Inklusion (Einbeziehung) fördert. In diesem Sinne werden auch die Frühförderung und Rehabilitationsmaßnahmen, allerdings nicht das Erholungszentrum, unterstützt.

Neuer Obmann

Dieter Wolter ist der neue Obmann des VBSV, stammt aus Berlin, lebt seit vier Jahren in Vorarlberg und lernte das Land dank seiner Aufenthalte im Erholungszentrum kennen. Prominente Gäste der 64. Generalversammlung waren Dr. Markus Wolf, Präsident des BSVÖ (Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich) sowie Bürgermeister Manfred Flatz, der hoffte, dass innerhalb des Verbandes nach Ausräumung der Meinungsverschiedenheiten bald wieder Frühling herrschen möge. Alt-Obmann Manfred Schuler zeigt sich enttäuscht vom Rücktritt seines Nachfolgers. Karlheinz Ritter selbst wird wieder zu 100 % in den Gemeindedienst zurückkehren. Der langjährige Telefonist der Marktgemeinde Götzis hatte sich für seine Geschäftsführertätigkeit teilzeitkarenzieren lassen.

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