Zu zweieinhalb Jahren Haft ist die Mieterin beim Prozess in Wien verurteilt worden. Davon wurden zehn Monate unbedingt ausgesprochen, den Rest bekam die 45-Jährige unter Setzung einer dreijährigen Probezeit auf Bewährung nachgesehen.
550.000 Euro Schadensgeld an Wiener Wohnen
Zudem muss sich die ledige Langzeitarbeitslose einer Psychotherapie unterziehen. Laut einem psychiatrischen Gutachten leidet sie an einer Persönlichkeitsstörung, war zu den Tatzeitpunkten aber zurechnungsfähig. Wiener Wohnen, das sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen hatte, bekam für den angerichteten Schaden 550.000 Euro zugesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Mieterin beging wegen Mobbing Brandstiftung
Die Frau, die seit 1996 in dem Gemeindebau lebte, hatte ihrer Aussage zufolge dort seit längerem gröbere Schwierigkeiten mit anderen Mietern. Man habe sie “gehänselt, verspottet, ausspioniert”, klagte sie Richterin Claudia Zöllner. Einige Leute seien richtiggehend gehässig geworden: “Die haben meine Beziehung sabotiert.” Dabei habe ihr Freund doch von Früh bis spät gearbeitet.
Alles Reden habe nichts geholfen: “Irgendwann ist es zu viel geworden.” Am 19. Juli marschierte die Frau in den Keller, nachdem sie “beim Einkaufen im Geschäft keine Ruhe” gehabt habe und “gemobbt” worden sei: “Es war schlimm. Ich habe ein bisschen geweint. Dann hab’ ich ein Streichholz genommen und hab’ das Gerümpel angezündet.”
Frau löste zwei Großeinsätze der Feuerwehr aus
Ein Großeinsatz der Feuerwehr war die Folge, wobei die Zündlerin selbst zur Hausmeisterin gelaufen war und sogleich den vorgeblich aus unbekannter Ursache ausgebrochenen Brand gemeldet hatte. Der finanzielle Schaden war mit 170.000 Schaden enorm, da sämtliche Hauptleitungen durchbrannten. Fünf Mieter landeten mit einer Rauchgasvergiftung im Spital. Ungerührt bemerkte die Angeklagte dazu: “Na ja, da denk ich mir, wenn es heißt, sie sollen in den Wohnungen bleiben und trotzdem wer rausgeht.”
Der Frust der Frau dürfte angehalten haben, zumal sie gehofft hatte, man würde sich bei ihr im Glauben, ihre rasche Brandmeldung habe Gröberes verhindert, bedanken. Statt dessen kam nun auch ihr Freund nur mehr selten zu ihr: “Wenn er da war, haben wir nur gestritten.” Am 4. Oktober ging die 45-Jährige wieder in den Keller, angeblich um einen Ersatzknopf für ihren Gasherd zu suchen. Mit einem Streichholz zündete sie eine Matratze und Holzregale an: “Ich konnte aus meiner Haut nicht heraus.” Infolge des ausgedehnten Glimmbrandes rückte die Feuerwehr wieder mit einem Großaufgebot und Atemschutzgeräten an. Diesmal musste ein Mieter mit einer Rauchgasvergiftung ins Spital überstellt werden.
Keine Erleichterung durch Feuer im Gemeindebau
Auf die Frage der Richterin, ob sie nach dem Zündeln “erleichtert” gewesen sei, antwortete die Angeklagte: “Holladaro war ich nicht.” Trotzdem ließ es sie nur 13 Tage später ein drittes Mal brennen, indem sie in einem offenen Kellerabteil einen Teppich anzündete. Der Brand wurde dieses Mal von zwei Mietern zufällig sofort entdeckt und rasch im Keim erstickt. Die Brandstifterin flog auf und kam in U-Haft. Wiener Wohnen kündigte ihr in weiterer Folge den Mietvertrag.
Es gehe ihr jetzt gut, gab die 45-Jährige auf Befragen der Richterin an. Sie rede regelmäßig mit der Anstaltspsychologin: “Ich habe seit ich hier bin viel gelernt. Ich lass’ mich nicht mehr verärgern.” Sie habe auch schon eine neue Wohnung in Aussicht und freue sich, dort einziehen zu können. “Vielleicht gibt’s auch eine Arbeit”, gab sich die Frau abschließend zuversichtlich.
(apa/red)