Das Gemeindezentrum St. Gerold (Vorarlberg), die Passivwohnanlage Samer Mösl (Salzburg), die Elementfertigungshalle Obermayr (Oberösterreich) und die Passivhaus-Volksschule Mauth (Oberösterreich) sind die diesjährigen Gewinner des Staatspreises für Architektur und Nachhaltigkeit. Die Auszeichnungen wurden gestern, Donnerstag, Abend im Rahmen einer Gala in Wien vergeben.
“Nachhaltig Bauen ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Energieautarkie”, sagte Landwirtschafts- und Umweltminister Niki Berlakovich (V) bei der Verleihung. “Österreich zeigt mit den Siegerprojekten einmal mehr, wohin es in Zukunft gehen wird: Die großartigen Beispiele im Wettbewerb machen deutlich, dass das Thema an Attraktivität gewinnt und Bauschaffende zunehmend anregt neue Standards zu setzen”, so Berlakovich laut Aussendung. Die Siegerprojekte bewiesen, dass sich die beiden Begriffe Architektur und Nachhaltigkeit “gegenseitig befruchten und Nachhaltigkeit im Bereich Kunst und Kultur Eingang erhält”, erklärte Jury-Vorsitzender Roland Gnaiger, Architektur-Professor an der Kunstuniversität Linz.
Das Gemeindezentrum St. Gerold sei ein konsequentes Beispiel für Architektur gewordene Nachhaltigkeit, hieß es in der Begründung. “Uns ist wichtig, dass ein Gebäude gut riecht und dass man es mag”, ließ Architekt Andreas Cukrowicz einen emotionalen Zugang erkennen.
Die Passivwohnanlage Samer Mösl beeindruckte die Jury “mit vielfältigen Qualitätsmerkmalen, insbesondere soziale Leistung des Gebäudes und Wirtschaftlichkeit”. Die Bewohner, darunter viele Menschen mit Migrationshintergrund, seien vorbildlich einbezogen worden. So zeigte sich auch Margarethe Schörghofer, die seit dreieinhalb Jahren in der Anlage lebt, sehr zufrieden mit der Wohnqualität: “Es ist hell, man muss nicht heizen und es ist immer gute Luft herinnen.”
Die 3.500 Quadratmeter große Elementfertigungshalle der Firma Obermayr Holzkonstruktionen sei ansprechend, energieeffizient und schaffe einen neuen Standard in der Industriebranche. Die Halle könne dank Bauweise und Dämmung (für die Hobelspäne verwendet wurden, die Abfallprodukt der eigenen Produktion sind) auf Heizung verzichten, sie sei auch “komplett ökologisch abbaubar, sollte sie eines Tages keine Verwendung mehr haben”. Die Halle sei ein Prototyp, betonte Markus Fischer von F2 Architekten: “Wir haben viel experimentiert und simuliert, weil es keine passenden Vorbilder dafür gab.”
In der Passivhaus-Volksschule Mauth in Wels wurde für die Jury “soziale, ökologische und pädagogische Verantwortung auf höchster architektonischer Ebene umgesetzt”. Das Konzept der “Bewegten Schule”, bei dem auf ein großen Maß an Bewegungsmöglichkeit für die Kinder Rücksicht genommen werde, sei schon Teil des Architekturwettbewerbes gewesen, sagte Karl Pany, Baudirektor der Stadt Wels. Es sei einzigartig, dass zuerst ein pädagogisches Konzept vorliege und das Schulgebäude danach geplant werde, so Bezirksschulinspektorin Barbara Pitzer.
Ein Sonderpreis in der Kategorie “Export” ging an das Forschungs- und Dienstleistungsgebäude HIT der ETH in Zürich. Es sei ein Beispiel für den Export von Know-how aus Österreich ins nahe Ausland und zeige, wie nachhaltige Architektur den Energiebedarf eines Gebäudes massiv reduzieren kann.
Insgesamt waren für den zum zweiten Mal nach 2006 vergebenen Staatspreis 93 Projekte eingereicht worden.
Weitere Informationen auf www.staatspreis.klimaaktiv.at