Um kaum eine andere Wiener Institution ranken sich mehr Mythen und Vorurteile als um den Gemeindebau und seine Bewohner. Letztere werden gerne mehr oder weniger ironisch zu Proponenten eines urwienerischen Proletariats Mundlschen Zuschnitts erklärt, wiewohl die Familie Sackbauer gar nie in einem Gemeindebau lebte. Dafür ist dieser längst multikulturell geprägt und wird von Künstlern und Designern als Lebens- und Arbeitsraum genauso geschätzt wie von Handwerkern oder Angestellten. Ebenso stellt sich eine um Abgrenzung bemühte Gruppe den typischen Gemeindebaubewohner vornehmlich in der Trainingshose und im Ruderleiberl vor. Eine Absurdität angesichts der Tatsache, dass knapp ein Drittel aller Wiener in Gemeindebauten lebt und somit das Stadtbild auch modisch vehement prägt.
Mode-Doku im Gemeindebau
Standen in den letzten Jahren Musik oder bildende bzw. angewandte Kunst im Mittelpunkt des Gemeindebau Festivals, war und ist es heuer die Mode. Konzeptionistin Cloed Baumgartner: Mit dem Wissen, dass deutlich mehr als ein Viertel der Wiener in Gemeindebauten lebt, ergibt sich daraus ein aktuelles, gängiges Bild, was in Sachen Mode in Wien auf der Straße abgeht. Begonnen hat der Mode:Block schon im November 2010. Seitdem gab es den Blog Block:Watch, die Sofortbildkamera-Aktion My View (zu sehen auf http://mode.gbfestival.at), drei Popup- Stores und einen Swap- Shop zum Kleidertauschen mit begleitenden Workshops. Den krönenden Abschluss des Festivals bildet am 14. Mai die große Block:Style Party im Reumannhof. Im Zentrum eine von Mario Soldo inszenierte Modenschau. Und vielleicht schaut auch Herrn Soldos Jurykollege bei Wir sind Helden, Sido, vorbei. Was durchaus sinnvoll wäre, heißt dessen größter Hit doch Mein Block.