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Gemeinde-Grüne contra Messepark-Erweiterung

Welche Bedenken die Grünen Gemeindevertreterinnen zu den Erweiterungs-Plänen haben.
Welche Bedenken die Grünen Gemeindevertreterinnen zu den Erweiterungs-Plänen haben. ©VOL.AT/Griswold, VOL.AT/Mayer, Canva Pro
Grüne Gemeindepolitikerinnen aus Dornbirn, Lustenau, Lauterach und Wolfurt nehmen Stellung zur Messepark-Erweiterung. Sie wollen die Zentren schützen und keine Expansion auf Kosten der Allgemeinheit.
Einzelhändler gegen den Messepark
Breite Kritik an Plänen für den Messepark

Juliane Alton aus Dornbirn, Christine Bösch-Vetter aus Lustenau, Karin Schindler aus Lauterach und Ursula Molitor aus Wolfurt haben einiges gemeinsam. Alle sind sie bei den Grünen auf Gemeindeebene aktiv. Und sie kämpfen gegen die geplante Messepark-Erweiterung und für lebendige Ortszentren.

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Bereits seit Bekanntwerden der neuesten Pläne für eine Erweiterung des Dornbirner Einkaufszentrums sorgen diese für reichlich Diskussionsstoff. Während die Betreiber des Messeparks die Expansion als einen Schritt in die Zukunft sehen, warnen die Grüne Gemeindepolitikerinnen vor den potenziellen negativen Auswirkungen auf die Gemeinde und die Region.

Juliane Alton, Christine Bösch-Vetter, Karin Schindler und Ursula Molitor. ©VOL.AT/Mayer

Ein Gewinner – viele Verlierer

Die Erweiterungspläne hätten in jetziger Form nur einen Gewinner: Den Messepark selbst. Verliererinnen sehen sie hingegen viele: "Die Stadt Dornbirn, die ihre Flächen gratis zur Verfügung stellen soll, die Städte und Gemeinden in ganz Vorarlberg, die sich bemühen, ihre Ortszentren zu beleben, und die Bevölkerung, die noch öfter im Stau stehen wird", so die Politikerinnen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag. Sie sagen: "Nein zu einer Expansion auf Kosten der Allgemeinheit. Ja zu einer Modernisierung und Erweiterung mit Maß und Verstand. Ja zu lebendigen Ortszentren."

Öffentliche Flächen für private Expansion

Juliane Alton, Stadträtin für Umwelt und Klimaschutz und Fraktionsvorsitzende der Dornbirner Grünen, äußerte sich skeptisch zur geplanten Erweiterung. Anders als von den Messeparkbetreibern vielfach betont, würden für die Realisierung keinesfalls nur eigenen Flächen verbaut. Rund 5.800 Quadratmeter seien unter und auf Grundstücken von Stadt und Land geplant. Diese öffentlichen Flächen beheimaten Parkplätze, Straßen und sogar die öffentliche Infrastruktur wie Kanalisation und Wasserleitungen.

"Es ist eine unglaubliche Anmaßung, einfach öffentliche Flächen für die eigene Erweiterung mit zu planen", ist Juliane Alton verärgert. "Das ist als würde der Häuslebauer sein Haus direkt an der Grundstücksgrenze bauen, die Garage auf dem Grundstück des Nachbars planen und für die Zufahrt einen Fahrstreifen von der Straße abzwacken, damit er selbst mehr Garten und Wohnfläche zur Verfügung hat." Dieses Vorgehen sei eine Anmaßung und könne nicht akzeptiert werden, so Alton.

Verkehr als zentrales Problem

Christine Bösch-Vetter, Gemeinderätin in Lustenau und Landtagsabgeordnete, wies auf die zu erwartende deutliche Zunahme des Verkehrsaufkommens hin. Heute fahren an einem Werktag ca. 7.500 PKW/24h, nach der Erweiterung wird mit circa 9.280 PKW/24h gerechnet.
Das entspricht einem Anstieg um rund 24 Prozent. "Das ohnehin verkehrsgeplagte Lustenau verträgt keine acht Prozent Mehrverkehr. Wer das behauptet, hat keine Ahnung von den Verhältnissen in unserer Gemeinde", verdeutlicht sie. "Damit wären bei uns weite Teile endgültig Schach-Matt gestellt. Das ist weder der Bevölkerung, aber auch nicht der Wirtschaft zuzumuten." Bösch-Vetter betont, dass Mobilität nicht an Gemeindegrenzen haltmache und daher eine regionale Betrachtung notwendig sei.

Lebensqualität in Gefahr

Karin Schindler, Gemeinderätin in Lauterach, machte darauf aufmerksam, dass der Messepark bereits über 16.900 Quadratmeter Verkaufsfläche verfügt und zusätzliche 2.100 Quadratmeter ungenutzt bleiben. Sie warnte vor den negativen Auswirkungen auf die Ortszentren, die durch eine weitere Erweiterung drohen, darunter Geschäftsschließungen, der Verlust von Arbeitsplätzen und Treffpunkten sowie Beeinträchtigungen der Nahversorgung und Lebensqualität. "Wir haben im Ort viel Energie und Geld in den Ausbau von Fuß- und Radwegen und den Planungsprozess für die Attraktivierung des Ortszentrums gesteckt, damit die Lauteracherinnen gerne hier einkaufen gehen und das Zentrum ein Treffpunkt bleibt. Diese Bemühungen dürfen der Gewinnmaximierung des Messeparks nicht zum Opfer fallen", gibt sie zu verstehen. Schindler betonte, dass die Erweiterung dem Online-Handel nicht effektiv Konkurrenz machen könne. Stattdessen sei es wichtig, ein Einkaufserlebnis in belebten Ortszentren zu bieten.

Gemeindeleben in Gefahr

Studien belegen laut den Gemeindevertreterinnen, dass ein Großteil der Kaufkraft der Hofsteiggemeinden zum Messepark abwandert. Deshalb arbeite Wolfurt wie viele andere Gemeinden seit vielen Jahren daran, wieder mehr Kaufkraft an die Gemeinden zu binden. Dabei nehme die Gemeinde viel Steuergeld in die Hand. „Eine Erweiterung des Messeparks konterkariert die Bemühungen der Gemeinden, lebendige Ortszentren zu schaffen. Wir brauchen keine größeren Einkaufszentren. Wir brauchen Landespolitikerinnen mit Größe und Weitblick, die hinter ihren Gemeinden stehen", erklärt daher Ursula Molitor, Gemeindevertreterin aus Wolfurt.

Zum vom Messepark-Betreiber erwähnten Verzicht auf die Nutzung von Verkaufsflächen meinten die Gemeindeverteterinnen, man habe die Flächen bereits 2018 umgewidmet. "Einen Messeparkgutschein kann ich auch nur einmal einlösen", waren sich Alton und Bösch-Vetter in diesem Punkt einig. Die Rückwidmung der Flächen werde in der nächsten Sitzung am 21. September beantragt, verdeutlichte die Dornbirner Stadträtin.

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(VOL.AT)

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