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Geld oder Moral – oder beides?

Christine Wachter verkörperte Claire Zachanassian fast perfekt.
Christine Wachter verkörperte Claire Zachanassian fast perfekt. ©Foto: str
Einerseits farbenfroh, was das Bühnenbild betrifft, andererseits bedrückend, was den Inhalt betrifft, präsentierte sich das diesjährige Stücke „Der Besuch der alten Dame“ des treff.theater. 
Impressionen von "Der Besuch der alten Dame"

Dennoch konnte sich das Theaterensemble am Sonntag Nachmittag über ein zum Bersten volles Haus freuen und zeigte auch nach einer anfänglichen kleinen Panne mit dem Licht – gerade dies macht das Theater menschlich und spannend – schauspielerische Höchstleistungen.

Tolle Hauptdarsteller

Allen voran Christine Wachter, die die alte Dame Claire Zachanassian in großer Perfektion und mit einer ausgesprochenen Souveränität  darstellte. Doch auch der zweite Hauptprotagonist Markus Kieber alias Alfred Ill fiel keineswegs ab und stand Wachter kaum nach. Ist die Geschichte doch alles andere als leicht verträgliche Kost. Dürrenmatt Intention, was denn nun mehr zähle, Geld oder Moral, wurde jedenfalls von Regisseur Dietmar Schlatter gekonnt auf der Bühne umgesetzt. Und auch die zahlreichen Szenewechsel wurden mit viel Feingefühl und ohne großartige Umbauarbeiten bewerkstelligt. Das kleine Städchen Güllen ist vollkommen verarmt und setzt seine ganze Hoffnung für den wirtschaftlichen Aufschwung in den Besuch der alten Dame Claire Zachanassian, die einst in dem Städtchen aufwuchs. Sogar eine kleine Liebschaft hatte sich dort als junges Mädchen mit Alfred Ill und genau dieser soll der alten Milliardärin das Geld entlocken. Doch so einfach gestaltet sich die Sache nicht, denn Claire Zachanassian ist durchaus gewillt, Geld zu investieren, dafür will sie aber Gerechtigkeit und somit den Tod von Alfred Ill, der sie vor mehr als 20 Jahren schwanger sitzen gelassen hatte.

Eigene Moral

Was zuerst Entrüstung unter den Bewohnern des Städtchens auslöst, schwindet immer mehr einer Moral, die man sich in Güllen zu recht biegt, hat man doch bereits das Geld vor Augen. Und Alfred Ill, er erschrickt, als sich er sich hilfesuchend an Polizei, Bürgermeister, Arzt oder auch an seine Familie wendet, denn eigentlich hilft ihm keiner und alle denken nur an den wirtschaftlichen Aufschwung. Genau diese Passage schaffte Schlatter hervorragend heraus zu arbeiten, denn der Wandel von der Entrüstung über die Moral, die sich plötzlich gegen Alfred Ill wendet ist ein zentrales Thema des Stücks. Und obwohl die Aufführung satte zweieinhalb Stunden dauert, gibt es kaum Langeweile und am Ende einen tosenden Applaus für die schauspielerischen Leistungen.

 

 

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